Spielplatzkontrolleure prüfen regelmäßig die Geräte
10.08.2023 – Wenn Günter Meichsner beruflich auf einen Spielplatz geht, betrachtet er ihn als eine Art Vorhof zur Kinderhölle: Er rechnet mit sogenannten Halsfangfallen, Fingerfangbereichen und Kordelfangstellen, vermutet Quetschgefahren, Absturzmöglichkeiten und Strangulierungspotenzial.
Um diese Gefahrenquellen auszuschließen, packt er zu: Er rüttelt an Verstrebungen der Spielgeräte, zieht Schrauben nach, beseitigt vorstehende Stellen im Material. Meichsner ist einer von vier Spielplatzkontrolleuren, die bei der Stadtwerke-Tochter GBM Service GmbH beschäftigt sind. Der gelernte Schreiner ist seit knapp 30 Jahren auf Spielplätzen unterwegs, um Unglücke zu vermeiden.
„Wir können trotz aller Bemühungen nicht ausschließen, dass ein Kind von einem Klettergerüst herunterfällt“, sagt Meichsner, der selbst Vater ist. „Aber wir müssen darauf achten, dass Kinder beim Abrutschen nicht beispielsweise mit der Kordel vom Anorak an einem Hindernis hängenbleiben und sich strangulieren.“ Rund 90 öffentliche Spielplätze in Offenbach begeht er regelmäßig, dazu die Spielplätze von 30 städtischen Kitas und 30 Schulen. Darf er dann auch während seiner Arbeitszeit schaukeln und wippen, um die Geräte zu prüfen? „Dürfte ich schon“, sagt er, „aber es ist sinnvoller, dass ich zuschaue und zuhöre, wenn Kinder die Geräte benutzen. Dann merke ich viel besser, ob ein Gerät in der Bewegung Spiel hat, es knarrt oder gar insgesamt wackelt. “
Einmal jährlich ist auf jedem Spielplatz die Hauptuntersuchung. Bei ihr werden alle Spielgeräte auf Standfestigkeit und Schrauben, Nieten, Spannung, Verstrebungen, Belastbarkeit und Beweglichkeit getestet. Außerdem werden die im Prüfkatalog festgelegten Fangstellen ausgeschlossen oder beseitigt. Einmal im Monat ist eine Verschleißkontrolle und einmal wöchentlich steht eine Sichtkontrolle auf dem Plan.
Spielplatzkontrolleure müssen sich für ihre Arbeit in Schulungen qualifizieren. Dazu gehören nicht nur die handwerklichen Fähigkeiten und das Wissen, worauf bei einem Spielgerät zu achten ist – auch die vorgeschriebenen Normen müssen sie auswendig können. Denn alle öffentlichen Spielplätze auf unserem Kontinent unterliegen der europäischen Norm DIN EN 1176. Darin ist beispielsweise festgelegt, dass der Sand, der Sprünge oder Stürze abfedert oder Rohstoff für Kuchen, Burgen oder Gräben ist, eine Körnung von 0,2 bis 2 Millimeter ohne Feststoffanteile haben muss. Und auch die Holzschnitzel, die unter vielen Spielgeräten als Fallschutz liegen, sind genormt: Sie müssen nicht nur eine bestimmte Größe haben, sie dürfen auch keine Schadstoffe enthalten.
„Solche Vorschriften lernt man nicht von heute auf morgen, das muss man sich erarbeiten“, sagt Günter Meichsner. Die Sichtkontrolle von rund 15 Spielplätzen schafft er pro Tag. Begleitet wird er dabei von Gretel, dem Dienstfahrzeug mit Elektroantrieb, in dem er alle notwendigen Geräte für die Prüfung oder auch kleinere Reparaturen hat. Größere Schäden meldet er an seine Kolleginnen und Kollegen von der GBM zur Beseitigung. Sieht er, dass der Sand verunreinigt ist oder zu wenig Holzschnitzel unter einem Gerät liegen, ruft er bei seinen Stadtwerke-Kolleginnen und -Kollegen vom Stadtservice an, damit die sich darum kümmern.
Das Stadtservice-Team aus der Abteilung Grünwesen beauftragt auch die in jedem Frühjahr fällige Sandreinigung und –auffüllung auf den öffentlichen Spielplätzen. In diesem Jahr wurden auf 49 Spielplätzen 8100 Kubikmeter Sand mit einer Spezialmaschine gereinigt. Wo die Fläche für die Maschine zu klein ist, wird der Sand getauscht: Auf 49 weiteren Spielplätzen 80 Kubikmeter Sand herausgenommen und 175 Kubikmeter nachgefüllt. Auch dies dient der Sicherheit: Aufgelockerter Sand ist ein besserer Fallschutz als eine Masse, die nach monatelanger Bespielung und Beregnung fest verdichtet ist.
Mit den Kolleginnen und Kollegen vom Grünwesen sind die Spielplatzkontrolleure das gesamte Jahr über in enger Abstimmung: Entdecken die Gärtnerinnen und Gärtner beispielsweise bei der Grünpflege auf einem Spielplatz einen Vandalismusschaden, der den Kindern gefährlich werden könnte, rufen sie umgehend bei Günter Meichsner oder seine Kollegen an. Die kümmern sich dann um eine Reparatur.
Die Expertise der Spielplatzkontrolleure der Stadtwerke ist über die städtischen Anlagen hinaus gefragt: Aufträge hat die GBM auch für die Kontrolle öffentlicher Spielplätze im Kreis Offenbach sowie für die Wippen, Rutschen, Klettergerüste von privaten Kindergärten, Wohnungsbaugesellschaften und Gaststätten. Überall dort tun die Männer mit dem scharfen Blick für potenzielle Gefahren alles, damit der Spielplatzbesuch für Kinder und Eltern in guter Erinnerung bleibt.