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Stadt Offenbach

Stolperstein für Gretel Maraldo, geborene Mitze

Gretel Mitze wurde am 28. März 1923 in Offenbach geboren. Mit 18 Jahren heiratete sie den italienischen Fliesenleger Romano Maraldo. 1942 wurde ihr Sohn Tito geboren und kurz darauf ging die junge Familie nach Italien, wo Romano Maraldo den Militärdienst ableisten musste.

Beschreibung

Gretel Maraldo

Gretel Mitze wurde am 28. März 1923 in Offenbach geboren. Sie und ihre Schwester Eva wohnten mit ihren Eltern Heinrich Mitze, von Beruf Schriftgießer, und Anna Mitze, Modistin, im Heusenstammer Weg 31. Auch die Großeltern lebten hier. Gretels Großvater war Wilhelm Weber, Reichstagsabgeordneter der SPD und Gewerkschaftssekretär in Offenbach.

Nach der Volksschule arbeitete Gretel als Stepperin bei der Firma Ehrmann. Mit 18 Jahren heiratete sie den italienischen Fliesenleger Romano Maraldo. 1942 wurde Sohn Tito geboren und kurz darauf ging die junge Familie nach Italien, da Romano Maraldo den Militärdienst ableisten musste.

Gretel beschloss wenig später, zu ihrer Familie nach Offenbach zurückzukehren. Ihr Mann war Soldat und da sie wenig Italienisch sprach, war das Leben mit Schwiegermutter und Baby für sie schwierig gewesen. Mit ihrem Sohn Tito lebte sie wieder bei den Eltern im Heusenstammer Weg.

In Offenbach engagierte sich die junge Frau in einer der in vielen deutschen Städten aktiven oppositionellen Jugendgruppe, den „Edelweißpiraten“. In Offenbach nannten diese sich die „Schlangenbande“. Ihre Mitglieder wollten sich nicht der Militarisierung der gesamten Jugend in Deutschland unterordnen, sondern sich weiter auf ihre Weise kleiden und ihre Freizeit verbringen. Auch sprachen sie sich deutlich gegen die Kriegspläne der Nazis aus.

Im Januar 1944 wurde Gretel Maraldo zusammen mit anderen verhaftet und mit der Begründung „Verbrechen gegen § 4 Volksschädlingsverordnung“ eingesperrt, im Juni aber wieder entlassen.
Am 06. Januar 1945 versuchte sie mit vier weiteren Jugendlichen, Werner Diehl, Fred Horz, Robert Heinrich Appel und Werner Kaltmaier, in die Schweiz zu fliehen. Die Gruppe wurde bereits nach zwei Tagen in Villingen festgenommen und kam in das Gestapo-Gefängnis in Bensheim. Dort waren unter den Gefangenen viele Jugendliche, auch aus Offenbach, die der "Schlangenbande" zugeordnet wurden. Sie wurden geschlagen und verhört, auch Gretels Schwester Eva war für kurze Zeit dort.

Am 23. März wurden die vier Freunde von Gretel in das Gestapo-Gefängnis in Darmstadt gebracht, um von dort in ein Konzentrationslager in Bayern verlegt zu werden. Doch dazu kam es nicht mehr, da die Amerikaner schon in der Nähe waren.
Am 24. März sollte Gretel Maraldo gemeinsam mit ihre Mitgefangenen in Bensheim erschossen werden. Auf dem Weg zum Hinrichtungsort auf dem Kirchberg bei Bensheim versuchte sie zusammen mit einem russischen Mitgefangenen zu fliehen. Während dem russischen Offizier die Flucht gelang, wurde Gretel Maraldo erschossen - drei Tage vor der Befreiung und vier Tage vor ihrem 22. Geburtstag.

Ihr Sohn Tito wohnt weiterhin im Kreis Offenbach. Neben dem Stolperstein erinnert eine Straße im Bürgeler Neubaugebiet an die junge Frau. Auf dem Gedenkstein auf dem Kirchberg erinnern Namen an alle Opfer dieser Gestapo-Morde. 

Pate des Stolpersteins für Gretel Maraldo ist der Verein Para Nicaragua
Verlegt am 21. Oktober 2006.

Stolperstein für Gretel Maraldo

Heusenstammer Weg 31
63071 Offenbach

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Bildnachweise