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Stadt Offenbach

Waldgräben - Zeugnisse der Forstwirtschaft des 19. Jahrhunderts

Moosige Grabenränder - Lebensraum vieler Kleintiere

Bis vor etwa 250 Jahren fand in Deutschland kaum eine geordnete Bewirtschaftung
der Wälder statt. Seit dem Spätmittelalter waren unsere Wälder
durch Weidenutzung und Sammeln von Laub als Futter und Einstreu für die
Viehställe ausgelichtet, der Boden durch Humusverluste verarmt. Unkontrollierter
Holzeinschlag zur Deckung des zunehmenden Energiebedarfs in der
Zeit der beginnenden Industrialisierung trug weiterhin dazu bei, dass unsere
vormals reichen Laubwaldungen Ende des 17. Jahrhunderts weitgehend
verwüstet
waren und Sümpfe und Heiden große Teile des Landes bedeckten.
Erst im 18. Jahrhundert wurde versucht, die Waldverluste durch planmäßigen
Anbau der schnellwüchsigen Nadelbaumarten Kiefer und Fichte auszugleichen.
Die schnell wachsenden heimischen Laubbaumarten Birke, Espe und Erle
galten
auf Grund ihrer schlechteren mechanischen Eigenschaften als ungeeignet
und wurden zeitweilig als „Forstunkräuter“ sogar bekämpft.

Während aber die ursprünglichen Laubwaldungen an das zeitweilig hoch
anstehende Grundwasser angepasst waren, erforderte die Empfindlichkeit der Fichten und Kiefern gegenüber Staunässe die großflächige Trockenlegung der
Aufforstungsflächen durch tief reichende Entwässerungsgräben. Noch heute
durchziehen diese die Offenbacher Wälder. Infolge neuerer ökologischer Einsichtenund
der Rückkehr zur naturnahen Waldbewirtschaftung mit vorrangiger
Förderung der heimischen Laubbaumarten werden die meisten dieser Gräben
heute nicht mehr unterhalten und können als Zeugnisse einer historischen
Landschaftskultur betrachtet werden.

Wechselnde Wasserführung und Böschungen unterschiedlicher Neigung und
Belichtung haben hier eine Vielfalt von Kleinlebensräumen auf engem Raum
entstehen lassen. Ausgedehnte Moospolster bedecken nährstoffarme Böden.
Ständig nasseGrabenabschnitte zeigen mit Beständen des seltenen Torfmooses
moorartigen Charakter. Unter dem Überhang von Gräsern und Farnen
finden Kleintiere gute Versteckmöglichkeiten. Dort graben Mäuse ihre Gänge
in die Grabenböschung, und Molche, Grasfrösche und Erdkröten suchen unter
Wurzelwerk schattige und feuchte Tagesverstecke, die sie bei Nacht zur Jagd
auf Würmer, Schnecken, Asseln und Insekten verlassen. In Abschnitten, die bis
zum Sommer Wasser führen, pflanzen sich Bergmolch, Grasfrosch und sogar
der seltene Springfrosch fort. ❚

Stand August 2021

Text stammt aus der Broschüre "Offenbach und seine Gewässer - eine mehr als tausendjährige Beziehung" aus dem Jahr 2016



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