Stolperstein für Dr. Manfred Weinberg
Beschreibung
Dr. Manfred Weinberg, geboren am 21. April 1902, entstammte einer alten Offenbacher Beamtenfamilie. Er war Rechtsanwalt und lebte in der Straße der Republik 29, wie die Kaiserstraße von 1919 bis 1933 hieß. Bis 1932 gehörte er zum Vorstand der Offenbacher Kickers und konnte in dieser Eigenschaft in letzter Minute den geplanten Auftritt Adolf Hitlers am 16. Juni 1932 im Kickers-Stadion verhindern.
Die NS-Kundgebung mit 20.000 Besuchern fand daraufhin auf dem benachbarten Sportplatz des SV Offenbach 02 statt. In der später einberufenen Mitgliederversammlung des OFC wurde Dr. Weinberg zum Rücktritt aufgefordert, nachdem bereits 200 Mitglieder aus Protest den Verein verlassen hatten. Nun waren die Kickers „frei von jüdischen Einfluß. Wir gratulieren!“, hieß es in den Offenbacher Nachrichten vom 28. Juli 1932. Sein Name taucht in keiner Vereinschronik und in keiner Festschrift auf, die Jahre 1933-45 werden nur in sportlicher Hinsicht beschrieben.
Weinberg stand der SPD nahe und trat den Nazis mutig entgegen. Unmittelbar nach der Machtübernahme bekam er deren Rache zu spüren: So zwang man ihn gemeinsam mit dem Kaufmann Ernst Oppenheimer auf dem Wilhelmsplatz kommunistische Parolen zu entfernen – mit einer Zahnbürste. Die umstehenden Passanten protestierten nicht.
Im März 1933 wurde Dr. Weinberg vorübergehend in „Schutzhaft“ ins KZ Osthofen (Rheinhessen) transportiert. Zwei Monate später, im Mai 1933, erhielt er Berufsverbot. Angesichts der zunehmenden Pogrome und Hetze gegen Juden emigrierte er und lebte bis 1946 im Exil in Frankreich und Afrika. Nach seiner Rückkehr wurde er mit dem Wiederaufbau des Mainzer Arbeitsamtes betraut.
Pate des Stolpersteines ist der Vorstand des OFC-Kickers, verlegt am 25. Februar 2006.
Stolperstein für Dr. Manfred Weinberg
Bieberer Straße 282
63071 Offenbach