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Stadt Offenbach

Stadt Offenbach und Hochschule für Gestaltung vereinbaren strategische Zusammenarbeit bis 2027

10.07.2023 – Die Stadt Offenbach und die Hochschule für Gestaltung (HfG) beabsichtigen, nach Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung am 20.07.2023 noch im Juli einen Kooperationsvertrag abzuschließen. Ziel der Stadt ist es, durch eine engere und kontinuierliche Zusammenarbeit mit der HfG die urbane Transformation in Offenbach voranzubringen.

Der Vertrag wird nach Beschlussfassung der Stadtverordnetenversammlung unterzeichnet. Bürgermeisterin Sabine Groß, Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, HfG-Präsident Professor Bernd Kracke, Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß und Professor Kai Vöckler (von links).

Drei Bereiche stehen im Fokus: die Förderung nachhaltiger Mobilität, der Aufbau des Designparks auf dem Innovationscampus und die weitere Entwicklung von experimentellen Raumkonzepten in der Innenstadt, um dafür neue Anziehungspunkte zu schaffen. Der bis Ende 2027 laufende Vertrag sieht eine finanzielle Unterstützung für die betreffenden Lehrstühle der Hochschule von jährlich 97.500 Euro vor.

„Offenbach steckt mitten in einem spannenden Wandlungsprozess: Auf dem Innovationscampus siedeln sich mit Samson und Biospring Unternehmen mit enormen Zukunftspotenzial für smarte Industrie- sowie Biotechnologie an.

Unsere ehemalige Industriestadt wird damit immer mehr zu einem modernen und innovativen Kreativ- und Wirtschaftsstandort

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke

bei der Vorstellung des in vergangener Woche im Magistrat beschlossenen Kooperationsvertrags.

Die Stadt arbeitet schon seit vielen Jahren intensiv mit der renommierten Kunsthochschule des Landes Hessen zusammen, die ihren Sitz in Offenbach hat. „Das betrifft ganz unterschiedliche Themen und damit auch Bereiche – sowohl innerhalb der Stadtverwaltung und unserem Stadtkonzern als auch bei der Lehre und Forschung der HfG.“ Der Kooperationsvertrag bündelt nun drei Projekte, die aktuell von drei verschiedenen Lehrgebieten der Hochschule und der Stadt umgesetzt werden, um sie gemeinsam voranzutreiben und innerhalb von fünf Jahren zu verwirklichen. „Diese enge strategische Zusammenarbeit ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, betonte Schwenke.

Auch HfG-Präsident Professor Bernd Kracke begrüßte den Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit: „Mit dem geplanten Neubau der HfG im Hafen wird der Kunsthochschulstandort Offenbach zukunftssicher gefestigt und die Basis für die Ausbildung hochqualifizierter Künstlerinnen und Künstler sowie Designerinnen und Designer nachhaltig ausgebaut. 

Mit dieser Perspektive führen wir schon jetzt die langjährige und erfolgreiche Kooperation zwischen der Stadt und der HfG fort, um breitenwirksam und in der Stadtgesellschaft sichtbar, innovative künstlerisch-gestalterische Impulse zu setzen.

HfG-Präsident Professor Bernd Kracke

Gerade vor dem Hintergrund der vielfachen politischen, ökonomischen und ökologischen Krisen und der damit einhergehenden gesamtgesellschaftlichen Transformation ist dies eine wesentliche Aufgabe von Kunst und Design und von uns als Kunsthochschule.“

Die Zusammenarbeit mit der Hochschule hat auch in Projekten der Vergangenheit zu konkreten Erfolgen geführt: Bereits Ende 2010 schuf die Stadt mit ihrer Wirtschaftsförderung, den Stadtwerken Offenbach und der Dr. Marschner-Stiftung eine HfG-Stiftungsprofessur „Kreativität im urbanen Kontext“. Seitdem lag ein Schwerpunkt der Forschung des renommierten Stadtforschers Professor Kai Vöckler darin, die Kreativwirtschaft in Offenbach voranzutreiben. Er gab Impulse für den Masterplan der Stadt, den geplanten HfG-Neubau im Hafenviertel und für die Architekturbiennale 2016 in Venedig, die Offenbach als „Arrival City“ internationale Aufmerksamkeit und einen Imagewechsel bescherte.

Projekt 1: Die Mobilität zukunftsfähig und nachhaltig gestalten

Bei den nun vereinbarten Schwerpunkten geht es zum einen um die „Förderung und Sicherung zukunftsfähiger, umweltschonender und nachhaltiger Mobilität“, wie es im Kooperationsvertrag heißt. Basis dafür ist der neu aufgestellte Verkehrsentwicklungsplan (VEP) 2035 der Stadt Offenbach. „Wir wollen mit der HfG emissionsfreie Lieferkonzepte entwickeln, Straßenräume mit mehr Aufenthaltsqualität gestalten und eine nachhaltige Nahmobilitätsstrategie etablieren“, erläuterte Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß. Auch die E-Mobilität und Sharing-Systeme spielen eine wichtige Rolle. Partner für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu diesem Projekt ist das HfG-Lehrgebiet Urban Design und integriertes Design. „Damit verstetigen wir die Zusammenarbeit mit der Stadt Offenbach bei gemeinsamen Mobilitätsprojekten, wie aktuell das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt zum Aufbau eines umweltfreundlichen kommunalen Mobilitätssystems“, führten die Professoren Vöckler und Eckart aus.

Die Kunsthochschule hat die Stadt bereits bei einigen Projekten unterstützt, beispielsweise bei der Bewerbung Zukunftsbahnhof Marktplatz, und sie erarbeitete 2019 das Designkonzept für die Fahrradstraßen im Rahmen des Projekts Bike Offenbach. „Die HfG half uns die Frage zu klären, wie Fahrradstraßen gestaltet sein sollten, um die Sicherheit der Radfahrenden zu verbessern. Dieses Konzept haben wir dann im Rahmen des Projekts Bike Offenbach umgesetzt“, erläuterte die Leiterin des Amts für Mobilität, Ivonne Gerdts.

Projekt 2: Den Designpark als Raum für neue Visionen voranbringen

Das zweite Projekt im neuen Vertrag widmet sich dem „Vorantreiben eines Nukleus für zukunftsorientierte Technologien auf dem Gelände des Innovationscampus als Designpark“. Auf dem ehemaligen Clariant-Areal soll ein Ort für zukunftsgewandtes technisches Design und für Innovationen in Industrie und Wissenschaft geschaffen werden. „Wir wollen stärker auch Technologiestandort werden“ so OB Schwenke. „Hier geht es idealerweise um das Entwickeln neuer Visionen und Lösungen zu der Frage, wie Produktdesign helfen kann, die Möglichkeiten von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz optimal zu nutzen. Diese Frage stellen sich viele Unternehmen“, so Schwenke. Das HfG-Lehrgebiet Industrial Design als Partner wird sich dazu mit aktuellen, technologisch wie industriell relevanten Fragestellungen beschäftigen. Seine zukunftsorientierten Ansätze erfassen Forschung und Entwicklung ebenso wie Produktion und Logistik.

Da sich dieses Vorhaben auf den Innovationscampus und dessen Sichtbarkeit fokussiert, wird die INNO Innovationscampus Offenbach GmbH & Co. KG, eine Tochter der Stadtwerke Offenbach, das Projekt ebenfalls bis Ende 2027 mit jährlich 12.500 Euro unterstützen. „Wir werden mit dem Lehrstuhl Industrial Design der HfG hierzu einen Vertrag schließen“, erläuterte INNO-Geschäftsführerin Daniela Matha. „Das komplexe Thema Design, seine Verdichtung von technologischem und kulturellem Wissen bringt viele Fachgebiete zusammen und wirkt damit in die Stadt und ihre Bevölkerung, in die Wirtschaft und Industrie.“ Für solch eine inhaltliche Vernetzung braucht es innovative Ansätze, die der Kooperationsvertrag zusätzlich mit dem Wettbewerb „Zukunftspreis Designpark“ fördert: Er richtet sich jedes Jahr an die Studierenden des HfG-Fachbereichs Design, die sich mit der Entwicklung und Gestaltung von Produkten im Zusammenspiel mit Künstlicher Intelligenz und/oder mit Aspekten der Nachhaltigkeit auseinandersetzen, und ist mit jährlich 10.000 Euro dotiert. „Künstliche Intelligenz, Neue Produktion und Logistik, Super-Urbanität, Klimaschutz, Technologiewandel, Prosperität: Das sind einige der ‚super issues‘ für Unternehmen und für die Städte, auch für Offenbach“, betonte Professor Frank Zebner. „Der Designpark Offenbach bildet hierfür das Gravitationszentrum, um gleichzeitig als urban-industrielle Strategie neue Impulse für die Industrie der Zukunft zu liefern und sich in das Gefüge Offenbachs einzubetten.“

Projekt 3: Die Innenstadt mit sozio-kulturellen Projekten weiter beleben 

Kreative Ideen sind auch beim dritten Projekt des Vertrags gefragt: Es geht um „Experimentelle Raumkonzepte zur Belebung der Innenstadt“, basierend auf dem Mitte 2020 beschlossenen Zukunftskonzept Innenstadt. Das Lehrgebiet Experimentelle Raumkonzepte als Partner hat hier schon Erfolge vorzuweisen: Mit ihren sozio-kulturellen Projekten „UND“ und „DIAMANT – Museum of Urban Culture“ schuf die HfG-Arbeitsgruppe temporäre offene Orte und neue Formen kultureller Gemeinschaft in einer offenen Stadt. „Die Hochschule setzte mit ihren Studierenden in Eigenregie die wichtigen kreativen Impulse, die unsere Innenstadt als einen Baustein von mehreren gut brauchen kann – darauf wollen wir weiter aufbauen“, unterstrich OB Schwenke. Um die City weiter attraktiv zu gestalten, sind nun jährlich weitere Aktionen in der Innenstadt und im öffentlichen Raum geplant. „Sie dienen dazu, den Menschen Kunst und Kultur näher zu bringen, ein gemeinschaftliches Lebensgefühl zu stärken und für mehr Toleranz und Weltoffenheit zu werben.“

Für die drei Projekte stehen von 2023 bis 2027 jährlich 97.500 Euro (plus den 12.500 Euro der INNO) zur Verfügung, die sich wie folgt auf die einzelnen Lehrgebiete verteilen: Urban Design/Integrierendes Design 50.000 Euro, Industrial Design 35.000 Euro inklusive Designpreis, Experimentelle Raumkonzepte 25.000 Euro. 

Mit seinem interdisziplinären Ansatz wird der Kooperationsvertrag mit neuen Impulsen die urbane Transformation in Offenbach weiter voranbringen

Božica Niermann, Leiterin des Amt für Wirtschaftsförderung

Außerdem ruft die Stadt Offenbach einen Beirat ein, der sich fortlaufend über die Schwerpunkte der Zusammenarbeit abstimmt. Er besteht aus acht Mitgliedern – je vier von HfG und Stadt – und kann zur Entscheidungsfindung externe Dritter zu Rate ziehen. Entscheidungen werden einvernehmlich oder bei Bedarf mit Zweidrittel-Mehrheit getroffen. „Damit sind wir gut aufgestellt, um nun gemeinsam mit der HfG neue, innovative Ideen noch zügiger voranzubringen“, unterstrich Bau- und Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Wir als ,Soul OF Hessen‘ lassen den Wandel nicht einfach geschehen“, sagte OB Schwenke abschließend: „Wir bündeln unsere kreativen Kräfte vor Ort, um unsere Zukunft gemeinsam proaktiv zu gestalten. Davon profitiert der Standort Offenbach ebenso wie die Lebens- und Aufenthaltsqualität für alle.“

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