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Stadt Offenbach

Illegale Ablagerungen innerhalb von 48 Stunden entfernen

13.09.2022

Melden Offenbacher Bürgerinnen oder Bürger wilden Müll, erwarten sie, dass dieser auch zeitnah verschwindet. Dieser Erwartungshaltung hat sich die Stadtverordnetenversammlung angenommen: In einem Beschluss vom Oktober 2021 für mehr Sauberkeit in der Stadt steht auch die Forderung, dass der Stadtservice gemeldete Abfälle garantiert innerhalb von 48 Stunden entfernen soll. Bis Anfang kommenden Jahres wird dies nun gelingen. Über den Stand des Projektes informierten jetzt Stadt und Stadtwerke während eines Pressetermins.

Die Stabsstelle Sauberes Offenbach, das städtische Ordnungsamt und der Stadtservice der Stadtwerke haben gemeinsam an diesem Ziel der 48-Stunden-Dreck-weg-Garantie gearbeitet. „Für die Umsetzung müssen keine zusätzlichen Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen eingestellt werden“, sagt Martin Wilhelm, Stadtkämmerer und Dezernent für den Stadtservice. „Künftig soll mit einem Minimum an Systemen und Schnittstellen zwischen Stadt und Stadtwerken ein Maximum an Automatisierung im Meldeverfahren erzielt werden. Dafür nutzen wir das Modul CRM Customer Relationship Management System, das auf das BMS-System beim Stadtservice aufsetzt. Dieses steuert Kundenprozesse und Logistik. So können bereits existierende Software und die Erfahrungen damit genutzt werden.“

Diese Schnittstellen werden derzeit programmiert und teilweise auch schon getestet. Die städtische Stabsstelle Digitalisierung unter der Führung von Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke kümmert sich um Fördergeld. „Finanziert wird ein Großteil der Kosten über den Fördertopf Starke Heimat Hessen‘ des hessischen Digitalministeriums. Mit unserem Projekt Open Smart City‘ setzen wir über die Dreck-Weg-Garantie hinaus auch noch weitere Ideen um, um den Austausch von Daten zwischen Stadt, Stadtverwaltung sowie Bürgerinnen und Bürgern zu verbessern. So wird die abstrakte Digitalisierung ein echter Vorteil für die Menschen,“ sagt Oberbürgermeister Schwenke.

Bisher gingen die Meldungen über illegale Ablagerungen digital, teil-digital oder anlog ein. Bürgerinnen und Bürger informieren über Müllsäcke im Stadtbild oder die vergammelten Küchenschränke auf Baumscheiben per Email oder über die „Müllermittler-Hotline“ beim Ordnungsamt, den städtischen Mängelmelder, über Anruf oder persönlichen Besuch beim Kundenservice der Stadtwerke oder per E-Mail. Die Rundgängerinnen und Rundgänger des städtischen Quartiersmanagements, die knapp die Hälfte aller illegalen Ablagerungen melden, zogen bis vor vier Monaten noch mit Kamera und Stift los, füllten Zettel aus, die sie dann im Quartiersbüro in Exceltabellen einpflegten und dort auch die Fotos hochluden. Zumindest der Außendienst der Qualitätssicherung meldete digital direkt an den Mängelmelder. Ordnungsamt, Stabsstelle und Kundenservice bearbeiteten die Meldungen oft nebeneinander weiter, der Kundenservice musste kontrollieren und Doppelungen suchen.

Es brauchte viele Stationen und damit viel Zeit, bis die Mitarbeiter der Truppe „Wilde Ablagerungen“ der Stadtwerke endlich morgens zum Arbeitsbeginn die Zettel mit dem Standort und den ausgedruckten Fotos in die Hand gedrückt bekamen, um den Dreck abzuholen. Im besten Fall stimmten Bild und Adresse überein.Bürgerinnen und Bürger können weiterhin wählen, wie sie am bequemsten über entdeckte Müllhaufen informieren. Beim Kundenservice abgegebene Meldungen werden direkt in das System eingepflegt. Wesentlich verkürzt wurden die Reaktionszeiten bereits dadurch, dass die Rundgängerinnen und Rundgänger seit vier Monaten ihre Meldungen per Smartphone in den Mängelmelder eingeben. 

Die Meldungen laufen zukünftig in der digitalen Schnittstelle des CRM-Systems ein und sind damit für alle inklusive Bearbeitungsstatus sichtbar. Die Stabsstelle Sauberes Offenbach sichtet hier und leitet weiter: Wo die Meldung oder die Fotos Hinweise auf die Verursacher des Drecks versprechen, wird das Ordnungsamt informiert. Alle anderen Meldungen gehen an den Kundenservice weiter, der dank des gemeinsamen Systems doppelte Meldungen sofort erkennt. Der Kundenservice informiert dann die Disponenten des Stadtservices. Diese können künftig Sekunden später während des gesamten Arbeitstages die gemeldeten Dreckhaufen der Sammeltruppe direkt auf ein Tablet schicken. Das Team dokumentiert dann mit zwei Vorher-Nachher-Fotos die Erledigung des Auftrags im BMS, dieses meldet anschließend automatisiert an den Mängelmelder weiter, der den Abfall als erledigt kennzeichnet und auch den Melder oder die Melderin informiert. Damit schwirren die Müllhaufen nicht mehr als Datenleichen im System umher.

„Die bisherigen umständlichen Prozesse waren das Resultat jahrelang gewachsener und immer wieder erweiterter und damit auch fehleranfälliger Strukturen“, sagt Offenbachs Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Jetzt haben alle Beteiligten die Chancen der Digitalisierung in diesem übergreifenden Projekt genutzt. Hier wurde sehr gut und zielführend in dem System aufgeräumt und die Abläufe wurden gebündelt und strukturiert. Damit sind wir in der Lage, das Stadtbild für die Bewohnerinnen und Bewohner schneller zu verschönern.“

„Dank einer Überarbeitung des Mängelmelders und des Einsatzes von Tablets und Smartphones können wir nun viele Daten elektronisch vorerfassen und händischer Aufwand entfällt. Dadurch wird der Informationsfluss erheblich beschleunigt. Zudem haben alle Beteiligten ein einheitliches System und können den aktuellen Bearbeitungszustand erkennen. Doppelte Aufträge entfallen ebenso wie Nachfragen“, sagt Christian Broos, Leiter der Stabsstelle Sauberes Offenbach. Er erinnert daran, dass die 48-Stunden-Garantie nicht für die Beseitigung von Littering, also Taschentüchern, Masken und Pappbechern, sowie Schlaglöchern oder Graffitis gilt. Dafür fehlen die finanziellen Ressourcen in der Stadt.

Nicht alles kann in 48 Stunden - Wochenenden und Feiertage werden hier nicht mitgezählt -weggeräumt werden. „Straf- oder ordnungsrechtlich relevante Abfälle werden erst von unseren Müllermittlern begutachtet“, sagt Frank Weber, Leiter des städtischen Ordnungsamtes. „Fälle von illegal abgeladenen Fässern mit Altöl oder anderen giftigen Stoffen werden auch weiterhin erfasst und an das zuständige Kommissariat der Landespolizei gemeldet. Wer beim Abladen illegaler Abfälle jeglicher Art erwischt wird, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen. 2021 haben wir nach Abschluss unserer Ermittlungen 150 Verwarnungs- oder Bußgelder in Höhe von rund 72.500 Euro festgesetzt!“

Auch die Müllermittler des Ordnungsamtes wurden im Zuge der Digitalisierungen mit Tablets ausgestattet. „Mit diesen Geräten haben unsere Außendienstler nun vollen Zugriff auf alle Programme die zuvor nur im Innendienst genutzt werden konnten“, so Daniel Krüger zuständiger Abteilungsleiter im Ordnungsamt. „Dies ermöglicht uns zum einen, direkt vor Ort Abfragen zu tätigen, die für die erfolgreiche Ermittlung von Müllsündern wichtig sind, zum anderen können Ablagerungen noch vor Ort dem Stadtservice zu Entsorgung gemeldet werden. Hierdurch gewinnen wir wertvolle Zeit, die uns dem Ziel der 48 Stunden näherbringt. 

Heiko Linne, Betriebsleiter der ESO Stadtservice GmbH, nennt die Kosten für das Projekt: „Von den 74.000 Euro für die Schnittstelle Mängelmelder/BMS werden 90 Prozent über das Programm ,Starke Heimat Hessen‘ gefördert, also 66.000 Euro. Zusätzlich werden 23.000 Euro Lizenzkosten für die Anwender und die Mobiltelefone inklusive aller Nebenkosten fällig. Diese werden über den städtischen Haushalt getragen. Zum Vergleich würde der Einsatz von zusätzlichem Personal und einem Fahrzeug für 4000 Stunden im Jahr rund 200.000 Euro kosten.“ Der Betriebsleiter geht davon aus, dass bei gleichbleibenden Fallzahlen von rund 7000 gemeldeten illegalen Ablagerungen pro Jahr kein zusätzliches Personal eingestellt werden muss, um die 48 Stunden-Frist einzuhalten. „Wir haben auch bisher diese Abfallhaufen entfernt, werden jetzt aber schneller und effizienter.

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