Die Bieber

Die Bieber entspringt im Landkreis Offenbach am Ostabhang des Sprendlinger Horstes im Bereich „Kirchborn“ zwischen Dreieich-Götzenhain und Dietzenbach. Auf ihrem knapp 14 Kilometer langen Lauf durch die Gebiete der Städte Dietzenbach und Heusenstamm nimmt sie mehrere kleine Nebenbäche und die Abflüsse der dortigen Kläranlagen auf und erreicht nach Unterquerung der Autobahn BAB 3 das Gebiet der Stadt Offenbach im Naturschutzgebiet „Erlensteg von Bieber“. Im begradigten Bett fließt sie hier zunächst auf einer Länge von 500 Metern in nordöstlicher, später in nordwestlicher Richtung bis zum S-Bahn-Gleis nach Heusenstamm. Der im Naturschutzgebiet verlaufende südlichste Abschnitt ist nicht zugänglich, da er nicht durch Wege erschlossen ist.

Nach Unterquerung der S-Bahntrasse Bieber-Heusenstamm-Dietzenbach im südlichen Erlensteg führt der Lauf der Bieber zunächst in nordwestlicher, später nördlicher und schließlich nordöstlicher Richtung über 1600 Meter durch artenreiche Mähwiesen, aus denen im Frühsommer die hellblauen Blüten des Wiesenstorchschnabels und die rosenroten Blütenkerzen des Breitblättrigen Knabenkrauts leuchten, bis zur Bremer Straße am Südrand des Stadtteils Bieber. Hier verschwindet der Bach in einer etwa 600 Meter langen Rohrleitung innerhalb der Ortslage. In der Nähe der S-Bahn-Station Bahnhof Bieber, östlich der Germaniastraße, endet der verrohrte Abschnitt, und der Bach fließt in einem begradigten Bett zunächst nach Norden, dann, nach Unterquerung der Bundesstraße B 448 in nordöstlicher Richtung, bis er nach einer Strecke von 1.700 Meter die Stadt Offenbach verlässt und bis zur Mündung in die Rodau durch das Stadtgebiet von Mühlheim fließt.

Durch den Verzicht auf ökologisch sinnlose Unterhaltungsmaßnahmen der Uferbefestigung konnte sich in den letzten Jahren der Bach regenerieren. Sein Bett wurde breiter, die Strömung schwächer. Sandbänke, Uferabbrüche und Stillwasserzonen leiteten die Rückentwicklung zum naturnahen Flachlandbach ein. Durch die bessere Abwasserreinigung in den südlichen Anliegergemeinden fühlen sich mehrere Fischarten sowie zahlreiche Kleintiere wieder wohl. Im Sommer sind Scharen von Männchen der Gebänderten Prachtlibelle auf Brautschau zu beobachten. Flutende Bärte des Wassersterns bieten Kleinkrebsen und Wasserinsekten Nahrung und Versteck. Im nördlichen Bachabschnitt wurden durch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen neue Lebensräume geschaffen.

Die Wasserkraft der Bieber wurde bis anfangs der 1930er Jahre zum Antrieb zahlreicher Mühlen verwendet. Heute sind jedoch Mühlgräben, Stauwehre und Mühlräder im Offenbacher Abschnitt des Baches längst verschwunden. Die „Obermühle“ am Südrand des Stadtteils Bieber und die „Käsmühle“ an der nordöstlichen Stadtgrenze sind heute beliebte Ausflugsgaststätten.

Stand August 2021

Text stammt aus der Broschüre "Offenbach und seine Gewässer - eine mehr als tausendjährige Beziehung" aus dem Jahr 2016