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Stadt Offenbach

Stolperstein für Georg Kaul

Beschreibung

Georg Kaul

Georg Kaul wurde am 11. August 1873 in Schlesien geboren. Er kam 1910 nach Offenbach, um für die sozialdemokratische Zeitung „Offenbacher Abendblatt“ zu schreiben. Bis 1932 blieb er in seinem Beruf aktiv. Gleichzeitig war er ein viel gefragter Redner in Volksversammlungen und Gewerkschaftsveranstaltungen.


Nach der November-Revolution von 1918 übernahm Georg Kaul den Vorsitz im Arbeiter- und Soldatenrat. Als erste Maßnahme des Rates verkündete Kaul die Einführung des 8-Stunden-Tages in Offenbach. 1919 wurde er in die Hessische Volkskammer gewählt. Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Landtag führte er den Vorsitz der SPD-Fraktion.

Täglich warnte er in „seiner“ Zeitung vor dem Aufkommen des Faschismus. Die Machtübernahme der Nazis stürzte ihn in tiefe Verzweiflung. Am 1. Mai 1933 machten bis dahin nicht verhaftete Offenbacher Gewerkschafter den großen Fehler: "… im vollen Bewusstsein ihrer Pionierdienste für den Maigedanken, für die Ehrung der schaffenden Arbeit und für die vollberechtigte Eingliederung der Arbeiterschaft in den Staat, sich allerorts an der von der Regierung veranlassten Feier festlich zu beteiligen". Eine große Mehrheit der Offenbacher arbeitenden Bevölkerung fand sich am 1. Mai auf dem Wilhelmsplatz ein.

Als Georg Kaul erlebte, wie ehemals aktive Gewerkschafter mit der NS-Arbeitsfront im gleichen Zug zur Maifeier marschierten, brach für ihn eine Welt zusammen. In der Wohnung der Familie Brand in der Bieberer Straße 269, wo Kaul zuletzt zur Untermiete wohnte, führte er in der Nacht zum 2. Mai 1933 eine hitzige Debatte mit einigen seiner Genossen. Im Zustand höchster Erregung verabschiedete er sich und entschloss sich zum Suizid durch Einnahme von Gift in seinem Tee. Er starb am 2. Mai im Offenbacher Krankenhaus.

Die letzten Worte in seinem Abschiedsbrief: „Für so viel Gesinnungslumperei schäme ich mich. Ich werde versuchen zu gehen.“

Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaftshäuser auf Anweisung der DAF durch die NSBO, SA und SS besetzt. Die früheren Gewerkschaftsfunktionäre kamen in „Schutzhaft“. 

Paten und Patinnen des Stolpersteins für Georg Kaul sind die Historische Kommission der SPD und die Gewerkschaft Ver.di, verlegt am 25. Februar 2006

Stolperstein für Georg Kaul

Bieberer Straße 269
63071 Offenbach

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