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Stadt Offenbach

Mehmet Harmanci mit der Bürgermedaille ausgezeichnet

26.09.2022 – Mehmet Harmanci engagiert sich seit über drei Jahrzehnten in besonderer Weise für das Allgemeinwohl in Offenbach. Stadtrat und Integrationsdezernent Martin Wilhelm zeichnete Mehmet Harmanci am 19. September mit der Bürgermedaille aus.

 „Für Verdienste um die Stadt Offenbach“ steht auf der Bürgermedaille, außerdem zieren die Gestalten der Götter Merkur und Pluto vom Ludo-Mayer-Brunnen vor dem Offenbacher Schloss und auf der Rückseite das Offenbacher Wappen das Edelmetall. Wer sie erhält, hat sich in besonderer Weise für das Allgemeinwohl verdient gemacht. So wie Mehmet Harmanci, der sich seit über drei Jahrzehnten in der Stadt engagiert und im Rahmen einer Feierstunde anlässlich der Eröffnung der 25. Interkulturellen Wochen, am Montag, 19. September, in den Räumen des Deutschen Wetterdienstes von Stadtrat und Integrationsdezernent Martin Wilhelm mit der Bürgermedaille in Bronze ausgezeichnet wurde. 

„Ich bin kurdischer Abstammung. Alevit, früher mit türkischem, heute mit deutschem Pass und letztlich - ein Offenbacher!“, sagt der Ausgezeichnete über sich und ist damit sicher exemplarisch für Viele: Heute haben 65 Prozent der Offenbacherinnen und Offenbacher eine Zuwanderungsgeschichte, viele leben schon in zweiter oder sogar dritter Generation in der Stadt. Sie sind angekommen und haben sich integriert. Auch wenn das anfangs nicht so geplant war: Auch die Eltern Harmancis kamen Anfang der 1970er Jahre im Rahmen des Anwerbeabkommens nach Deutschland. Zwei Jahre wollten sie bleiben und schlugen dann doch Wurzeln. Am Anfang halfen Netzwerke unter Landsleuten, aber auch Menschen wie der über der Wohnung der Familie in Frankfurt-Sachsenhausen lebende Opa Emil, unterstützten beim Ankommen in der neuen, fremden Gesellschaft. Der alleinstehende Herr vermittelte den drei Geschwistern deutsche Sprache und Kultur, inklusive Tischmanieren und Briefmarkensammeln. 

Dies, das Mantra seiner Mutter, „Bildung ist der Schlüssel“ und seine offene, warmherzige Persönlichkeit haben Mehmet Harmanci im Beruf Hürden überwinden geholfen und treiben ihn auch heute noch an: Vor allem Bildungsprojekte liegen dem 58-jährigen am Herzen, und so hat er neben seinen ehrenamtlichen Engagements als Fußballtrainer, Volkstanzlehrer und aktives Mitglied im Freundschaftsverein Türkei in Offenbach und Umgebung e.V., Anfang der 2000er Jahre mit der Jugendtheatergruppe „Deutsch/Türkischer Salat“ die erste zweisprachige Theatergruppe im Rhein-Main Gebiet mitaufgebaut und 2006 die Hausaufgaben- und Nachhilfe-Organisation „Schüler-Power“ initiiert. Inzwischen arbeiten dort neun Lehrer und zwei Verwaltungskräfte und lernen dort Kinder aus 12 Nationen. Fast zehn Jahre, nämlich von 2006 bis 2016, war er als Stadtverordneter der Grünen in Offenbach für den Jugendhilfeausschuss, die Betriebskommission des EKO und im Verwaltungsausschuss des Jugendbildungswerks aktiv. Außerdem organisierte und begleitete er Bildungsreisen mit Jugendlichen und half 2015 bei der Neugestaltung der Kleiderkammer in der Flüchtlingsunterkunft am Kaiserlei. Ab 2017 engagierte er sich in der VonIchZuIch gGmbH im Nordend, in der Väter- und Familienarbeit. Insbesondere in der Corona-Lockdown-Zeit wurde aus dieser Arbeit eine Familienbetreuung auch für alle Amtsangelegenheiten. Online waren diese Familien alle "verloren".

„Von Babba zu Babba“ heißt sein aktuelles Engagement, bei dem es nicht ums Kartenspielen geht, sondern um Väter, deren Rolle, Erwartungen und auch Ängste geht. Ein Gesprächskreis, bei dem der zweifache Vater inzwischen erwachsener Söhne mit vierzehn jungen Männern über ihre Rolle als Vater, Ernährer und Verantwortlicher redet und Väter-Kind-Ausflüge unternimmt. Außerdem ist er seit 2019 Schöffe beim Amtsgericht Offenbach, einmal im Monat schaut er dann in andere Leben, die mit anderen Möglichkeiten auch anders hätten verlaufen können. „Jeder braucht einen Opa Emil“, sagt Harmanci und erklärt damit auch einen Teil seines Selbstverständnisses. 

25. Interkulturelle Woche

Integration ist ein komplexes, dynamisches Feld und darauf, dass sich viel getan hat im letzten Vierteljahrhundert, wies auch Martin Wilhelm in seiner Eröffnungsrede nochmals hin: „Vor 25 Jahren sprachen wir noch ausschließlich von Zugewanderten als Ausländer, 2005 eröffnete der Begriff des Migrationshintergrundes den Blick auf die Eingebürgerten und in Deutschland geborenen Kinder von Nichtdeutschen Einwohnerinnen und Einwohnern. “ Es ist unsere Aufgabe, Perspektiven mitzudenken, weiterzuentwickeln und messbar zu machen, die ein vollständigeres Bild von Integrations- und Teilhabeprozessen in einer vielfältigen Gesellschaft zeichnen können. Diese Maßnahmen können bei der Umsetzung einer zielgerichteten und erfolgreichen Integrationsarbeit helfen.“

Das diesjährige Motto #offengeht lasse sich, so Wilhelm weiter, mit vielen Assoziationen verbinden, die sowohl für die Ziele der Interkulturellen Wochen aber auch für die Ziele der Stadt stehen: offen sein für Begegnungen, für neu Dazukommende, neue Erfahrungen, neue Perspektiven, neue Kontakte. Die Interkulturellen Wochen wollen sich mit ihrem Programm in Offenbach für eine offene gesprächsbereite demokratische Gesellschaft stark machen und laden noch bis zum 3. Oktober zu Begegnungen bei unterschiedlichen Veranstaltungen ein. (Öffnet in einem neuen Tab)

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