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Stadt Offenbach

Akute Problemlösung statt Projektplan

23.05.2024 – Licht aus, Spot an, Ton laut: Ohne Technik sind Konzerte und Comedy, Firmenevents und Abibälle nicht denkbar. In der Stadthalle Offenbach und im Capitol Theater kümmern sich insgesamt acht Mitarbeitende um die Veranstaltungstechnik. Nun soll ihre Arbeit einmal selbst im Rampenlicht stehen.

Die Stage Trucks der Rockmusiker sind an der Stadthalle angekommen - für den technischen Leiter Philip Gartmann und Azubi Laetitia Neeb beginnt ein langer Tag.

Vor dem Rockkonzert parken zwei „Stage Trucks“ vor der Stadthalle, auf und vor der Bühne stapeln sich Container voller Lampen, Lautsprecher und Kabel. Abends treten King Gizzard & The Lizard Wizard aus Australien in Offenbach auf – und zwölf Stunden vorher hat die Crew mit dem Aufbau begonnen. „Heute ist es überschaubar“, sagt Philip Gartmann, Leiter der Veranstaltungstechnik in Capitol und Stadthalle. „Wenn hier Superstars wie Cro auftreten, kommen die mit bis zu acht Lastwagen, und beim Ausladen bilden sich ameisenhafte Schlangen.“ Gartmann überwacht die Arbeiten, die er zuvor mit dem Veranstalter des Konzerts abgesprochen hat. „Die Produktion teilt uns im Vorfeld mit, was sie an Technik braucht, was sie selbst mitbringt und was sie bei Externen wie beispielsweise Beleuchtungsspezialisten dazu bucht.“ Dabei gilt es nationale Regeln zu beachten: „Gerade wenn eine Band vom anderen Ende der Welt kommt, stellt sich die Frage, was sie tatsächlich an Equipment dabei hat“, weiß Gartmann. Manchmal müssen noch am Auftrittstag zusätzliche Stahlseile aufgetrieben werden, um Aufhängungen zu sichern. Manchmal gilt es sämtliche Clip-Karabiner an Scheinwerfern auszutauschen, die andernorts wie in den Niederlanden erlaubt sind, hierzulande aber nicht. An diesem Tag läuft alles glatt.

Containerweise wird die technische Ausstattung in die Halle gebracht.

Azubi ließ Büffet auf die Bühne schweben

Laetitia Neeb kontrolliert gerade die Aufhängung der Leuchten an der Traverse: „Doppelt hält besser.“ Sie macht seit August 2023 eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik in den Häusern der Stadtwerke Offenbach und freut sich über spannende Aufgaben von Anfang an. „Zum Capitol-Jubiläum im Oktober durfte ich die Technik für das fliegende Büffet mit übernehmen – das war bisher am aufregendsten.“ Die eingedeckte Tafel schwebte, begleitet von eindrucksvollen Ton- und Lichteffekten, von der Kuppeldecke auf die Bühne und bescherte fast 300 geladenen Gästen einen Gänsehautmoment.

„Mit Veranstaltungen können wir gute Laune unter die Menschen bringen“ – das hat die 17-jährige Laetitia aus dem Kreis Offenbach schon bei eigenen Konzerten gemerkt. Sie spielte Schlagzeug und Klarinette im Verein, war von „der ganzen Technik drumherum“ stets fasziniert und freute sich, wenn die Gäste am Ende mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gingen. Ein Praktikum bei Philip Gartmann überzeugte sie davon, sich selbst als Fachkraft für Veranstaltungstechnik ausbilden zu lassen: „Da durfte ich das Licht für ein Candlelight-Konzert im Capitol machen, das war ein echtes Highlight.“ Dass die Arbeit auch an Wochenenden stattfindet, stört sie dabei ebenso wenig wie ihren Chef.

Vor der Veranstaltung muss dann jeder Stecker fest sitzen...
...und jede Leuchte sicher an der Traverse hängen.

„Routine gibt es nicht – das gefällt mir“

Gartmann ist schon seit 25 Jahren für die beiden städtischen Veranstaltungshäuser tätig. „Mit 16 habe ich als Helfer angefangen, dann folgten Einsätze als freier Techniker, und seit 2006 bin ich fest angestellt ­– erst als Fachkraft und seit 2013 als Meister für Veranstaltungstechnik.“ Auch bei so viel Erfahrung stellen sich immer wieder neue Herausforderungen. „Routine gibt es bei uns nicht, und das gefällt mir.“ So werden seit kurzem die Stadtverordnetenversammlungen aus der Stadthalle im Live-Stream übertragen: „Da gilt es, durch die Bestuhlung hindurch konstant einen freien Blick aufs Rednerpult zu gewährleisten.“ Je nach zeitlicher Taktung in der Halle wird das Mobiliar auch nachts auf- und abgeräumt. Im vorderen Teil der Bühne verbirgt sich dafür der Aufzug in den Keller.

Im Capitol Theater wiederum benötigt mal eine Classic Lounge besondere Lichteffekte aus den USA, eine Theateressenz wünscht sich ganz altmodische Scheinwerfer, und besonders aufregend ist stets das Neujahrs-Varieté: Da hat technisch wie akrobatisch jeder Griff zu sitzen. „Grundsätzlich müssen die Probleme hier und jetzt gelöst werden ­– da bleibt keine Zeit für einen Projektplan“, sagt Gartmann und schmunzelt. Vor den großen Konzerten dienen der Leiter und sein Team auch als Parkplatzwächter und sorgen dafür, dass rechtzeitig die Gitter vor dem Eingang und der Bühne stehen. Sie überwachen bis zu 100 Leute aus verschiedensten Gewerken und behalten auch das externe Tour-Catering im Auge: „Die Briten braten immer als erstes Speck an.“ Hinter den Trucks riecht es gerade nach Räucherstäbchen: Während der stressigen Tourneezeiten der Bands kreiert sich jedes Crew-Mitglied seine individuellen Entspannungsmomente.

Alles lief glatt: Am Abend drehen King Gizzard & The Lizard Wizard aus Australien in der Stadthalle auf.

LED statt Halogen

Natürlich hat sich die Technik im Laufe der Zeit geändert: Es wird lauter, heller und schneller. „Früher benutzten alle Halogenscheinwerfer, die zu 95 Prozent Wärmeverlust produzierten. LED-Leuchten haben diese Energieverschwendung gestoppt – dafür sind jetzt viel mehr Lichtkörper als früher im Einsatz“, hat Gartmann festgestellt. Immerhin ist der Auftritt auf der Bühne jetzt nicht mehr ganz so schweißtreibend. Manchmal gibt es auch Synergieeffekte: Wenn ein Veranstalter, wie Mitte Mai 2024, zwei Konzerte mit nur zwei Tagen Abstand bucht, kann eine LED-Videowand im hinteren Bereich der Bühne auch mal hängen bleiben: „Darauf spielt dann jeder auf, was er will – das ersetzt oft die Bühnenbilder von früher.“ Um technisch buchstäblich mitzuhalten, besitzt die Stadthalle seit 2007 sogenannte Kettenzüge. „Damit haben wir das Gewicht aus dem Dach bekommen und können jetzt 13 statt früher fünf Tonnen Technik tragen“, erklärt Gartmann.

Bald steht in den städtischen Veranstaltungshäusern die Sommerpause an. „Für uns geht die Arbeit aber weiter“, sagt Laetitia Neeb. Die Team-Mitglieder werden dann alle elektronischen Geräte überprüfen, kleinere Renovierungsarbeiten erledigen, im Capitol Theater die Bühne und Podeste streichen. Selbst Hand anlegen und zupacken: Das liegt ihnen in jeder Hinsicht.

Zwei Locations, viele Möglichkeiten: Hinter den Kulissen der Stadthalle Offenbach und des Capitol Theaters gibt es immer viel zu tun, und daher ist Verstärkung in der Veranstaltungstechnik willkommen. Weitere Infos gibt es und Telefon (069) 82 90 02-22 und online:


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