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Stadt Offenbach

Auf einen Kaffee mit ...

Rudi Schmitt

Die vhs ist ein offenes Haus, bunt und vielfältig. Im neuen Format „Auf einen Kaffee mit ...“ plaudert vhs-Leiter Dirk Wolk-Pöhlmann in der Cafeteria mit Menschen, die er im vhs-Gebäude trifft, und fragt sie nach ihren Geschichten rund ums Lernen, Wissen-Teilen, Ausprobieren und Neuentdecken. Dieses Mal hat er Rudi Schmitt getroffen, einen "erfahrenen" Kursteilnehmer. Seit bereits über 40 Jahren nimmt er regelmäßig an Veranstaltungen und Kursen an der vhs Offenbach teil. So hat er sicherlich auch viel zu berichten...

Ich treffe sie im Volkshochschulgebäude im ersten Stock in der Cafeteria. Wer sind Sie? Wie heißen Sie? Was führt Sie heute und immer wieder in die Volkshochschule (vhs)?

Rudi Schmitt: Mein Name ist Rudi Schmitt. In die vhs gehe ich… weil, ich sag mal, ich bin ein Universal-Dilettant. Ich interessiere mich für so viele Dinge, habe von so vielen Dingen ein bisschen Ahnung – kann aber nichts perfekt. Und das wird auch bis ans Ende meines Lebens so bleiben, aber die Wissbegierde ist da. 

Dirk: Die Wissbegierde ist da - davon leben wir ja in der vhs. Nach welchem Wissen sind Sie denn im Moment begierig?

Rudi Schmitt: Im Moment bin ich aktiv in einem Kunstgeschichtskurs - schon seit mehreren Jahren. Dann habe ich mich neu angemeldet für zwei Kochkurse, einen albanischen und einen afghanischen Kochkurs. Die Kochkurse mache ich sehr gerne, insbesondere, wenn die Kursleiter und Kursleiterinnen in den Ländern der jeweiligen Küche ihre Wurzeln haben. Weil man in den Gesprächen wesentlich mehr erfährt, als im Reiseführer steht. Da erfährt man auch, was die Familie Sonntagmittags macht und wie die Feste gefeiert werden. Das ist mehr wert als jeder Reiseführer. 

Dirk: Erinnern Sie sich noch an Ihren allerersten Kochkurs hier in der vhs? 

Rudi Schmitt: Da müsste ich jetzt lügen, ich glaube das war die türkische Küche. Dann habe ich aber auch schon Vietnamesisch, Jordanisch, Westafrikanisch, Mongolisch und Skandinavisch gekocht, aber einige Kurse sind mir stark im Gedächtnis geblieben.

... ich bin ein Universal-Dilettant. Ich interessiere mich für so viele Dinge, habe von so vielen Dingen ein bisschen Ahnung – kann aber nichts perfekt. Und das wird auch bis ans Ende meines Lebens so bleiben, aber die Wissbegierde ist da.

Rudi Schmitt

Dirk: Sehr schön. Das Kochen, also die Kochkurse sind für Sie vor allem Einblicke in die Kultur, also das Land kennenlernen …

Rudi Schmitt: Ja, ja, das steht im Vordergrund.

Dirk: Reisen Sie auch gerne?

Rudi Schmitt: Ja, ich reise gerne, habe allerdings auch wenig Gelegenheit dazu, weil wir zwei Hunde haben. Und demzufolge beschränkt sich mein Reisen auf das europäische Ausland, speziell dahin, wo man mit dem Auto hinkommt und da wo man Ferienhäuschen findet, die auch für Hunde geeignet sind, buchbar sind. 

Dirk: Kochen Sie zu Hause, Herr Schmitt? 

Rudi Schmitt: Ja, aber allerdings auch dilettantisch (beide lachen). Wobei ich noch niemanden vergiftet habe. Immerhin. Aber auch noch niemand über ernsthafte Verdauungsprobleme geklagt hat. 

Arbeiten Sie noch, Herr Schmitt?

Rudi Schmitt: Nein. 

Dirk: Wenn Sie nicht in die vhs gehen, was ist denn dann Ihre Haupttätigkeit? Oder sind Sie immer in der vhs?

Rudi Schmitt: Nein, nein. Bei weitem nicht.  Also wie gesagt meine Hunde…

Dirk: Was sind denn das für Hunde?

Rudi Schmitt: Das sind deutsche Großspitze. Vielleicht können Sie sich an Max und Moritz erinnern – die Witwe Bolte, die hat das Paradebeispiel eines deutschen Großspitzes gehabt.

Dirk: Sind Sie in der Volkshochschule auch auf den Hund gekommen? Oder geht das nicht auf die vhs zurück?

Rudi Schmitt: Das ist eines der wenigen Dinge, die nicht auf die vhs zurückzuführen sind. Naja, es gibt noch einige andere. Also, ich fahre gerne Fahrrad, zum Beispiel, da gibt es auch keine vhs-Kurse – meines Wissens jedenfalls.

Dirk: Nicht direkt über das Fahrrad. Man kann mit dem Fahrrad Touren machen.

Rudi Schmitt: Dann bin ich seit einiger Zeit ehrenamtlich für eine Internetseite tätig, das ging auch nicht über die vhs. Da bin ich Redakteur.

Dirk: Dürfen Sie das verraten, welche Internetseite Sie da betreuen?

Rudi Schmitt: Ja, selbstverständlich. Das ist eine gemeinnützige Seite und die nennt sich: Cover.info. Wenn ein Musikstück von einem anderen Interpreten neu interpretiert wird, werden die Stücke dort aufgelistet. Diese Internetseite sucht also Covertitel zu Originalen. Mittlerweile haben wir in unserer Sammlung 120.000 oder 130.000 Originaltitel mit insgesamt 600.000 Coverversionen.

Dirk: Und ist das ein Offenbacher Gewächs, diese Seite?

Rudi Schmitt: Das ist eine deutschsprachige Seite, die es natürlich auch in englischer Version gibt. Aber die Redakteure sind alle deutschsprachig, wobei wir allerdings auch einige Korrespondenten im osteuropäischen Raum haben und einer unserer Redakteure hat einen Kumpel in Südafrika, demzufolge haben wir viele Coverversionen aus Südafrika… Und dazu bin ich auch gekommen wie die Jungfrau zum Kind, wenn man‘s genau nimmt. Ich habe zufällig einmal auf Wikipedia etwas nachgeschlagen und da stand diese Seite als Quellenangabe… und so hatte ich eine neue Freizeitbeschäftigung.

   

Dirk: Ja, spannend. Ich greife das Thema Wikipedia ´mal auf. Einige sagen, wenn ich etwas wissen will, gehe ich auf Wikipedia, andere sagen, sie gehen zur Volkshochschule. Was kann Wikipedia besser, was kann die vhs besser? Oder anders gesagt: Wo ist der Unterschied?

Rudi Schmitt: Wikipedia kann vieles, aber nicht alles. Zum Beispiel gibt es da einige Artikel, die ich schon gelesen habe, da habe ich nur Bahnhof verstanden. Also das ist teilweise in einem Fachchinesisch geschrieben, für den Autor ist das wahrscheinlich klar was er meint. Nur ein Beispiel. Ich habe mich mal für Quantenmechanik interessiert. Da habe ich einen Kurs in der vhs besucht und der Kursleiter konnte das wenigstens verständlich erklären. Ich habe es zwar immer noch nicht kapiert… (lachen). Aber es hat mich halbwegs beruhigt, dass der Dozent gesagt hat, das verstehen auch die meisten Physiker nicht. Aber in Wikipedia versteht man vieles gar nicht wirklich.

Dirk: Es ist ja auch ein Unterschied, das online lernen und das Lernen an Volkshochschulen, oder das online lernen und das Lernen mit anderen. Was ist denn Ihr Favorit oder was ist denn wann für Sie gut?  

Rudi Schmitt: Was ich an der vhs schätze, speziell bei Präsenzveranstaltungen, sind die Diskussionen! Speziell in dem aktuellen Kurs Kunstgeschichte – die Dozentin macht das so, sie wirft ein Bild an die Wand und sagt: „Jetzt sagen Sie mir mal, ob Sie das gut finden oder schlecht. Ich will kein einfaches „ja“ oder „nein“. Sondern ich will wissen, warum Sie das gut oder schlecht finden. Was ihnen daran gefällt.“ Und schon fängt die Diskussion an. Zum Teil mit bemerkenswert scharfsinnigen Argumenten. 

Wikipedia kann vieles, aber nicht alles. ... Was ich an der vhs schätze, speziell bei Präsenzveranstaltungen, sind die Diskussionen!

Rudi Schmitt

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Kursleiterin/Ihren ersten Kursleiter hier in der vhs?

Rudi Schmitt: Das nicht, aber an meinen ersten Kurs in der vhs.  Das war noch in der Kaiserstraße, das muss in den früher 80-iger Jahren gewesen sein, oder vielleicht in den späten 70-ern das war ein Englischkurs, da saßen wir zu zwanzigst oder fünfundzwanzigst im Zimmer und jeder konnte mal, wenn’s hochkam, einen englischen Satz sprechen im ganzen Unterricht. Das war grauenhaft. Das ist heute gottseidank völlig anders mit den Kleingruppen.

Dirk: Was war Ihr Beruf, Herr Schmitt?

Rudi Schmitt: Ich war Bankkaufmann, aber einer der übelsten Sorte (lacht). 10 Jahre meines Berufslebens habe ich damit zugebracht, die Kreditkunden zu betreuen, die nicht mehr zahlen konnten oder wollten, bis hin zur Zwangsversteigerung. Das war zwar hochinteressant, allerdings hat man da auch Schicksale gesehen. 

Dirk: Sind Sie Offenbacher, Herr Schmitt?

Rudi Schmitt: Ich bin gebürtiger Lämmerspieler und wohne auch jetzt wieder dort. Seit mittlerweile 40 Jahren wieder.

Dirk: Und wo geht’s heute noch hin, wenn Sie aus der vhs rausgehen?

Rudi Schmitt: Dann geht’s zuerst nach Hause und dann schnappe ich meine Hunde und gehe mit denen mal 2-3 Stunden in den Wald.

Jetzt beginnt ja bald das neue Semester: Welche Hobbys stehen jetzt bei Ihnen auf dem Plan?

Rudi Schmitt: Ich habe mich für zwei Kochkurse eingeschrieben, Kunstgeschichte läuft nach wie vor und dann gibt es einige Vorträge, die ich belegt habe. Und dann gibt es im vhs-Montagsclub einige interessante Vorträge. Da habe ich im letzten Semester einen Kurs von einem Archäologen oder Historiker besucht, der hat über griechische Kunst referiert, das hat mich fasziniert. Bei dem habe ich mich wieder eingeschrieben zu seinem Vortrag: Mykene, Troja und die verlorene Welt der Ägäis.

Dirk: Jedes unserer Interviews endet mit zwei Sätzen, die es zu ergänzen gilt. Hier der Erste: Die Mitte der Welt ist für mich…

Rudi Schmitt: …Lämmerspiel. Oder ich kann es auch etwas weiter fassen: Südhessen.

Dirk: In diesem Leben unbedingt noch lernen möchte…

Rudi Schmitt: (Ruhe) Das wird jetzt eher schwieriger. Das sind so viele Dinge.

Dirk: Das ist doch gut.

Rudi Schmitt: Lernen möchte ich noch Möbelstilkunde. Ich kann zum Beispiel einen Empire-Tisch nicht von einem Biedermeier-Tisch unterscheiden. Das habe ich sicherlich mit 95 % der Menschheit gemeinsam, aber ich halte das für eine Bildungslücke. Diese Bildungslücke möchte ich gerne schließen. Und was ich noch gerne lernen möchte, das ist etwas mehr Musiktheorie. Man hat mir mal gesagt, ob es stimmt weiß ich nicht, dass Blues im 12/16 Takt geschrieben wird. Und 12/16 ist ja mathematisch 3/4 und 3/4 ist der Walzertakt, was aber eine ganz andere Musik ist. Und jetzt frage ich mich, warum ist das so? Das ist ein musiktheoretischer Hintergrund der mir fehlt.

Dirk: Ja, also der Universal-, ich sage jetzt nicht Dilettant, sondern der Universal-Wisser Rudi Schmitt, will noch ganz viel wissen und ich habe heute ganz viel gelernt bei Ihnen. Jetzt sage ich erstmal: Danke!


Das Gespräch "Auf einen Kaffee mit Rudi Schmitt" und Dirk Wolk-Pöhlmann fand in der Cafeteria der vhs statt.


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