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Stadt Offenbach

Stolperstein für Karl Kaufmann, Ruth und Lothar Kaufmann

Beschreibung

Karl Kaufmann
Ruth und Lothar Kaufmann 1938

Karl Kaufmann wurde als Sohn eines jüdischen Händlers am 02. Februar 1895 in Langenschwalbach geboren. Er lebte seit 1911 in Offenbach, nahm als „Frontkämpfer“ am I. Weltkrieg teil und heiratete 1923 die evangelische Christin Katharina, geb. Schott, geboren am 08. Juli 1895 in Offenbach.

Gemeinsam mit ihren Kindern Ruth (Jg.1926) und Lothar (Jg. 1931) wohnten sie seit 1927 in der Hohe Straße 35. Die Kinder gehörten wie Vater Karl auch zur Israelitischen Religionsgemeinde. Für die Nationalsozialisten galten sie als „jüdisch versippt“, als „Bastarde“ und „nichtarische Mischlinge“.

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten war es für Karl bald nicht mehr möglich, weiter als Textilkaufmann zu arbeiten. Er musste die Familie als Hilfsarbeiter durchbringen, ständig den Arbeitsplatz wechseln, um ja nicht aufzufallen, ohne Sozialversicherung und Krankenkasse. Als die Devisenstelle Ende 1939 seines Vermögens habhaft werden wollte, war die Familie längst mittellos und lebte von der Unterstützung der jüdischen Gemeinde.

Ruth musste die öffentliche Schule verlassen und 1934 auf die Jüdische Bezirksschule wechseln. Lothar erhielt erst gar keine Chance, auf einer öffentlichen Schule angemeldet zu werden.

Als Nichtuniformierte während der Pogromnacht 1938 die Wohnung der Kaufmanns verwüsteten, hatten sie diese längst aus Angst verlassen. Karl wurde dennoch kurz darauf festgenommen und am 16. November 1938 im Konzentrationslager Dachau inhaftiert. Er wurde entlassen, nachdem er sich verpflichtet hatte, Deutschland zu verlassen.

Die Eltern brachten ihre beiden Kinder nach Lüttich zu Verwandten, während sie selbst verzweifelt auf ein Affidavit warteten, eine Bürgschaft , die es ihnen erlauben würde, in die USA einzureisen.

Als Karl das Affidavit endlich in Händen hielt, begann der Krieg, und die Wehrmacht marschierte in Belgien ein. Ruth und Lothar versuchten noch, nach Nordfrankreich zu entkommen. Doch ihr Flüchtlingstreck wurde von deutschen Flugzeugverbänden unter Beschuss genommen. Im deutschen Kugelhagel starben sie am 23. Mai 1940 zwischen Lille und Arras im Alter von 9 und 14 Jahren.

Karl und seine Frau mussten im Januar 1941 die Hohe Straße 35 verlassen und zogen in die Luisenstraße 82. Ohnmächtig mussten sie zusehen, wie ihre Mitbewohner im September 1942 deportiert wurden.

Noch gehörte Karl zu den 33 Männern und Frauen aus „deutsch-jüdischen Mischehen“ in Offenbach, die von den Deportationen zurückgestellt wurden. Aber es dauerte nur wenige Monate, dann begann die Gestapo, auch diese zu verhaften. Vielen wurde vorgeworfen, den „Judenstern“ nicht getragen zu haben oder sich mit Nichtjuden in der Öffentlichkeit unterhalten zu haben. Sie kamen nach Darmstadt oder Frankfurt und von dort in Arbeitserziehungs- Konzentrations- und Vernichtungslager.

Im Februar 1943 wurden Karl und seine Frau in das „Judenhaus“ Domstraße 66 eingewiesen. Am 14. März wurde Karl verhaftet, in „Schutzhaft“ genommen und danach in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Am 14. September 1943 wurde er dort ermordet.

Stolperstein für Karl Kaufmann, Ruth und Lothar Kaufmann

Hohe Straße 35
63069 Offenbach

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