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Stadt Offenbach

Umwelttipp November: Umgang mit Biomüll

07.11.2022

Die Deutschen, sagt man, seien Meister der Mülltrennung: Altpapier, Gelbe Tonne, Restabfall und Bioabfall. Dabei ist das nicht immer ganz einfach und erfordert hin und wieder Detailarbeit. Ein Beispiel ist die richtige Entsorgung des Bioabfalls. Dieser muss seit 2015 laut Paragraph 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes getrennt gesammelt werden, denn der Biomüll kann gut weiterverwertet werden – zu Kompost, Bioenergie oder Dünger.

Bioabfälle sind hervorragende „Nahrung“ für Biogasanlagen. Bioabfall wird über die so genannte Kaskadennutzung in Biogasanlagen zu Biogas vergoren, also energetisch verwertet, um über die anschließende Rotte der Gärreste ebenfalls zusätzlich auch stofflich verwertet zu werden, zum Beispiel als Dünger für die Landwirtschaft. Um diese hochwertige stoffliche oder energetische Verwertung zu erreichen, müssen Bioabfälle getrennt gesammelt werden. Jedes Jahr landen rund 5 Millionen Tonnen dieser Ressource im Hausmüll, beziehungsweise Restmüll und teilweise auch in der Toilette. Mit dieser Menge an Bioabfällen kann genauso viel Biogas erzeugt werden, wie mit Mais aus einer Anbaufläche von 80.000 Hektar. Eine Fläche fast 18-mal so groß wie Offenbach, energetisch nicht zu nutzen, erscheint im Zeitalter der Energiewende wie eine riesige Verschwendung.

Der erneuerbare Energieträger Biogas hat eine besondere Qualität, da er sehr vielseitig nutzbar ist. In den meisten existierenden Biogasanlagen wird das Gas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk, kurz BHKW, verstromt. Neben der elektrischen Energie entsteht dabei Wärme, die über ein Nah- oder Fernwärmenetz beispielsweise zur Beheizung von öffentlichen Gebäuden wie Schwimmbäder, Schulen oder Krankenhäuser genutzt werden kann. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, dass das gewonnene Biogas nach einer speziellen Reinigung zu Biomethan aufbereitet wird und in das Erdgasnetz strömt. So erhöht sich der Anteil der Erneuerbaren Energie in diesem Energienetz. Biomethan ist im Erdgasnetz beliebig speicherbar und kann, wenn die anderen Erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne gerade schwächeln, in einem Gaskraftwerk grünen Strom produzieren. Aber auch CO2-neutrale Mobilität lässt sich so herstellen. Nutzen Erdgasfahrzeuge die vergorenen Kartoffelschalen, fahren sie nicht nur abgasarm, sondern auch noch klimaneutral.

Der aus dem festen Gärrest produzierte Kompost wird gesiebt und ist ein wichtiger Nähstofflieferant in der Landwirtschaft. Neben den wichtigsten wie Phosphor und Stickstoff enthält der Kompost weitere für das Wachstum der Pflanzen wichtige Elemente wie Magnesium, Eisen, Schwefel, Mangan. Und diese Nährstoffe sind im Kompost an Huminstoffe gebunden. Dieses organische Material bringt der Landwirtschaft eine Vielzahl weiterer Vorteile: Es erhöht das Wasserspeichervermögen des Bodens und schwächt somit extreme Witterungsverhältnisse ab. Darüber hinaus hat die Kreislaufführung der Nährstoffe eine besondere Bedeutung, da die Herstellung von mineralischen Düngemitteln, wie zum Beispiel Stickstoff, hohe Mengen an Energie benötigen. Hinzu kommt, dass Phosphor einer der hauptsächlichen Pflanzennährstoffe ist, die weltweiten Lagerstätten nur über begrenzte Kapazitäten verfügen und Phosphor durch keinen anderen Stoff substituiert werden. Experten mahnen daher: Langfristig wird die Versorgung mit Phosphor überhaupt nur über Recyclingmaßnahmen darstellbar sein.

Was genau gehört nun in die Biotonne? Schalen von Obst, Gemüsereste, Kaffeesatz mit Papierfilter, gekochte Lebensmittel, Eier und Eierschalen, Brot- und Backwarenreste, Milchprodukte, Nussschalen und alle anderen Lebensmittel ohne Verpackung. Auch die festen – manchmal chemisch behandelten – Schalen von Zitrusfrüchten dürfen in die Biotonne, ebenso wie Naturrinde vom Käse. Auch Fleisch, Wurst und Fischreste, tierische Abfälle wie Knochen, es sei denn, die zuständige Kommune legt etwas Anderes fest. Nicht in die Biotonne gehören beispielsweise Katzenstreu und andere (tierische) Exkremente, Asche, Hygieneartikel, behandeltes oder lackiertes Holz und natürlich alles, was nicht verrottet (beispielsweise Steine oder Kunststoffe).

Die Inhalte der Biotonne neigen generell dazu, schnell Feuchtigkeit zu bilden. Das kann unangenehm sein. Da kommt vermeintlich eine Plastiktüte gut gelegen. Allerdings darf die Plastiktüte nicht mit dem Bioabfall entsorgt werden. Auch eine sogenannte kompostierbare Plastiktüte braucht hierfür zu lange, obwohl sie sich deutlich schneller zersetzt. Im Kompostierwerk muss nach vier bis fünf Wochen der Kompost verkaufsfertig sein. Kompostierbare Plastiktüten brauchen zwölf Wochen und sind für die Kompostierung daher Fremdkörper, die umständlich entsorgt werden müssen. Der Stadtservice Offenbach weist daher darauf hin, dass kompostierbare Kunststofftüten für den Bioabfall in Offenbach nicht zugelassen sind.

Das einfachste ist es daher, dass der Biomüll in, bestenfalls recycelten oder anderweitig genutzten, Papier gesammelt wird. Ein Beispiel ist die Auskleidung des Biomülleimers mit alten Zeitungen. Diese saugen die Feuchtigkeit auf und dürfen bedenkenlos zusammen mit dem Bioabfall in der braunen Tonne entsorgt werden. Gleichzeitig erfahren Zeitungen einen weiteren Verwendungszweck, bevor sie ohnehin im Altpapier landen würden. Generell muss auch das verwendete Papier frei von Plastik sein. Einige Bäckertüten fallen daher raus, weil sie ein Fenster haben oder von innen beschichtet sind. Bei durchschnittlich 123 kg Biomüll pro Person und Jahr in Deutschland wäre es viel zu schade, wenn dieser nicht genutzt werden könnte.

Grundsätzlich gilt natürlich, so wenig Lebensmittel wie möglich wegzuwerfen. Nicht alle Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, müssen in den Abfall.



Amt für Umwelt, Energie und Klimaschutz

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