Natur, gut Essen und Ausgehen: ein Wochenende in Offenbach
Ein Wochenende ist für eine Großstadt wie Offenbach natürlich viel zu kurz. Wir haben es trotzdem versucht:
Freitag
Check-In im Sheraton-Hotel am Büsingpark, Gepäck abstellen und los
Zu Fuß ins Klingspor-Museum, danach kurz auf Goethes Spuren am Lili-Tempel vorbei auf dem Maindamm Richtung Messe. Viele Menschen die Richtung Capitol laufen, neugierig geworden und mittreiben lassen. Dort findet heute ein Konzert statt? Toller Bau, schade ausverkauft.
Zurück Richtung Hafen
Erst ein Eis oder erst was ordentliches Essen? Einkehr im Heimathafen, dann gut gestärkt am Hafenbecken entlang, vorbei am Hafengarten zum Hafen 2. Dort soll immer was los sein und in der Tat. Auf der Wiese tummeln sich allerlei Menschen und sitzen gemütlich im Abendlicht. Draußen findet später Open-Air-Kino statt, innen spielt eine Band. Ich entscheide mich für das Konzert, Kino steht schon morgen auf dem Programm.
Danach hundemüde zurück ins Hotel, morgen wartet viel Programm.
Samstag
Das Hotel serviert das Frühstück auf der Terrasse und der Blick in den Park mit seinem alten Baumbestand ist einfach eine Wucht. Nebenan postiert sich gerade eine Hochzeitsgesellschaft für Fotoaufnahmen vor dem Büsingpalais. Den Innenhof habe ich mir gestern schon im Vorbeigehen angeschaut, ob ich vielleicht einen Blick ins Trauzimmer werfen kann?
Jetzt will ich los, der Offenbacher Wochenmarkt gilt als einer der schönsten Erzeugermärkte in der Region und ich laufe einen kleinen Umweg, um mir im Vorbeigehen auch das Isenburger Schloss und den Campus der Hochschule für Gestaltung anzuschauen.
In der Schlossstraße komme ich am Gebäude der ehemaligen Rauchtabakmanufaktur Krafft des Tabak- und Cigarettenfabrikanten Philipp Casimir Krafft (1773-1836) vorbei (Link: Route der Industriekultur und Haus der Stadtgeschichte)
Offenbach ist eine Stadt im Wandel, am Marktplatz verschwinden gerade die letzten Relikte der Autostadt und Bausünden der 80er Jahre. Durch die kleine Gasse erreiche ich das Herz der Stadt, den Wilhelmsplatz.
Dort herrscht geschäftiges Treiben, ich komme vorbei am Streichholzkarl und lausche kurz den Musikern, die sich dort postiert haben. Ein paar Meter weiter hat ein Händler ein Blumenmeer ausgebreitet, es duftet nach Hyazinthen, Lilien und Chrysanthemen. Kurz darauf stehe ich am Stand der berühmtesten Tomatenhändlerin Hessens, Heidi Jung züchtet über 100 Sorten und ist das, was man ein Original nennt. Mit ihrer Schwester war sie auch schon in zahlreichen TV-Shows zu Gast.
Maria Castiglione verkauft mit ihrem Mann Raffaele seit 1977 Obst und Gemüse aus Italien, nebenan haben die Brüder Chodamanidis ihren Stand mit griechischem Olivenöl, Feta und Oliven aufgebaut. Lecker.
Trotzdem will ich noch weiter zu Käserei L´Abbate in der Bieberer Straße. Der Laden ist voll und ich werfe zwischendurch einen Blick in die Käserei. Dort schwimmen die kleinen, frischen Mozzarella-Perlen in der Lake und wird cremiger Ricotta hergestellt.
Jetzt geht es langsam zurück ins Hotel, vorher aber noch einen Blick in den Digital Retro Park.
Eine Stunde war knapp bemessen, jetzt erstmal einen Kaffee. Den trinke ich bei Don Pedro in der Frankfurt Straße und weil ich einen kleinen Hunger verspüre, kaufe ich mir ein Balik Ekmek, das ist ein türkisches Fischbrötchen bei Azzuro.
Mein Weg führt mich zu den Zollamtstudios und dort zum Institut für Klangforschung, gegründet von Heiner Blum.
Mir klingeln die Ohren und ich tauche ein in die Welt des Rohstoffs Leder im Deutschen Ledermuseum.
Weiter auf der Frankfurter Straße zum Dreieichpark, Vogelgezwitscher und eine Pause im Grünen. Fototermin Betondenkmal.
Nächste Station: Filmklubb. Erst portugiesische Leckereien, dann Film. Toll.
Es geht gegen Mitternacht und damit ideale Zeit für Nachtschwärmer. Nach einem Drink im Hafen 2 zum warm-up ins MTW und dann mitten rein ins Getümmel im Robert Johnson.
Sonntag
Die Sonne lacht und weil ich gestern die E-Bike-Station entdeckt habe und mir ohnehin den Wetterpark anschauen wollte, setze ich die Idee nach dem reichhaltigen Frühstück in die Tat um. Netterweise bekomme ich vom Hotel ein kleines Lunchpaket, so dass ich mir über meine Versorgung während meiner Tour keine Sorgen machen muss.
Offenbach verfügt über ein gut ausgebautes Fahrradwegenetz, ich entscheide mich für die kurze Tour durch die Innenstadt, um die Fahrradstraße in der Senefelder Landstraße zu erreichen. Sie führt direkt vorbei am ehemaligen MAN Roland Werk, das heute einen Supermarkt und Restaurants beherbergt. Früher wurden dort Druckmaschinen für den Weltmarkt hergestellt. Link: Route der Industriekultur und Haus der Stadtgeschichte).
Ich radele am Friedrichsweiher vorbei, passiere den Alten Schlachthof und erreiche den Wetterpark auf dem Buchhügel. Die futuristisch anmutende Fassade des Besucherzentrums leuchtet in der Sonne, ich beginne meine Tour drinnen und weiß jetzt schon mehr über die Zusammenhänge des Wetters. Draußen gibt es weitere Stationen, ich wandere durch den Park und erklimme den Sichtturm. Bei schönem Wetter lässt sich von hier bis in den Taunus blicken, das Panorama ist wirklich beeindruckend.
Vom Wetterpark aus ist es nur ein Katzensprung zum berühmt-berüchtigten Bieberer Berg – auch heute ist das Stadion Heimat des Traditionsvereins Offenbacher Kickers 1901 e.V. Das Stadion lasse ich links liegen und treffe Matthias Kroll. Er betreibt eine Edelpilzzucht im ehemaligen Eiskeller auf der Bieberer Straße.
Nach der Kühle der Katakomben freue ich mich jetzt wieder auf frische Luft. Gegenüber ist der Leonhard-Eisnert-Park mit seinem alten Baumbestand und dem Kletterpark Fun Forest.
Vom Tonstudio Bieber habe ich schon gehört, Boney M und Sasha waren dort und auch viele andere Bands haben dort aufgenommen. Ich habe Glück und treffe Oli Rüger an den Mischpults. Er war als Gitarrist mit Sasha unterwegs, und hat mit Max Mutzke ein Album geschrieben und produziert.
Gegenüber in der Aschaffenburger Straße wird im Kickers Museum Fangeschichte lebendig. Neben unzähligen Devotionalien gibt es auch Pokale, jede Menge Pokale. Schließlich waren die Kickers nicht immer in der 4. Liga….
Das Eiscafé Corina ist seit Kindheitstagen Oberbürgermeister Schwenkes Lieblingseisdiele und wirklich, Maria Grazia ist Eiskonditorin aus Leidenschaft.
Trotzdem knurrt mir langsam der Magen, mein E-Bike bringt mich schnell zur Käsmühle mitten im Grünen. Das Ausflugslokal ist gut besucht und ich finde einen schönen Platz direkt an der renaturierten Bieber und bestelle mir ein Schnitzel mit Grüner Soße.
Langsam wird es Zeit für den Rückweg und fahre gemütlich an der Bahn entlang wieder zurück in die Innenstadt in mein Hotel.
Das Rumpenheimer Schloss und die Radtour auf dem Mainradweg müssen warten. Die Stadt ist an einem Wochenende kaum zu schaffen....