Stolperstein für Martin Eichel
Beschreibung
Martin Eichel wurde am 13. Februar 1897 in Offenbach geboren.
Er war als jüdischer Handlungsgehilfe tätig und heiratete am 24. Dezember 1920 die Christin Anna Emilie Baumgart, geb. am 15. März 1896 in Zürich. In der NS-Zeit drängten die Nazis Frau Eichel, sich von ihrem jüdischen Ehemann scheiden zu lassen, was sie aber nicht tat.
Nachbarn im Französischen Gässchen 12 in der Offenbacher Altstadt hielten zu dem Ehepaar, hörten mit Martin Eichel heimlich den Londoner Sender und baten ihn, bei Luftangriffen mit ihnen in den Luftschutzkeller zu kommen. Da das Juden verboten war, lehnte er jedoch ab, weil er seinen Nachbarn keine Schwierigkeiten machen wollte. Er musste einen separaten Keller benutzen.
Wegen des sogenannten „Mischehen-Status“ entging Martin Eichel im September 1942 der Deportation, wurde im Frühjahr 1943 aber Opfer der von den Nationalsozialisten angeordneten „Beseitigung der jüdischen Partner in Mischehe“. Nach Aussagen von überlebenden christlichen Ehepartner/innen wurden die meisten jüdischen Partner/innen 1943 auf die Gestapo-Dienststelle in Offenbach zur Vernehmung einbestellt, von der sie nicht mehr nach Hause zurückkehrten. Sie wurden vom Offenbacher Gefängnis zur Gestapostelle nach Darmstadt gebracht und von dort in ein Vernichtungslager deportiert.
Das Deportationsdatum von Martin Eichel ist nicht bekannt. Zeitzeugen bestätigten, dass er zunächst nach Darmstadt gebracht und dort inhaftiert wurde.
Laut Gedenkbuch der Opfer des Nationalsozialismus (Öffnet in einem neuen Tab) kam Martin Eichel am 25. August 1943 in Auschwitz ums Leben.
Seine Frau erhielt die schriftliche Nachricht, dass er an Lungenentzündung verstorben sei. Da sie Kontakt zu anderen Angehörigen von Auschwitz-Häftlingen hatte, fiel ihr auf, dass diese am selben Tag einen gleichlautenden Brief bekamen. So war ihnen klar, dass es sich nicht um die wahre Todesursache handelte und ihre Angehörigen ermordet worden waren.
Patinnen des Stolpersteins für Martin Eichel sind Renate Heidenreich und ihre Mutter Emmy, die als Kind das Ehepaar Eichel aus ihrer Nachbarschaft kannte.
Verlegt am 21. Oktober 2006
Stolperstein für Martin Eichel
Französisches Gässchen 12
63065 Offenbach