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Stadt Offenbach

Stolpersteine für Karl August, Paul und Elisabeth Stern, geb. Roth

Beschreibung

Karl August Stern wurde am 8. Oktober 1878 als Sohn jüdischer Eltern in Frankfurt geboren. Nach der Eheschließung mit der evangelischen Christin Elisabeth Roth, die am 5. Juli 1877, ebenfalls in Frankfurt, geboren wurde, zog das Paar 1898 an den Wilhelmsplatz nach Offenbach. 

Sie hatten drei Kinder: Bernhard Eduard, geboren 1899, Stephania Johanna, geboren 1901, und Willi Georg Paul, geboren 1907, die evangelisch getauft wurden, da Elisabeth Stern nicht zum Judentum konvertierte.

Nachdem Karl August Stern Karl Stern in der bekannten, jüdischen Gerberei Mayer & Sohn zum Prokuristen aufgestiegen war und sich erfolgreich in der Firmenleitung bewährt hatte, erwarb das Ehepaar das zweigeschossige Wohnhaus in der Löwenstraße 5 und wohnte dort bis 1936.

Karl und Elisabeth Stern waren in Offenbach bekannte Persönlichkeiten. Beide engagierten sich während des ersten Weltkrieges und in der Weimarer Zeit in verschiedenen Kriegsfürsorgeeinrichtungen und in der Offenbacher Wohlfahrtspflege. Karl Stern unterstützte seine Frau, als sie als Vorsitzende des Hilfsvereins auch Aufgaben in der kommunalen Sozialpolitik übernahm. Er wirkte als Betreuer der Vereinsfinanzen mit und setzte sich für die Unterstützung der Vereinstätigkeiten durch die Firma Mayer & Sohn ein. Elisabeth Stern, die in Offenbach nur als „Else“ bekannt war, wurde von vielen wegen ihrer zahlreichen Aktivitäten für Hilfsbedürftige als „Engel der Armen“ bezeichnet.

Tochter Stephanie, die 1923/ 24 als deutsche Meisterin im Florettfechten erfolgreich war, zog 1927 nach ihrer Heirat in die USA. Sohn Bernhard war ab 1933 beruflich in Berlin tätig und emigrierte später von dort in die USA.

Paul Stern trat nach der Ausbildung in der Lederwarenbranche 1926 in die Firma Mayer & Sohn ein und wurde 1934 zum Prokurist und Leiter der Finanzabteilungv bestellt. Vater Karl Stern gehörte mittlerweile neben zwei anderen Personen zu den Vorstandsmitgliedern der Firma. Von Seiten der Nationalsozialisten wurde auf sie immer stärker Druck ausgeübt, die jüdische Firma zu „arisieren“.

1936 erfolgte die Übernahme des Unternehmens durch die Firma „Salamander“, die zum Ausschluss der jüdischen Vorstandsmitglieder Karl August Stern und Max Weil drängte. Als mit einem Juden verheiratete Frau musste Else Stern die Leitung in den sozialen Einrichtungen aufgeben, die ab 1934 in die NS-Volkswohlfahrt übernommen worden waren.

Am 29. September 1936 wurde Karl Stern unter dem Vorwurf des Verdachts auf Devisenvergehen und Firmenschädigung verhaftet. Durch falsche Aussagen eines Mitarbeiters demoralisiert und weil er befürchtete, dass ihm seine Aussagen als Jude beim Verhör nicht geglaubt werde, nahm er sich am 27. Oktober 1936 im Gestapokeller das Leben.

Als Paul Stern erfuhr, dass er von der Gestapo beobachtet wird, setzte er sich nach der Bestattung seines Vaters am 31. Oktober 1936 in die Schweiz ab. Von dort emigrierte er 1937 mit seiner Familie in die USA.

Der zurückgebliebenen Ehefrau wurde nach der Flucht des Sohnes zunächst der Pass abgenommen. Durch Beziehungen bekam sie von einem Polizisten das Dokument wieder zurück mit der Empfehlung, das Land schnellstens zu verlassen. Elisabeth Else Stern flüchtete daraufhin zunächst in die Schweiz, von dort emigrierte sie 1937 zu ihren Kindern in die USA.

Das Haus in der Löwenstraße 5 wurde vom Reichsfiskus beschlagnahmt.

Nicht lange nach Kriegsende nahm Elisabeth Else Stern Kontakt zu noch lebenden Bekannten in Offenbach auf. Auch mit Offenbachs Oberbürgermeistern entwickelte sich ein Briefwechsel.
1955 wollte der Magistrat sie Aufgrund ihrer Verdienste zur Ehrenbürgerin ernennen. Dies lehnte Else Stern ab; sie hege zwar keinen Groll mehr gegen die Stadt, aber die Entfremdung sei doch zu groß.

Nach ihrem Tod 1966 wurde ihre Urne im Familiengrab in Frankfurt beigesetzt. Von der Lokalpresse wurde sie danach als Wohltäterin der Armen in den Kreis der erinnerungswürdigen jüdischen Persönlichkeiten der Stadtgeschichte aufgenommen. In Rumpenheim ist eine Straße nach ihr benannt.

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