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Stadt Offenbach

Auf einen Kaffee mit...

Claudia Brankatschk

Unter dem Titel "Auf einen Kaffee mit..." plaudert der vhs-Leiter Dirk Wolk-Pöhlmann bei Kaffee und Kuchen in unserer Cafeteria mit Menschen, die er im vhs-Haus trifft, um herauszufinden, was sie in der vhs Offenbach machen und was ihre Geschichte rund ums „Wissen teilen, Lernen, Ausprobieren und Neues entdecken“ ist. Für die erste Ausgabe lernt Ihr zusammen mit ihm eine echte „vhs-Ikone“ kennen: Claudia Brankatschk, deren Töpfer-Kurse bei uns ein wortwörtlicher Dauerbrenner sind.

Was genau macht man denn in einem Keramik Kurs?

Claudia: (Lacht) Im besten Fall töpfern.
Dirk: Sie sagen töpfern und nicht Keramik, hat das einen Grund?
Claudia: Früher hieß der Beruf offiziell Töpfer oder Töpferin, heute heißt es Keramikerin und das ist auch der Beruf den ich gelernt habe.

Wo kann man denn Keramikerin werden, ist das ein klassischer Ausbildungsberuf?

Claudia: Genau, ich habe in Landshut an der Keramik-Fachschule eine dreijährige Ausbildung gemacht. Ich hatte auch versucht einen Betrieb zu finden, der mich ausbildet, aber die meisten Keramiker*innen arbeiten alleine, daher findet man solche Stellen nur noch selten. Früher gab es viele große Betriebe, aber da es so viel billiger ist, getöpferte Waren industriell zu produzieren, ist Keramik als Beruf heute vor allem ein Kunsthandwerk.
Dirk: Und Sie sehen sich auch als Kunsthandwerkerin?
Claudia: Richtig, ich habe meine eigene kleine Werkstatt in Egelsbach und stelle Einzelstücke her, die ich an Interessierte verkaufe. Außerdem gebe ich natürlich an der vhs Kurse und unterstütze die Teilnehmer*innen dabei, ihre eigene Leidenschaft fürs Töpfern zu entdecken.

Dirk: Das ist ja eine prima Überleitung, ich habe nämlich gehört, dass Sie damals ihre eigene Leidenschaft für die Keramik bei einem unserer Töpferkurse entdeckt haben. Heute ist es ihr Beruf und Sie leiten selber die Kurse.

Diese erste Töpfererfahrung muss ja ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein oder?

Claudia: (Lacht) Der Kurs war wirklich toll, aber mein Wunsch mich beruflich neu zu orientieren kam schon vorher. Ich habe lange als Küchendesignerin gearbeitet. Das war ein toller Beruf, weil ich zusammen mit den Kunden kreativ tätig werden konnte, aber gebaut habe ich die Küchen natürlich nicht. Irgendwann war ich an einem schönen Frühlingstag mit meinem Mann unterwegs und habe so ins Blaue hinein fantasiert, was ich gerne machen würde, wenn alles ginge. Was mir in den Sinn kam, war eine kleine Werkstatt mit einem Fenster zu meinem Garten, ich der ich nicht nur kreativ, sondern händisch arbeiten kann. Um zu schauen, ob das tatsächlich was für mich ist habe ich dann meinen ersten Töpferkurs gemacht.

Und so sind Sie zur vhs Offenbach gekommen?

Claudia: Genau, das war damals der Freitagskurs bei Frau Dequis, in dem selben Raum, in dem ich heute meine Kurse gebe. Da habe ich verschiedene Techniken gelernt und schnell gemerkt, dass Töpfern genau mein Ding ist und dachte dann „Mist, jetzt muss ich den Traum tatsächlich verfolgen.“

Dirk: Haben Sie dann direkt ihren alten Job gekündigt und die Ausbildung angefangen?
Claudia: Ich habe erst noch den Kurs weitergemacht, aber dann relativ schnell beschlossen, dass ich den Beruf der Keramikerin lernen wollte. Es gab wie schon gesagt kaum Ausbildungsbetriebe, daher habe ich mich in Landshut beworben und wurde nach einer Aufnahmeprüfung angenommen. Als ich dann im Zug nach Hause saß habe ich mir gedacht: „Das will ich machen, da will ich hin.“ Für die Ausbildung bin ich dann auch 3 Jahre nach Bayern gezogen. Das war eine tolle Zeit und ich habe mindestens so viel von meinen Mitschüler*innen gelernt, wie von den Dozent*innen.

Dirk: Was hat denn Frau Dequis gesagt, als Sie beschlossen haben, das Töpfern zu ihrem Beruf zu machen?
Claudia: Sie hat sich riesig gefreut und direkt gesagt, dass sie sich wünschen würde, dass ich irgendwann ihre Kursleitung übernehme. Als ich dann mit der Ausbildung fertig war, sollte gerade ein weiterer Kurs eingerichtet werden, für den Frau Dequis keine Zeit mehr hatte und den habe ich dann quasi als Probe übernommen. Als Frau Dequis dann altersbedingt nicht mehr weitermachen wollte habe ich mich für ihre Nachfolge beworben und leite seitdem alle Töpferkurse an der vhs.
Dirk: Und die Leute sind offensichtlich begeistert von Ihren Kursen, wir können uns ja vor Interessenten kaum retten.

Was macht für Sie töpfern aus? Woher kommt diese Begeisterung?

Töpfern hat für mich etwas sehr Meditatives, Erdendes. Während dem Schaffungsprozess ist man immer im Moment und wird nicht von Gedanken an gestern und morgen abgelenkt. Der Ton spiegelt auch den emotionalen Zustand wieder. Wenn ich frustriert oder schlecht gelaunt bin werde ich das am Ton merken und wenn ich einen guten Flow habe geht die Arbeit viel leichter von der Hand.

Claudia: Meine Schüler*innen sagen oft so etwas wie: „Ich hatte heute so einen schlimmen Tag und stand komplett neben mir, aber jetzt fühle ich mich wieder zentriert.“ Dass ich den anderen Menschen in unserer kleinen Gemeinschaft diese Gefühle vermitteln kann, die für mich das Töpfern so toll machen, ist eine der schönsten Dinge an den Kursen.

Dirk: Ich würde am liebsten noch den ganzen Nachmittag mit Ihnen plaudern, aber ich weiß, dass sie ja gleich zu ihrem Kurs müssen. Daher stelle ich Ihnen als letztes noch zwei Fragen, mit denen ich immer so ein Gespräch beenden möchte:

Was ist für Sie die Mitte der Welt und was wollen Sie im Leben noch unbedingt lernen?

Claudia: Das Zentrum meiner Welt ist mein Herz, das ist einfach. Was ich noch lernen will ist etwas schwieriger… Ich beschäftige mich viel mit Kräutern und Natur, daher würde ich sagen, dass ich noch lernen will, mich aus der Natur ernähren und heilen zu können.

Dirk: Vielleicht sehen wir Sie ja demnächst noch als Teilnehmerin in einem unserer Natur-Kurse. Dann will ich Sie auch nicht länger von ihrem Kurs abhalten. Vielen Dank, dass ich sie ausfragen durfte. 


Das Gespräch "Auf einen Kaffee mit Claudia Brankatschk" und Dirk Wolk-Pöhlmann fand in der Cafeteria der vhs statt.


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