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Stadt Offenbach

Grüner Schuldschein für Elektrifizierung der Busse

10.03.2022 – Die Stadtwerke Offenbach setzen auf innovative Finanzierungsformen für lokale Projekte des Klima- und Umweltschutzes: Sie haben einen Grünen Schuldschein für die Elektrifizierung des eigenen Busbetriebs herausgegeben, und übernehmen damit bundesweit eine Vorreiterrolle bei der nachhaltigen Finanzierung in der kommunalen Landschaft.

Nachhaltigkeit ist für die Stadtwerke Offenbach ein wichtiges Thema, wie auch die Solarmodule auf dem Dach des Firmensitzes zeigen.

Der Magistrat der Stadt Offenbach am Main hat dieses Vorhaben in seiner Sitzung am 9. März 2022 auf den Weg gebracht: Er beauftragte die Stadtwerke Offenbach damit, einen Kredit in Höhe von 25 Millionen Euro in der Finanzierungsform eines Grünen Schuldscheindarlehens aufzunehmen. Damit wurde beabsichtigt, einen Kredit mit einem attraktiven Zinssatz und mit einer Laufzeit von 10 Jahren abzuschließen.

Nachhaltiges Handeln erstreckt sich auf viele Ebenen

Mit der Herausgabe der Grünen Schuldscheins unterstreichen die Stadtwerke ihr langjähriges Engagement für Nachhaltigkeit. Neben ihrem größten Nachhaltigkeitsprojekt treiben die Stadtwerke Offenbach das nachhaltige Handeln auch auf anderen Ebenen weiter voran. So stehen beim Stadtservice immer mehr Fahrzeuge unter Strom, und der Immobiliensektor baut umweltfreundliche Schulen und Kitas aus Holz. In den städtischen Veranstaltungshäusern Capitol und Stadthalle gibt es einen Nachhaltigkeitsberater, und mit der Schäferei Mainbogen fördern die Stadtwerke die Landschaftspflege und Artenvielfalt in Offenbach. Auch mit seinen Spenden- und Sponsoring-Aktivitäten wirkt das Unternehmen nachhaltig in die Gesellschaft hinein. Dieses Engagement zahlt sich aus: Eine Studie im Auftrag von FOCUS Money zählte die Stadtwerke Offenbach im Sommer 2021 zu „Deutschlands Besten“ beim Thema Nachhaltigkeit“.

Strenges Prüfungsverfahren erfolgreich durchlaufen

Um sogenannte Green Bonds auf den Markt zu bringen, muss ein streng reglementiertes Prüfungsverfahren durchlaufen werden, anhand dessen die Nachhaltigkeit nach festgelegten Kriterien überprüft und bestätigt wird. Das unabhängige Institut imug rating GmbH, Deutschlands führende Nachhaltigkeits-Ratingagentur, hat auf Basis des von den Stadtwerken vorgelegten Rahmenwerks bestätigt, dass der von der Stadtwerke Offenbach Holding GmbH herausgegebene Grüne Schuldschein im Einklang mit den Green Bond Principles (GBP) 2021 steht.

„Wir haben die formalen Hürden für die Emission dieser innovativen Finanzierungsform erfolgreich gemeistert – damit entspricht die Elektrifizierung unseres Busbetriebs höchsten nachhaltigen Standards. Nun können wir als eine der ersten Stadtwerke bundesweit die Grüne Schuldscheine nutzen, um hauseigene nachhaltige Großprojekte zu realisieren.“ betont Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Walther.

„Mit der (Re-)Finanzierung von Elektro-Bussen und der dazugehörigen Lade-Infrastruktur wird ein positiver Nachhaltigkeitsbeitrag geleistet, der auf ein Ziel für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen einzahlt: das Ziel 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden. Die Emission des Grünen Schuldscheins steht im Einklang mit den strategischen Nachhaltigkeitszielen der Stadtwerke: der Elektrifizierung der Busflotte und der damit verbundenen Verminderung von Luftschadstoffen“, heißt es in der Begründung der imug rating GmbH.

„Offenbach ist zunehmend nicht nur für Menschen aus der ganzen Region, sondern auch für Unternehmen ein interessanter Standort geworden“, sagt Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „In den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, Unternehmen, die Neuland und Innovation spannender finden als Status und Gewohnheit, anzusiedeln. Dazu passt es aus meiner Sicht sehr gut, als öffentliche Hand auch bei dem Thema nachhaltiger Finanzierungen eine Vorreiterrolle einzunehmen.“   

Kooperation mit der Evangelischen Bank

Die Stadtwerke Offenbach haben den Grünen Schuldschein in Kooperation mit der Evangelischen Bank, einem genossenschaftlich organisierten Kreditinstitut mit Sitz in Kassel, herausgegeben. Die Evangelische Bank platzierte als sogenannter „Arrangeur“ die Anleihe auf dem Finanzmarkt für institutionelle Anleger. Zur Absicherung des Grünen Schuldscheindarlehens dient eine 100-prozentige Ausfallbürgschaft der Stadt Offenbach, die in der Stadtverordnetensitzung am 10. März 2022 beschlossen worden ist.

„Wir etablieren in Offenbach mit unseren vergleichsweise kleinen Stadtwerken neue nachhaltige Finanzierungsprodukte, die „Großes“ für unsere Stadt leisten. Wir gehen mit der Fremdfinanzierung mit Green Bonds statt klassischer Bankkredite neue innovative Wege, die Offenbach zukunftsfähiger machen und auf vielen Ebenen für Nachhaltigkeit stehen“, sagt Stadtkämmerer Martin Wilhelm.

„Die Stadt Offenbach ist mit ihren Stadtwerken bundesweit eine der ersten Kommunen, die die Möglichkeit grüner Finanzanleihen nutzt, um nachhaltige Projekte, in diesem Fall die Elektrifizierung der eigenen Busflotte, zu finanzieren. Das verschafft der Einführung der E-Busflotte in Offenbach eine positive überregionale und nationale Aufmerksamkeit“, so Mobilitätsdezernentin und Bürgermeisterin Sabine Groß. Von Dezember 2020 bis Dezember 2021 wurden sukzessive 36 Dieselbusse durch klimafreundliche E-Busse ersetzt. 45 Prozent der Offenbacher Busflotte fährt inzwischen mit Elektroantrieb.

Hintergrundinformation zur Elektrifizierung der Offenbacher Busflotte: 

Emissionsfrei und leise: Aktuell sind 36 E-Busse in Offenbach unterwegs.

Mit der Elektrifizierung der Stadtbusflotte reduziert das Stadtwerke-Tochterunternehmen OVB Offenbacher Verkehrs-Betriebe mbH die Emission von Luftschadstoffen im öffentlichen Nahverkehr erheblich und zahlt somit auf eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN SDGs), Ziel 11 „Nachhaltige Entwicklung von Städten und Gemeinden“, ein. Die Elektrifizierung der Busflotte ist ein wichtiger Bestandteil der Gesamtstrategie zur Luftreinhaltung der Stadt Offenbach am Main. Die Förderung von Elektromobilität in Offenbach ist wiederholt Bestandteil des Koalitionsvertrags der Stadtregierung.

Lokal sind die E-Busse emissionsfrei und leise. Durch den Betrieb der E-Busse mit CO2-neutralem Ökostrom können die CO2-Emissionen im Vergleich zum Einsatz von Dieselbussen um 96 Prozent reduziert werden, die Stickoxidemissionen sogar um 99,8 Prozent. Der Einsatz der aktuell 36 E-Busse spart jährlich etwa 3.000 Tonnen CO2 ein, das entspricht den CO2-Emissionen, die durchschnittlich durch den privaten Stromverbrauch von rund 4.000 Einwohnern in Deutschland pro Jahr verursacht werden. Hinzu kommt die erhebliche Lärmminderung: Messungen haben ergeben, dass die E-Busse im Vorbeifahren nur halb so laut sind wie die Dieselbusse. Insbesondere in der Innenstadt verbessert sich die Aufenthaltsqualität durch den Einsatz von E-Bussen erheblich. 

Auf Basis einer Machbarkeitsstudie entschied sich das Projektteam für Busse, dass deren Batterien mittels eines Pantographen auf dem Fahrzeugdach geladen werden, der als Stromabnehmer an die Ladeinfrastruktur andockt. Diese Technologie ermöglicht einerseits eine platzsparende Unterbringung der Ladeinfrastruktur in den bestehenden Fahrzeughallen auf dem Betriebsgelände, wo die Busse über Nacht geladen werden. Andererseits ist so auch eine Zwischenladung an Schnellladestationen an der Endhaltestelle Kaiserlei in den Pausenzeiten des Fahrpersonals möglich.

Um den Betriebshof für den E-Bus-Betrieb zu ertüchtigen, waren umfangreiche Umbaumaßnahmen notwendig, die im Sommer 2019 starteten: Um Platz für die Ladeinfrastruktur zu schaffen, wurde in den beiden Fahrzeughallen eine zweite Ebene eingezogen, die unter anderem mit Fundamenten im Boden verankert worden ist. Die Hallen erhielten einen neuen Boden, und ein Regenrückhaltebecken, welches die öffentliche Kanalisation entlastet, wurde integriert. Für die Stromversorgung der Ladegeräte wurde eine 20kV-Mittelspannungsanbindung mittels Spülbohrung quer über das Gelände verlegt, und auf der Rückseite des Betriebshofs wurden drei Transformatoren errichtet. Da der Umbau im laufenden Betrieb erfolgte, wurde Halle für Halle ertüchtigt. An der Buswendeschleife am Kaiserlei wurden Schnellladestationen aufgebaut. Für die Errichtung der Ladeinfrastruktur im Betriebshof wurde keine Flächenerweiterung – insbesondere keine zusätzliche Versiegelung – in Anspruch genommen, und es wurde darauf geachtet, dass die anliegenden Grünflächen vollumfänglich erhalten bleiben.

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