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Stadt Offenbach

Offenbacher Vorschulkinder: Zu hoher Medienkonsum und schlechtere Sprachkenntnisse

30.06.2023

Den Gesundheitszustand der Grundschulkinder erfasst das Stadtgesundheitsamt jährlich in der Schuleingangsuntersuchung. Aus den Untersuchungen gehen umfangreiche Hinweise für Eltern hervor und es wird überprüft, ob es besonderen Bedarf für Förderung und Unterstützung gibt. Die Ärztinnen und Ärzte beraten dabei auch zu Impfungen, Ernährung, Hilfen und Schullaufbahn oder empfehlen weitergehende Untersuchungen beim Facharzt, wenn nötig.

„Die ersten vollständigen Untersuchungen seit 2019 zeigen in vielen Bereichen ähnliche Werte wie früher. Verschlechtert hat sich insbesondere die altersgerechte Sprache in den vergangenen Jahren. Dafür sprechen mehr Kinder fehlerfrei Deutsch als vor der Pandemie – auch wenn wir hier weiteren Förderbedarf sehen“, erläutert Bürgermeisterin und Gesundheitsdezernentin Sabine Groß.

2022 hat das Stadtgesundheitsamt 1.434 Kinder untersucht. Das ist die höchste Zahl seit 2007. Ein besonderer Fokus liegt auf den Erhebungen zur altersgerechten Sprache: Hier verzeichnet das Stadtgesundheitsamt mit knapp 67 Prozent den schlechtesten Wert seit Beginn der Dokumentation. Das bedeutet, dass die Sprachkompetenz insgesamt, insbesondere mit Blick auf grammatikalische Kenntnisse und die Fähigkeit zur Artikulation abnimmt. Bei diesen Sprachstörungen zeigte sich kein Unterschied bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund.

Positiv ist die Entwicklung der Deutschkenntnisse trotz der zwischenzeitlichen Pandemie: Rund 40 Prozent aller untersuchten Kinder sprechen fehlerfrei Deutsch – und damit mehr Kinder als vor der Pandemie. Noch besser sieht es in Familien aus, in denen die wichtigste Bezugsperson fehlerfrei Deutsch spricht. Hier liegt die Quote bei rund 70 Prozent. Kinder mit Migrationshintergrund sind hier im Nachteil: 80,7 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund sprechen ein fehlerfreies Deutsch gegenüber nur 31,2 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund.

„Wichtiger Faktor für das Lernen der deutschen Sprache ist die Dauer des Kita-Besuchs: Kinder profitieren unglaublich von der Förderung in den Offenbacher Kindertagesstätten des EKO und anderer Träger. Je länger sie in den Kitas sind, desto besser werden ihre Deutschkenntnisse. Das zeigt: In den Kitaswerden zentrale Weichen für das künftige Leben gestellt und wir investieren in Förderprogramme, die gezielt Familien mit Migrationshintergrund ansprechen“, erläutert Bürgermeisterin Groß. „Zu nennen sind hier beispielsweise das Projekt Elmo – Eltern lernen mit in Offenbach, der Krabbeltreff Luise für Kinder vor dem Kita-Alter und ECHO – Elternchancen in Offenbach, ein recht neues Pilotprojekt im Stadtteil Nordend.“

Von den 1.434 untersuchten Kindern (730 Jungen und 704 Mädchen) haben 1.165 Kinder einen Migrationshintergrund. 137 der Kinder besuchten eine Kindertagesstätte erst seit weniger als 18 Monaten oder gar nicht. Bei jeweils rund 8 Prozent der Kinder wurden Probleme beim Sehen oder Hören festgestellt. Bei den Tests zur groben Motorik des Körpers gab es Auffälligkeiten bei rund 12 Prozent, bei Feinmotorik – also Fingerfertigkeit – bei knapp 24 Prozent.

Rund 66 Prozent der Kinder haben alle vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen absolviert. Die Masernimpfung erhielten rund 97 Prozent – gegen Pneumokokken waren rund 73 Prozent geimpft. Insgesamt fällt die Impfquote der Kinder in Offenbach vergleichsweise hoch aus.

Zum ersten Mal hat das Stadtgesundheitsamt auch Eltern gebeten, die Dauer des Medienkonsums ihrer Kinder zu dokumentieren. Empfohlen wird bis sechs Jahre eine Zeit von bis zu 30 Minuten mit elektronischen Medien. 80 Prozent der Einschulungskinder nutzen Medien länger am Tag, 40 Prozent nutzen Medien bis zu einer Stunde. Als äußerst bedenklich stuft das Gesundheitsamt einen Konsum von mehr als zwei Stunden pro Tag ein – das war bei rund 15 Prozent der Fall.

Hintergrund

Die Schuleingangsuntersuchung ist ein Verfahren, das vor dem Eintritt in die Grundschule stattfindet und das Ziel hat, den Entwicklungsstand und die Gesundheit eines Kindes zu überprüfen. In Offenbach wird sie im Zeitraum von etwa 9 Monaten vor der Einschulung durchgeführt. Die Schuleingangsuntersuchung durch das Stadtgesundheitsamt hat in Offenbach eine jahrzehntelange Tradition. Grundlage ist zurzeit das „Hessische Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst (HGöGD)“ vom 28.9.2007 (geändert v. 07.09.2012) sowie das „Hessische Schulgesetz“ §71 in der Fassung vom 30.Juni 2017.

Erfasst werden alle Kinder, die im kommenden Schuljahr schulpflichtig werden. Hinzu kommen sogenannte „Kannkinder“, die auf Antrag der Eltern vorzeitig eingeschult werden können. Sie wird von speziell geschultem medizinischem Personal, wie Ärztinnen und Fachkräften des öffentlichen Gesundheitsdienstes, durchgeführt. Die Untersuchung umfasst verschiedene Aspekte, darunter die körperliche, motorische, sprachliche und soziale Entwicklung des Kindes.

Ein Hauptgrund für die Bedeutung der Schuleingangsuntersuchung liegt darin, dass sie frühzeitig mögliche Entwicklungsstörungen oder gesundheitliche Probleme bei Kindern erkennen kann. Durch die frühzeitige Identifizierung solcher Probleme können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um die bestmögliche Unterstützung und Förderung für das Kind bereitzustellen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Schuleingangsuntersuchung ist die Erfassung des sozialen Entwicklungsstands des Kindes. Durch eine genaue Beobachtung und Beurteilung des Verhaltens und der Interaktion des Kindes können mögliche Probleme im Bereich der sozialen Kompetenzen identifiziert werden. Dies kann darauf hinweisen, ob das Kind Schwierigkeiten hat, sich in einer Gruppe einzufügen, Freundschaften zu knüpfen oder angemessen mit anderen zu kommunizieren. Durch die frühzeitige Erkennung solcher Herausforderungen können gezielte Maßnahmen ergriffen werden, um das soziale Wohlbefinden des Kindes zu fördern und es bei der Integration in die Schulgemeinschaft zu unterstützen.

Die Schuleingangsuntersuchung bietet auch den Eltern die Möglichkeit, über den Entwicklungsstand und die Gesundheit ihres Kindes informiert zu werden. Die Eltern erhalten in der Regel eine detaillierte Auskunft über die Ergebnisse der Untersuchung und können mit den Fachkräften über mögliche Unterstützungsmaßnahmen und Fördermöglichkeiten für ihr Kind sprechen. Dieser Austausch zwischen Eltern und Fachleuten fördert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, bei der die Eltern aktiv in den Entwicklungsprozess ihres Kindes einbezogen werden.

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