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Stadt Offenbach

Stolperstein für Siegfried Löwenstein, Richard und Alice Löwenstein, geb. Friedberger, Margot und Jakob Löwenstein

Beschreibung

Siegfried Löwenstein wurde am 10. Oktober 1868 in Offenbach geboren. Er heiratete am 04. Februar 1897 Johanna Heß. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Selma, geboren am 16. Januar 1898, und den am 12. Oktober 1902 geborenen Richard. Nach der Eheschließung lebte die Familie in der Ludwigstraße 68.

Siegfried Löwenstein war Eigentümer des Hauses und Inhaber einer Kartonagenfabrik, deren Betriebsräume sich ebenfalls auf dem Gelände befanden. Er beschäftigte zwischen 11 und 20 Gehilfen.

Sohn Richard Löwenstein war von Beruf Zuschneider und Reisender und hielt sich 1925 für ein Jahr in Turin und Mailand auf. Am 04. Juni 1930 heiratete er in Offenbach Alice Friedberger, die am 18. August 1903 in St. Wendel geboren wurde. Auch sie lebten in der Ludwigstraße 68. Dort wurden am 29. August 1931 Tochter Margot und am 14. Oktober 1934 Sohn Jakob geboren.

Als Margot zwei Jahre alt war wählten in Offenbach 30,5% der Bevölkerung die Nationalsozialisten, die SA besetzte das Rathaus, der Boykott jüdischer Unternehmen wurde ausgerufen, im Hof des Isenburger Schlosses wurden Bücher verbrannt. Am 9./10. November 1938 war Margot 7 Jahre und Jakob war 4 Jahre alt. Wie haben die beiden Kinder die November-Pogrome und die Verhaftung des Großvaters erlebt? 1941 wurde der Zwang zur Kennzeichnung der Kleidung jüdischer Bürger mit dem gelben Stern verordnet, den auch Kinder ab dem vollendeten 6. Lebensjahr tragen mussten. Damals waren Margot 10 und Jakob 7 Jahre alt. 

Mutter Johanna Löwenstein verstarb am 11. September 1934.

Das Haus und das Unternehmen in der Ludwigstraße 68 lag gegenüber dem  der Sitz der Gestapo war. Heute befindet sich dort das Gebäude der Industrie- und Handelskammer. 1996 wurde nach langjährigem Drängen eine Gedenktafel angebracht, die daran erinnert, dass dort ein Sitz der Gestapo war.

Siegfried Löwenstein wurde im Zusammenhang mit den Pogromen im November 1938 verhaftet und vom 16. November bis 05. Dezember 1938 als einer von Tausenden Juden in Dachau inhaftiert. In der Regel wurden die Menschen mit der Auflage , Deutschland zu verlassen, von dort entlassen. Meistens wurden ihnen Häuser, Betriebe oder andere Vermögenswerte weit unter Wert abgepresst.

Seinen am 15. März 1897 eröffneten Betrieb konnte Siegfried Löwenstein nicht weiter betreiben. In der Gewerbekartei steht, dass der Betrieb am 16. Dezember 1938 „abgemeldet“ wurde.

Am 6. März 1939 zogen Siegfried, Richard, Alice, Margot und Jakob in die Domstraße 66 um. Es war sicher kein freiwilliger Umzug, denn in diesem Haus waren mehrere jüdische Familien einquartiert. 

Am 27. September 1942 wurde Siegfried im Alter von 74 Jahren über Darmstadt nach Theresienstadt deportiert. Das Arolsen Archiv (Öffnet in einem neuen Tab)gibt an, dass er dort am 22. Mai 1943 „verstorben“ ist.

Richard Löwenstein wurde kurz vor seinem 40. Geburtstag, Alice Löwenstein im Alter von 39 Jahren, die elfjährige Margot und der siebenjährige Jakob am 30. September 1942 über Darmstadt in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und haben nicht überlebt. Auf ihren Meldekarten steht, dass das Amtsgericht in Offenbach ihren Tod auf den 08. Mai 1945 festgelegt hat.

Stolperstein für Siegfried Löwenstein, Richard und Alice Löwenstein, geb. Friedberger, Margot und Jakob Löwenstein

Ludwigstraße 68
63067 Offenbach

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