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Stadt Offenbach

Beruf und Berufung: Berufsfeuerwehr Offenbach feiert 100. Jubiläum

30.11.2021

Durchschnittlich 8 Minuten dauert es heute vom Absetzen eines Notrufs über die Telefonnummer 112 bis zum Eintreffen der Feuerwehr-Einsatzkräfte an Ort und Stelle. Das war nicht immer so. In der Stadt Offenbach führte eine Initiative der Ehrenamtlichen des Turnvereins 1845 dazu, dass Brandbekämpfung mit besserem Gerät und Personal ausgestattet wurde.
Bis dahin war Brandbekämpfung eine Frage der meist mäßig organisierten und schlecht ausgestatteten Nachbarschaftshilfe. Bereits 1860 verkündete die Bürgermeisterei die erste Dienstordnung für die 218 Männer der Feuerwehr und deren Hilfsmannschaften, bis zur Gründung der Berufsfeuerwehr sollten jedoch noch einige Jahre vergehen. Frauen waren seinerzeit noch nicht bei der Feuerwehr. Zu dieser Zeit besaß die Offenbacher Feuerwehr bereits sieben Spritzen, später kam eine weitere als Geschenk der Aachener und Münchener Feuerversicherungsgesellschaft hinzu: Die große Saugspritze war 1865 das modernste Gerät, das seinerzeit auf dem Markt zu haben war. Im Zuge der Industrialisierung der Stadt wurden die ersten Wasserleistungen verlegt, Hydranten eingebaut und 1875 erhielt die Feuerwehr ein Gebäude auf dem Areal des heutigen Stadthofs. Bis 1962 war die Feuerwehr dort untergebracht, dann machte sie Platz für den Rathausneubau und zog in die neue funktionalere Wache an der Rhönstraße. Dort versehen aktuell 195 Feuerwehrleute, Beschäftigte im Rettungsdienst in Wechselschichten sowie technische und Verwaltungsbedienstete im Tagdienst ihre Arbeit – seit der Gründung der Berufsfeuerwehr Offenbach am 1. Dezember 1921 – vor einhundert Jahren – nicht mehr im Ehrenamt. Bei ihren Einsätzen werden sie allerdings von den rund 100 Freiwilligen der Feuerwehren in Bieber, Rumpenheim und Waldheim unterstützt.

Dass eine Großstadt wie Offenbach trotz einer gut aufgestellten Berufsfeuerwehr auf die Freiwillige Feuerwehr nicht verzichten kann, haben die Einsätze der vergangenen Jahre wie auch aktuell die Corona-Pandemie immer wieder bewiesen: „Die ehrenamtlichen Kräfte sind eine Ergänzung, auf die sich die Berufsfeuerwehr verlassen kann“, erklärt Stadtbrandinspektor Sebastian Irgel anlässlich des Jubiläums: „Ich hoffe, dass die gute und kameradschaftliche Zusammenarbeit zwischen Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr Offenbach am Main zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger getreu dem Leitspruch ‘Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr. Einer für Alle, Alle für einen´ weiterhin gut funktioniert.“

Beruf: Feuerwehrfrau

Dass Feuerwehr schon lange keine männliche Domäne mehr ist, beweisen die Frauen, die sich schon lange bei den Freiwilligen Feuerwehren engagieren und seit der Jahrtausendwende langsam aber auch stetig das Berufsfeld für sich erobern: Am 1. Juli 1997 trat Sandra Klose (heute Reng) als die erste weibliche feuerwehrtechnische Angestellte in einer Leitstelle in Hessen ihren Dienst bei der Feuerwehr Offenbach an und 2015 folgte Jasmin Philipp als erste weibliche Auszubildende im feuerwehrtechnischen Dienst. Inzwischen arbeiten sieben Frauen im feuerwehrtechnischen Einsatzdienst, der Anteil der weiblichen Einsatzkräfte soll in den nächsten Jahren wachsen. Deshalb kümmert sich Janina Boerckel, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte der Berufsfeuerwehr, auch um die Weichenstellung für eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf: „Eine Feuerwehr, die Spiegel der Gesellschaft sein möchte, braucht in einer migrantisch geprägten Stadt wie Offenbach ein offenes Arbeitsklima, von dem alle profitieren und in dem die Werte der Feuerwehr weitergelebt und gedacht werden können.“

Dass die Arbeit als Feuerwehrmann oder –frau im Schichtdienst eine besondere Härte gerade für diejenigen, die Familie haben, ist, weiß auch Oberbürgermeister und oberster Dienstherr der Berufsfeuerwehr Offenbach Dr. Felix Schwenke: „Viele Abende, Wochenenden und auch Feiertage wie Weihnachten oder Silvester können nicht zu Hause verbracht und gefeiert werden, um für andere Menschen im wahrsten Sinne des Wortes `durch das Feuer zu gehen‘ und sich trotz aller Sicherheitsmaßnahmen auch immer wieder selbst in Gefahr zu bringen. Diese Einsatzbereitschaft und diese Leidenschaft der Feuerwehrfrauen und -männer verdienen unsere Dankbarkeit.“ Zumal die Herausforderungen in den vergangenen Jahren zugenommen haben: Neben dem Brandschutz und der Brandbekämpfung gehören heute Tierrettung, Unfälle mit gefährlichen Gütern und Stoffen, der Rettungsdienst und der Katastrophenschutz zu den Aufgaben der Berufsfeuerwehr Offenbach. So sorgten die Einsatzkräfte beispielsweise für den Aufbau des Impfzentrums in der Stadthalle und unterstützten die Ortskräfte nach dem Hochwasser in Nordrhein-Westfalen.

„Retten, löschen, bergen, schützen. Das ist uns Beruf und Berufung zugleich“, erklärt Uwe Sauer, Branddirektor: „Wir sind unterwegs, mit Löschfahrzeugen, Rettungswagen und wenn erforderlich zu Wasser mit dem Boot.“ Anlässlich des Jubiläums dankte er nochmals allen haupt- und ehrenamtlichen Angehörigen der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren in Offenbach für ihren täglichen Einsatz zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger sowie aller Betriebe und Firmen in der Stadt. Da die geplanten Feierlichkeiten zum Jubiläum coronabedingt leider auf kommendes Jahr verschoben werden mussten, freut er sich auf die Inbetriebnahme der neuen Leitstelle am Donnerstag. „Der Umbau und Umzug haben sich etwas verzögert, sodass wir jetzt ein kleines Geburtstagsgeschenk haben“, so Sauer. Die neue Leitstelle hat fünf statt wie bisher vier Plätze zur Entgegennahme von Notrufen auf die 112 und erlaubt durch die Konzentration der gesamten Funktionseinheit in nun einem Flügel des Gebäudes in der Rhönstraße ruhigeres Arbeiten und eine bessere Koordination der Feuerwehr- und Rettungsdiensteinsätze.

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