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Stadt Offenbach

Gewalt hat ihre Täter: Frauenbüro startet Aktionswoche zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen

24.11.2023

Mitglieder des Arbeitskreises gegen häusliche und sexualisierte Gewalt, Dr. Inga Halwachs, Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte und Stadträtin Gertrud Marx.

Das städtische Frauenbüro und der „Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt“ organisieren auch in diesem Jahr gemeinsam verschiedene Aktionen rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. In der Zeit vom 24. November bis 10.Dezember findet eine Aktionswoche statt, in der die Stadtgesellschaft sensibilisiert und gleichzeitig ein starkes Zeichen für das selbstbestimmte und gewaltfreie Leben von Frauen gesetzt werden soll.

Gewalt gegen Frauen in Offenbach

Laut Bundeskriminalamt (BKA) wurden im Jahr 2022 in Deutschland 240.547 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt, davon waren 71,1 Prozent (171.029 Betroffene) Frauen. 152 Menschen wurden durch den (Ex-)Partner getötet, auch hier waren 87,5 Prozent der Opfer weiblich: Gewalt ist also für viele Frauen alltägliche Realität. Dies bestätigt auch der Blick auf die Zahlen in Offenbach: Hier wurden 223 Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen erfasst. Zusätzlich wurden 32 Frauen als Opfer von Stalking und 36 von Vergewaltigung in der Polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet. Die Täter sind nicht selten (Ex-)Partner oder männliche Familienangehörige.

Fachleute sind sicher, dass diese bereits alarmierenden Zahlen trotzdem nur die „Spitze des Eisbergs“ abbilden, viele Taten im sogenannten sozialen Nahraum bleiben verborgen und unentdeckt.

Plakatkampagne „Gewalt hat ihre Täter“: Gemeinsam gegen das Dunkelfeld

Hier setzt die Plakatkampagne "Gewalt hat ihre Täter" an, die im Rahmen der Aktionswoche veröffentlicht wird. Die vom Arbeitskreis und dem Frauenbüro entwickelte Kampagne thematisiert das Moment der Dunkelziffer geschlechtsspezifischer Gewalt, insbesondere in Bezug auf die Täter von Stalking, Vergewaltigung und häuslicher Gewalt. Denn die vorliegenden Daten verdeutlichen, dass Stalking, Vergewaltigung und häusliche Gewalt öfter stattfinden, als allgemein bekannt.  Das liegt häufig auch an den Opfern, die aus Angst, Scham oder aufgrund von Abhängigkeiten zögern, Anzeige zu erstatten oder Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Unsere Plakatkampagne ‚Gewalt hat ihre Täter‘ soll ein Weckruf sein und Licht in die Dunkelheit bringen, da geschlechtsspezifische Gewalt oft im Verborgenen und Privaten stattfindet“, betont die Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Dr. Inga Halwachs. „Wir müssen genauer hinschauen, sensibilisieren, Präventionsmaßnahmen ausbauen und Betroffene stärker unterstützen. Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam viel bewirken und ein Umfeld schaffen können, in dem Frauen in Offenbach sicher und ohne Angst leben."

Ein Zeichen internationaler Solidarität gegen Gewalt an Frauen: Offenbach leuchtet in Orange

Gewalt gegen Frauen kennt viele Spielarten und spricht viele Sprachen. Überall auf der Welt werden Frauen und Mädchen täglich Opfer sexualisierter Gewalt, werden gegen ihren Willen unterdrückt, wird ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt, können sie nicht frei entscheiden. Der internationale Aktionstag "Orange your City" am 25. November setzt seit 2008 weltweit ein Zeichen. statt. Die Stadt Offenbach ist seit 2021 dabei, hier erstrahlt das Offenbacher Rathaus im Aktionszeitraum täglich zwischen 18 und 6 Uhr in Orange und symbolisiert die Entschlossenheit im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen.

Zusätzlich wird die Stadt während der Aktionswoche mit Postern und Bannern geschmückt, um die Botschaft "Offenbach gegen Gewalt an Frauen" zu verbreiten. Das Frauenbüro ruft dazu auf, aktiv ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen und die Solidarität der Stadt zu unterstützen.

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke unterstützt die Aktion: "Gemeinsam zeigen wir als Stadt Offenbach unsere Entschlossenheit, Gewalt gegen Frauen zu verurteilen und sie in all ihren Formen zu bekämpfen. Das leuchtende Rathaus und die Botschaft 'Offenbach gegen Gewalt an Frauen' auf unseren Straßen sind sichtbare Zeichen unserer Unterstützung für die weltweite Initiative 'Orange your City'. Als Oberbürgermeister von Offenbach freue ich mich über das Engagement und die Solidarität unserer Stadt, und ich ermutige alle Bürgerinnen und Bürger, sich aktiv für ein gewaltfreies Offenbach einzusetzen."

Weitere Aktionen für Solidarität und Prävention

Zu Beginn der Aktionswoche greift der Offenbacher Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt am Freitag, 24. November bereits zum vierten Mal zur Sprühkreide und setzt in der Offenbacher Innenstadt und den Stadtteilen sichtbare Zeichen. Mehrere Teams sind unterwegs und sprühen die Botschaft "Stopp Gewalt an Frauen" auf Offenbachs Straßen. Diese kreative und sichtbare Aktion ruft dazu auf, sich gemeinsam gegen Gewalt an Frauen zu positionieren.

Tags darauf, am Samstag, 25. November, laden zwei Informationsstände auf dem Aliceplatz und dem Wilhelmsplatz zur Auseinandersetzung mit Mythen und Vorurteilen bezüglich der Täter von Gewalt gegen Frauen ein. So sind es selten unbekannte Täter, die eine Frau an einem abgelegenen Ort überfallen, überwältigen und vergewaltigen, sondern findet Gewalt häufig in vertrauten Kontexten statt. „Wir wollen über Tätermythen aufklären, über Präventions- und Schutzmaßnahmen informieren und zur Reflexion eigener Bilder und Vorurteile einladen“, erklärt Halwachs das Ziel der Aktion.

Ein Blick auf den Gewaltschutz in Offenbach

Weil Gewaltschutz in Offenbach ein ganzjähriges Thema ist, gibt es ein umfangreiches und professionelles Hilfesystem in der Stadt, das betroffenen Frauen täglich Hilfe und Unterstützung bietet. Dazu gehören unterschiedliche Anlaufstellen wie die Fachberatungsstelle für häusliche Gewalt, die Kriseninterventionsstelle und das Frauen*- und Kinderhaus des Vereins Frauen helfen Frauen e.V. sowie die Beratungsdienste der pro Familia, darunter der Frauennotruf, die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung und der Halte.Punkt für Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erlitten haben. Auch der Weiße Ring mit der Opferberatung und die Täterberatung der Caritas e.V. sind wichtige Säulen des Offenbacher Hilfesystems.

Diese und andere Akteurinnen und Akteure, Polizei, Justiz und Jugendamt sind im Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt organisiert und tauschen sich kontinuierlich aus. Mit dem Start der Koordinierungsstelle für die Umsetzung der Istanbul-Konvention machte die Stadt einen weiteren Schritt im Bereich Gewaltschutz, die die bestehenden Maßnahmen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt weiterentwickelt und neue umsetzt. Dabei orientiert sich die Arbeit an den bereits identifizierten Bedarfen des Offenbacher Hilfesystems und schließt Lücken. „Die Besetzung der Stelle unterstreicht den Anspruch der Stadt, ein verlässlicher und zukunftsgewandter Partner in allen Fragen bei der Bekämpfung und Verhütung von geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu sein. Wir arbeiten für alle Mädchen und Frauen in Offenbach, auch über den Aktionszeitraum hinaus“, sagt Inga Halwachs.

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