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Stadt Offenbach

Stadtteilentwicklung: Bürger diskutieren Ergebnisse

01.12.2017 – Rund 100 Bürgerinnen und Bürger sind der Einladung der Stadt Offenbach am 16. Oktober in die ESO-Sportfabrik gefolgt und haben mit der Offenbacher Stadtplanung die Ergebnisse der Beteiligung diskutiert. Durch die Bürgerwerkstatt führte Moderatorin Kristina Oldenburg vom Büro Kokonsult aus Frankfurt.

Stadtteilentwicklungskonzept Bürgel - VA-Abschluss 16.10.17
Marion Rüber-Steins, Referatskoordinatorin für Stadtentwicklung Wohnbauförderung der Stadt Offenbach

„In Bürgel gibt es einen sehr guten Nährboden für Bürgerbeteiligung. Das Engagement seitens der Bevölkerung ist groß“, freute sich Marion Rüber-Steins, Referatskoordinatorin für Stadtentwicklung Wohnbauförderung in ihrer Begrüßung und bedankte sich bei der TSG Bürgel, die für die Abschlussveranstaltung in die ESO-Sportfabrik eingeladen hatte. „Mit dem Konzept haben wir gemeinsam eine Richtschnur für die weitere Entwicklung Bürgels erarbeitet. Im Hinblick auf die Finanzierung von Projekten haben wir nun mit dem integrierten Entwicklungskonzept die Voraussetzung zur Beantragung von  Fördermitteln geschaffen“, sagte Rüber-Steins.

Moderatorin Kristina Oldenburg nahm den Teilnehmerkreis noch mal mit auf die Reise durch alle Veranstaltungen des Beteiligungsprozesses. In insgesamt drei Bürgerwerkstätten, einem Vereinsworkshop und vier Stadtteilspaziergängen fanden angeregte Diskussionen statt. „Ganz besonders am Herzen lag den Bürgelern die Umgestaltung des Dalles“, berichtete Oldenburg.

Stadtteilentwicklungskonzept Bürgel - VA-Abschluss 16.10.17

Themenfeld Ortsgeschichte

Wie das Konzept aus allen gewonnenen Erkenntnissen konkret aussieht, erläuterte Projektleiterin Anna Biegler. Im Themenfeld Ortsgeschichte und Siedlungsstruktur stellte sie den Wert des historischen Ortskerns heraus. „Mit seinen Fachwerkhäusern und historischen Hofreiten hat der Bürgeler Dorfkern eine besondere Qualität“, erklärte Biegler. „Leider ist er in Teilen stark überformt und in seiner Gesamtheit nicht sichtbar. Mit gezielten Maßnahmen soll er aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden.“

Projektleiterin Anna Biegler

Umgestaltung Dalles

Wichtigster Baustein ist die Umgestaltung des Dalles. Der Bürgerplatz wird aktuell seiner Funktion als Stadtteilmittelpunkt nicht gerecht. Die vielen Anregungen der Bürgerinnen und Bürger flossen in eine konzeptionelle Grundlage ein, die in einem nächsten Schritt vertieft werden soll. „Die Umgestaltung des Dalles ist eine städtebauliche Gesamtmaßnahme“, erläuterte Biegler. „Wir dürfen uns nicht nur die Frage stellen, ob die erhöhte Grünfläche mit Brunnen abgesenkt werden soll, sondern müssen auch den umliegenden Straßenraum, vor allem der Offenbacher Straße, in die Planung einbeziehen.“ Genauso wichtig sei, eine Strategie zu entwickeln, um die leer stehenden Erdgeschosse um den Platz zu beleben. „Zu guter Letzt ist der Dalles das Bindeglied zwischen Mainufer und der Einkaufsstraße ‚Langstraße‘“, betonte die Stadtplanerin. „Dafür müssen auch die vorhandenen Wegebeziehungen einladender werden, zum Beispiel die Falltorstraße.“

Schlüsselprojekte im Ortskern

Weitere Schlüsselmaßnahmen im Ortskern sind unter anderem die Ausweisung eines Sanierungsgebietes zur Aufwertung des Stadtbildes durch die Privathäuser, die Gestaltung der Gassen und ein Rundgang zur Geschichte Bürgels.

Die Entwicklung des angrenzenden Areals der ehemaligen Farbwerke südlich von Bürgel wird als Chance für den Stadtteil gewertet. Die Brache soll zum attraktiven Gewerbecampus werden, der künftig auch Bürgeler Betriebe aufnehmen kann. Dabei ist auch vorgesehen, den Kuhmühlgraben zu renaturieren und das Kuhmühltal zu erweitern, um das einstige Landschaftsbild vor der Werkserweiterung der 1960er Jahre wieder herzustellen.

Umlegung Mainstraße zur Ketteler Straße

Die im Masterplan empfohlene Umlegung der Mainstraße zur Ketteler Straße wird von den Bürgerinnen und Bürgern mit gemischten Gefühlen aufgenommen: Die Anbindung der Ketteler Straße an die Mainstraße wird begrüßt, doch die Verbindung der Mainstraße an die Offenbacher Straße soll gewährleistet bleiben, um die Erreichbarkeit des Ortskerns zu sichern. „Als Maßnahme empfehlen wir ein Verkehrskonzept für den südlichen Stadteingang mit einer Prüfung der Varianten“, informierte Biegler. Erst dann könne man sagen, wie viele Verkehre die Ketteler Straße aufnehmen kann. „Um den Ortskern vom Durchgangsverkehr entlasten zu können, empfehlen wir aber nach wie vor die Verkehre über die Ketteler Straße auf den Mainzer Straße zu lenken und den Zugang über die Offenbacher Straße zu erschweren."

Verkehrsbruhigter Ortskern

Zur Verkehrsberuhigung im Ortskern soll außerdem das „Streckengebot 30“ auf den Hauptstraßen umgesetzt werden. Die Maßnahme ist bereits angestoßen und soll Anfang nächsten Jahres in Bürgel greifen. „Der Mainzer Ring bleibt Tempo 50. Wir erhoffen uns, dass dadurch mehr Menschen die Umgehungsstraße nutzen“, so die Stadtplanerin. Neben einer Reduzierung der Geschwindigkeit könne auch die Umgestaltung der Hauptverkehrsstraßen im Ortskern zu einer Beruhigung beitragen. Im Sinne der Barrierefreiheit empfiehlt die Verwaltung, in der Offenbacher und Langstraße breitere Gehwege anzulegen und in diesem Zug auch den Straßenraum neu zu gestalten.

Stadtteilentwicklungskonzept Bürgel - VA-Abschluss 16.10.17

Situation für Fahrradfahrer verbessern

Um PKW-Verkehre zu vermeiden und so mehr Aufenthaltsqualität zu gewinnen soll langfristig auch die Situation für Fahrradfahrer besser werden. Um als Fahrradfahrer komfortabel und sicher von Nord nach Süd durch Bürgel zu kommen, sind neue Wegeanschlüsse an das Kuhmühltal geplant. Weiter wird geprüft, die Von-Behring-Straße zu einer Fahrradstraße umzugestalten. Die Chancen dafür stehen nach Aussage der Stadtplanerin gut: Es wurden bereits finanzielle Mittel aus dem Fördertopf des Bundes „Klimaschutz durch Radverkehr“ beantragt. Auch darüber hinaus soll die Fahrradinfrastruktur verbessert werden. In Bürgel fehlt es an Fahrradständern und es soll geprüft werden, ob eine weitere Fahrradleihstation im Ortskern möglich ist.

Bezahlbarer Wohnraum

Der Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum bleibt auch in Bürgel hoch. Im Neubaugebiet Bürgel Ost können zukünftig rund 1000 Bewohnerinnen und Bewohner leben. Weiteres Entwicklungspotenzial sieht das Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement im Zusammenhang mit der Entwicklung des Areals der ehemaligen Farbwerke im Bürgeler Süden. Hier könnte angrenzend an das erweiterte Kuhmühltal Wohnraum und in diesem Zuge zugleich ein attraktiv gestalteter südlicher Ortsrand entstehen.

Die Verwaltung sieht in Bürgel einen guten Nährboden für besondere Wohnformen, wie gemeinschaftliche Wohnkonzepte. Diese Projekte sind häufig Orte der Kultur und des Austausches und damit ein Gewinn für Stadtteile und Quartiere. Als Strategie möchte die Stadt Eigentümer leer stehender Gebäude ansprechen und auf die Möglichkeiten von innovativen Wohnkonzepten – eventuell verbunden mit finanzieller Unterstützung aus dem geförderten Wohnungsbau – hinweisen. „Sehr gute Chancen sehen wir auch bei der Vermarktung kommunaler Flächen“, berichtete Biegler. „Diese könnten vorrangig an Baugruppen mit gut durchdachten Gemeinschaftsmodellen vergeben werden.“

Stadtverordneten entscheiden im kommenden Jahr

Zum Abschluss der Veranstaltung gab Marion Rüber-Steins einen Ausblick auf die nächsten Schritte. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung werden in einem durch das Team von Kristina Oldenburg erarbeiteten Abschlussbericht zur Bürgerbeteiligung zusammengefasst und veröffentlicht. Der Bericht zur Bürgerbeteiligung ist Baustein des integrierten Entwicklungskonzeptes. Dieses enthält darüber hinaus eine umfangreiche Analyse der Situation vor Ort und einen differenzierten Maßnahmenkatalog. Über das planerische Gesamtkonzept und die Umsetzung der Maßnahmen soll die Stadtverordnetenversammlung im kommenden Jahr entscheiden.

Stadtteilentwicklungskonzept Bürgel - VA-Abschluss 16.10.17

Ausstellung "Leben in Bürgel"

Begleitet wurde die Veranstaltung durch die Ausstellung „Leben in Bürgel“. Auf 13 Plakaten teilten Menschen, die in Bürgel wohnen oder arbeiten, ihre Geschichten zum Stadtteil. Die Geschichten sind noch bis zum Mitte Januar 2018 in den Räumlichkeiten der ESO-Sportfabrik ausgestellt.

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