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Stadt Offenbach

Stolperstein für Jenny Steigerwald, geb. Sündermann, Minna, Max und Julius Steigerwald

Beschreibung

Das Adressbuch der Stadt Offenbach aus dem Jahr 1937/38 führt folgende Namen als Bewohner in der Sternstraße 12 auf: Jenny Steigerwald, Wwe. geb. Sündermann, geb. am 13.Juli 1879 in Westheim, Kreis Haßfurt, und Sohn Julius, geb. am 18. Dezember 1909. Ehemann, Jakob Steigerwald, geb. am 24. Februar 1877, war Viehhändler und bereits am 25. Mai 1935 verstorben.

Das Ehepaar Steigerwald hatte noch zwei weitere Kinder: Minna, geb. am 14. November 1912, und Max, geb. am 12. September 1920. Max Steigerwald konnte nach Berichten von Zeitzeugen aus Bürgel 1936 oder 1937 mit finanzieller Unterstützung der Familie und weiteren - nicht näher bekannten - Kreisen nach England emigrieren. In der Emigrationsliste der jüdischen Gemeinde wird er aber nicht genannt.

Julius Steigerwald verdiente seinen Lebensunterhalt als Manufakturwarenhändler von Handtüchern, Textilien und Kurzwaren, die er in den damals noch überwiegend in jüdischem Besitz befindlichen Kleiderfabriken in und bei Aschaffenburg kaufte. Laut der Offenbacher Gewerbekartei meldete er am 23. März 1935 einen Manufakturhandel an, der schon am 30. Dezember 1938 wieder abgemeldet wurde. Das Datum ist kein Zufall, denn ab dem 01. Januar 1939 trat die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ in Kraft.

Seine Schwester Minna war Hausangestellte und lebte vom Eier- und Ölverkauf. In Bürgel hatte sie daher den Spitznamen „die Eier-Minna“. Unterstützung erfuhr die Familie Steigerwald wohl immer wieder durch Nachbarn, insbesondere durch die Familie Fecher in der Sternstr. 11.

Gemäß der Deportationsliste wurde Jenny Steigerwald gemeinsam mit ihrer Tochter Minna am 30. September 1942 nach Polen, vermutlich nach Treblinka, deportiert. Auf den jeweiligen Offenbacher Meldekarten für Jenny und Minna Steigerwald ist dazu vermerkt: 9. Oktober 1942 „auf Reisen" bzw. "unbekannt verreist". Laut Gedenkbuch ist Jenny Steigerwald in Polen verschollen. In der Offenbacher Meldekarte ist als Todesdatum der 01. Januar 1944 angegeben.

Bei Julius Steigerwald ist in der Offenbacher Kartei der Vermerk "am 9. Oktober 1940 unbekannt verzogen“ eingetragen. Das ist allerdings nicht richtig, denn laut Gedenkbuch wurde er am 10. Februar 1943 nach Theresienstadt und von dort aus am 28. September 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Julius Steigerwald und seine Schwester Minna starben laut "Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933-1945" (Öffnet in einem neuen Tab) im KZ Auschwitz. 

Der Stolperstein wurde verlegt am 14. Februar 2009.

Stolperstein für Jenny Steigerwald, geb. Sündermann, Minna, Max und Julius Steigerwald

Sternstraße 12
63075 Offenbach

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