Stolperstein von Theodor Haas
Beschreibung
Theodor Haas wurde am 09.Juli 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Bürgel geboren und wohnte mit ihnen bis zu seiner Heirat im Jahre 1934 in der Kreuzstraße 27. Danach lebte er mit seiner Ehefrau Maria Elisabeth im Dreieichring 16. In der amtlichen Meldekartei von 1938 wird ausdrücklich hervorgehoben, dass die Ehefrau „arischer Herkunft“ ist und der jüdischen Gemeinschaft nie angehört hat.
Aus dem Adressbuch und der Kartei der Gewerbetreibenden von 1937/38 ist zu entnehmen, dass Theodor Haas 1924 mit einem Kompagnon eine Handelsgesellschaft gründete, die Lederwaren und Reiseartikel vertrieb. Bis 1938 hatte er diesen Betrieb in der Bernardstraße 63 inne.
Gemäß der „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben von November 1938“ musste Theodor Haas das Unternehmen am 28. Dezember 1938 zwangsweise schließen.
In einem Zeitungsartikel der Offenbacher Nachrichten vom gleichen Tag ist vermerkt, dass das „Geschäft nebst Firma nach Auflösung der Gesellschaft“ an die Fabrikanten Dinges & Keinath „veräußert“ worden sei. Nach der „Arisierung“ seiner Firma war Theodor Haas von 1940 bis 1942 als Hilfsarbeiter in einer anderen Offenbacher Lederwarenfabrik beschäftigt.
Entsprechend der „Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Änderung von Familiennamen und Vornamen“ vom 17. August 1938 musste Theodor Haas den Beinamen Israel annehmen, was aus der Eintragung des Standesamtes am 28. Dezember 1938 hervorgeht.
Nach Aussage des Sohn des damaligen Hausbesitzers im Dreieichring waren Gespräche mit dem Juden Theodor Haas ab sofort in der Öffentlichkeit verboten und er erinnert sich, dass er nicht verstand, warum „Juden plötzlich böse“ waren.
Im Mai 1941 musste das Ehepaar Haas die Wohnung im Dreieichring für einen NS-Arzt räumen und in das Haus Ludwigstraße 28 ziehen, in dem noch andere ausquartierte Juden wohnten. Das gesamte, noch vorhandene Sparvermögen wurde eingezogen.
Wegen des sogenannten „Mischehen-Status“ entging Theodor Haas im September 1942 noch der Deportation. Im März 1943 jedoch wurde er im Rahmen der angeordneten „Beseitigung der jüdischen Partner in Mischehe“ am 16.März 1943 zur Vernehmung bei der Gestapo in Offenbach einbestellt, von wo er nicht mehr heimkehrte. Auf Nachfrage erfuhr seine Ehefrau vom Gestapo-Beamten Hedderich, dass sich ihr Ehemann im Polizeigefängnis in Offenbach befinde. Nach zweitägiger Haft wurde er mit zehn weiteren „Nichtariern“ in das Gestapo-Gefängnis nach Darmstadt gebracht und dort weitere 50 Tage festgehalten. Während dieser Zeit durfte sich das Ehepaar nur einmal kurz sprechen. Den Grund für die Verhaftung kannten sie nicht und konnten ihn auch nicht in Erfahrung bringen.
Frau Haas erhielt nur noch einmal eine Postkarte von ihrem Mann aus einem Ort bei Auschwitz. Im September 1943 fand sie die Nachricht von seinem Tod in ihrem Briefkasten vor. Er sei in Auschwitz an Lungenentzündung gestorben und dort eingeäschert worden.
In der Offenbacher Meldekartei von Theodor Haas ist dazu vermerkt: Gestorben am 24. August 1943 in Auschwitz. Die verwitwete Ehefrau Haas durfte ab September 1943 in das Haus am Dreieichring 16 zurückkehren und wohnte dort bis 1968. Danach lebte sie wieder im Geburtshaus ihres Mannes in der Kreuzstraße 27.
Stolperstein von Theodor Haas
Dreieichring 16
63067 Offenbach