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Stadt Offenbach

Probebetrieb für den „Segmentierten Anflug“ wird verlängert

18.02.2022

Offenbachs Flughafendezernent Paul-Gerhard Weiß hat den Beschluss der Fluglärmkommission begrüßt, die Erprobung des Anflugverfahrens „Segmented Approach“ zu verlängern, um zusätzliche Erfahrungen zu sammeln. Das erst seit 2021 getestete Verfahren stehe seit 15 Jahren auf der Agenda der Expertengruppe „Aktiver Schallschutz“ am Frankfurter Flughafen und der Fluglärmkommission. Durch das Verfahren soll eine schonendere Routenführung möglich sein. Dabei werden dichtbesiedelte Zentren umflogen, um die Zahl der direkt überflogenen Menschen erheblich zu verringern. Beim klassischen Anflug beginnen die Maschinen bereits sehr weit östlich mit dem direkten Geradeausflug Richtung Landebahn und können dicht besiedelte Flächen nicht mehr umkurven. Mit den heute möglichen Navigationsverfahren kann der Geradeausflug beim Anflug auf Süd- und Centerbahn näher an den Airport herangelegt werden.

Stadtrat Weiß betont, dass Offenbach nach dem Flughafenausbau die Kommune mit den weitreichendsten Belastungen durch Fluglärm ist und mit einem Dauerschallpegel bis zu 60 Dezibel teils deutlich über der Relevanzschwelle für Gesundheitsgefährdungen liegt. Die damit verbundenen Bauverbotszonen belasteten zudem die Stadtplanung erheblich. „Trotzdem haben wir nie gefordert, diese Belastung einfach auf andere zu verschieben“, so Weiß weiter. Denn: „Wir muten niemandem etwas zu, was wir nicht selbst zu tragen bereit sind.“ Die Zahl der Flüge und Werte für die vom segmentierten Anflug betroffenen Gebiete sei nicht annährend mit dem vergleichbar, was Offenbach zu tragen habe, überschreite nirgends Relevanzschwellen und bleibe meist weit unter dem sogenannten Umgebungslärm.

In der bisherigen Probezeit ist das Verfahren aber zu wenig angewendet worden, um ausreichende Erfahrungen zu gewinnen, ob und bis zu welcher Zahl Flüge dauerhaft oder in Zeitphasen so geführt und sicher in das gesamte Anflugregime eingegliedert werden können. Deshalb wird jetzt in verkehrsärmeren Zeiten eine möglichst vollständige Anwendung getestet.

Aufgrund der bisher geringen Anwendung des Verfahrens sei die Entlastung Offenbachs auch noch gering ausgefallen, Belastungen von Kreisgemeinden aber natürlich auch. Die von Bürgermeistern des Kreises genannten Werte mit wenig Minus und viel Plus seien irreführend, denn Dezibel ist keine lineare Maßeinheit. Das Forum Flughafen und Region hat eine wissenschaftliche Lärmbewertung des Verfahrens nach dem Fluglärmindex vorgenommen. Dabei wird die Zahl der von bestimmten Lärmwerten Betroffenen ermittelt und verglichen. Danach enthält das Flugverfahren ein erhebliches Entlastungspotenzial mit deutlicher Reduzierung der Hochbetroffenengebiete und wird entsprechend positiv bewertet.

Paul-Gerhard Weiß ist sich auch der Tatsache bewusst, dass Offenbach auf Dauer mit der unveränderten Routenführung auf die Nordwestbahn und dem größten Teil der Anflüge auf Süd- und Centerbahn eine von Fluglärm hochbelastete Stadt bleibt. „Dass aber insgesamt entlastende Verfahren mit dem Argument abzulehnen, alles möge doch dort bleiben, wo es schon immer war, können wir nicht akzeptieren. Wir sind nicht der Lärmabfalleimer der Region“. Das Anflugverfahren kann helfen, gesundheitsgefährdende Dauerschallpegel zu unterschreiten, ohne bei anderen auch nur annährend vergleichbare Werte auszulösen.

Weiß betont abschließend, dass die Stadt Offenbach schon im Raumordnungsverfahren vor 20 Jahren zum Ausbau des Flughafens das segmentierte Anflugverfahren als Maßnahme zur Entlastung hochbetroffener Anwohner gefordert habe. Deshalb ist er erfreut darüber, dass nun auch die Luftverkehrsseite sich für den Probetrieb einsetze, um Vor- und Nachteile für die Anwohner und die praktische Anwendung für den Flugbetrieb zu testen und einem umfangreichen Monitoring zu unterziehen. „Dann wird man in der Praxis sehen, welche Potenziale und Probleme in einem solchen Verfahren liegen.“

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