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Stadt Offenbach

Praxistest für Müllfahrzeuge mit neuen Antrieben

10.04.2024 – Jeden Werktagmorgen rollen 18 schwere Müllsammelfahrzeuge vom Betriebshof des Stadtservices der Stadtwerke Offenbach, um die Abfälle der Bürgerinnen und Bürger einzusammeln. Noch wird diese Flotte ausnahmslos mit Diesel betankt. Schwerlastfahrzeuge mit alternativen Antrieben waren auf dem Markt bisher kaum verfügbar, sehr teuer und eher als Prototyp im Einsatz.

Die Mitglieder des Aufsichtsrates des Stadtservices und der Betriebskommission des ESO Eigenbetriebs der Stadt Offenbach haben sich über die Ausstattung der gemieteten Fahrzeuge mit alternativem Antrieb informiert. Projektleiter Frank Herzog hielt einen Vortrag über deren Ausstattung, Ladekapazität und die Tankinfrastruktur.

Technologischer Fortschritt und neue gesetzliche Rahmenbedingungen ermöglichen den Stadtwerken nun, zu schauen, ob ihre Flotte mit Schwerlastfahrzeugen klimafreundlich umgerüstet werden kann. In einer großangelegten Studie wollen die Stadtwerke unter anderem herausfinden, welche Technologie samt Infrastruktur für die Offenbacher Bedingungen am besten geeignet ist und welche Emissionseinsparungen und gegebenenfalls Änderungen in den Betriebsabläufen zu erwarten sind.

In einer „Technologieoffenen Machbarkeitsstudie Stadtservice Offenbach“, kurz: TOMSO, sollen verschiedene Antriebsarten sowie verschiedene Kraftstoffe unter anderem auf Wirtschaftlichkeit, Leistung und Einsparung von CO2 verglichen werden. Die Ausschreibung zur Durchführung der Studie hat die Firma INFA gewonnen, die Vorbereitung lief über die Abteilung Innovation & Technik und das Kompetenzcenter Nachhaltigkeit der Stadtwerke. Das Ergebnis soll im kommenden Jahr vorliegen.  

Das Ergebnis der Studie wird eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die Strategie der Fuhrparkausrichtung des Stadtservices. Hier brauchen wir fundierte Daten, die Leistung, Klimafreundlichkeit und Betriebskosten einbeziehen.

Stadtkämmerer Martin Wilhelm, zuständiger Dezernent für den Stadtservice

Je ein Fahrzeug mit Brennstoffzellen- und E-Antrieb im Einsatz

Das Projekt startet mit zwei gemieteten Fahrzeugen, die seit Anfang Februar die Sammeltouren von Rest- und Bioabfall, Verpackungsabfall und Papiermüll bewältigen sollen. Eines fährt vollelektrisch, das andere ist ein Wasserstofffahrzeug, dessen Akku durch Brennstoffzellen geladen werden. Die beiden Sammelfahrzeuge sind von den Herstellern für jeweils ein Vierteljahr gemietet. In dieser Zeit werden Daten zum Energieverbrauch, der Reichweite und der abgefahrenen Tonnage von INFA erhoben. Im März beginnt die Datenerhebung bei zwei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Einer davon wird mit HVO 100 betankt, einem Ersatzbrennstoff für Diesel.

Bisher liegen die Anschaffungskosten für klimafreundliche Schwerlasttransporter deutlich über denen für herkömmliche Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Wie sich deren Preis in den kommenden Jahren entwickelt, ist derzeit noch offen. Die anderen Kriterien, die für oder gegen einen Wechsel beim Antrieb sprechen, werden jetzt ermittelt. 

Die Studie testet die verschiedenen Antriebe im Hinblick auf die Anforderungen, die wir in Offenbach an solche Sammelfahrzeuge haben.

Peter Walther, Geschäftsführer der Stadtwerke Offenbach Holding

„Dazu gehören neben der Länge unserer Sammeltouren und der Fahrzeugkapazität auch, welche Infrastruktur wir auf unserem Betriebsgelände brauchen, um die Antriebe laden und betanken zu können und wie unsere Werkstatt organisiert sein muss.  Damit wollen wir die theoretische Betrachtung der alternativen Antriebe in einem Feldtest mit einer belastbaren Dauer auf die realistischen Offenbacher Bedingungen bei den Stadtwerken herunterbrechen. Nach einem Vierteljahr werden die Daten sorgfältig ausgewertet. Dies gibt uns die Sicherheit, zukünftige Einsatzszenarien konkreter bewerten zu können“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Walther.

Projekt wird vom Land Hessen gefördert

Das Gesamtprojekt (HA-Projekt-Nr.: 1561/23-114) wird dabei aus Mitteln des Förderprogramms Elektromobilität in Hessen zu 50 Prozent in Höhe von 147.700 Euro gefördert. In dem Preis enthalten ist auch die Miete von insgesamt knapp 100.000 Euro für beide Fahrzeuge für drei Monate.

Vor Beginn der Studie musste zunächst geklärt werden, woher das „Futter“ für die Akkus der geliehenen Fahrzeuge kommt. „Ein Müllfahrzeug hat durch das ständige Anfahren und Abbremsen, die Müllpresse, die Schüttung, das hohe Eigengewicht und die Zuladung von mehreren Tonnen Abfall einen enorm hohen Energieverbrauch“, sagt Heiko Linne, Betriebsleiter der ESO Stadtservice GmbH. „Für die Testfahrzeuge haben wir auf unserem Betriebshof in der Daimlerstraße eine eigene Tank-, beziehungsweise Lademöglichkeit geschaffen, der Wasserstoff wird derzeit in Frankfurt getankt.“

Fahrzeuge unterscheiden sich im Betrieb

 „Die Fahrzeuge unterscheiden sich äußerlich nicht von unseren anderen Sammelfahrzeugen, müssen aber doch im Betrieb von unseren Fahrern etwas anders behandelt und eben auch anders betankt werden“, sagt Frank Herzog, Leiter der Abteilung Innovation & Technik bei den Stadtwerken. „Auch haben die gemieteten Sammelfahrzeuge eine andere Nutzlast und müssen während bestimmter Sammeltouren früher gegen ein leeres Fahrzeug getauscht werden. Und für die Studie ist es erforderlich, dass die Kollegen, die die Sammelfahrzeuge fahren, einige Dokumente zusätzlich zur Datenerhebung ausfüllen. Unsere Fahrer und Lader sind sehr motiviert für den Umgang mit der neuen Technologie.“

Unterstützt wird das Projekt von der Technischen Universität Darmstadt, die damit beauftragt sind, die Messung der weiteren Emissionen wie Feinstaub, NOX und NH3 im Abgas der Fahrzeuge, die mit Diesel und mit HVO 100 fahren, zu bewerten. Auch soll hier ermittelt werden, ob das mit HVO 100 betankte Fahrzeug die gleiche Leistung bringt wie das zu vergleichende Dieselfahrzeug.

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