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Stadt Offenbach

Verleihung des Denkmalschutzpreises 2022 an Eheleute Kessler

28.08.2023

Für die aufwändige und fachgerechte Teilsanierung eines dreigeschossigen Wohnhauses aus dem Jahr 1894 erhalten Martina und Dr. Michael Kessler den Denkmalschutzpreis 2022 der Stadt Offenbach. Die Preisverleihung findet  im Gründerzentrum Ostpol am 1. September um 17 Uhr durch Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber statt. Der Denkmalschutzpreis, der seit 2005 jährlich verliehen wird, ist mit 3.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wird vom Rotary Club Offenbach zur Verfügung gestellt und wird vom Vorsitzenden der Rotarier übergeben. Die Laudation hält der Vorsitzende des Denkmalbeirats der Stadt Offenbach, Dominik Mangelmann. Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind herzlich zum Termin eingeladen.

Laut Baudezernent Paul-Gerhard Weiß, wies das Gebäude beim Erwerb durch die Offenbacher Eheleute Kessler im Jahr 2011 einen erheblichen Sanierungs- und Renovierungsstau auf, der sich letztlich als großer Gewinn in denkmalfachlicher Sicht erwies: „Wie sich herausstellte, besteht das Gebäude aus einem ungewöhnlich hohen Maß an bauzeitlicher Originalsubstanz“, so Weiß. „Diese Bausubstanz ist aufgrund der Tatsache, dass es sich seinerzeit um eine wohlhabende Bauherrschaft gehandelt hat, von sehr hoher und teilweise herausragender Qualität.“ Mit der Verleihung des Denkmalschutzpreises würdigt die Stadt Offenbach die Sanierungsarbeiten an der Frontfassade und die Restaurierung des Eingangsbereichs sowie des Treppenhauses.

Die Liegenschaft befindet sich auf dem Grundstück des früheren „Asphalt- und Cementgeschäftes und der Dachpappen- und Theerprodukte-Fabrik“ W. Ermold an der Mainstraße. Sie sticht durch eine aufwändig gestaltete, mit Sandstein verputzte Fassade und -sockel hervor, für die der Architekt Max Schröder verantwortlich zeichnete. Das Erdgeschoss ist geprägt von einer rundbogigen Tordurchfahrt und einem Portal mit Oberlicht, dessen Verglasung durch ein schmiedeeisernes Gitter geschützt wird. Die Wände wurden mit reichhaltigen, stark plastischen Verzierungen versehen. Auch die Haustür ist aufwändig mit Verglasung und Schutzgittern versehen – ebenso wie die Kellerfenster. Die Fenstergewände sind profiliert, aber nur wenig auskragend. In den Brüstungsfeldern befinden sich Kacheln mit bunten Mosaiken. 1908 erhielt der Bau einen Erker mit breiten, geschwungenen Frontgiebel im ersten Obergeschoss. Am dritten Obergeschoss befindet sich seitlich jeweils ein kleiner Balkon mit reich profilierten Konsolen und schmiedeeisernen Brüstungsgittern. Das Dachgeschoss verfügt seitlich des Giebels über je zwei Gauben. „Insgesamt handelt es sich um ein gut erhaltenes Beispiel eines baukünstlerisch wertvollen Hauses in ungewöhnlicher Ausführung“, heißt es in der Denkmaltopographie der Stadt Offenbach. Aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen ist das Gebäude als Kulturdenkmal nach § 2, Absatz 1 des Hessischen Denkmalschutzgesetzes in das Denkmalverzeichnis des Landes Hessen eingetragen.

Aufwendige Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten

Wie Jürgen Lehmann von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Offenbach berichtet, haben die Eheleute Kessler nach ihrem Erwerb der Liegenschaft Schritt für Schritt Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Unter Beibehaltung der teilweise jahrzehntealten Mietverhältnisse wurden die Wohnungen im Laufe der Jahre unter Berücksichtigung denkmalfachlicher Aspekte, insbesondere auch in Bezug auf die Haustechnik, renoviert. Beim Ausbau des sehr geräumigen Dachraums wurde der Treppenraum in denkmalfachlicher Hinsicht sehr zurückhaltend brandschutztechnisch ertüchtigt. So konnten auch die großzügigen Grundrisse der Wohnungen in authentischer Weise und Qualität erhalten bleiben.

„Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten an der vor allem im oberen Bereich erheblich beschädigten Straßenfassade mit ihren reichen Sandsteingliederungen. Diese war in ihrer Standsicherheit eingeschränkt beziehungsweise gefährdet“, erläutert Lehmann. Die Fassade wurde unter Einbindung des Instituts für Steinkonservierung e.V. (IfS) nach einer Reinigung steinmetzmäßig überarbeitet und ergänzt. Die Arbeiten wurden in hoher handwerklicher Qualität so ausgeführt, dass sich das Alter des Gebäudes weiterhin gut ablesen lässt: „Es wurde nicht versucht, einen optischen Neuzustand herbeizuführen. Ziel war es, einen maximalen Substanzerhalt unter der Maxime behutsamer Ergänzung und Sicherung zu gewährleisten.“ Der untere Bereich der Fassade mitsamt der farbigen Kachelmosaike war teilweise in einem so guten Zustand, dass eine Reinigung ausreichte.

Auch die sehr reich verzierte hölzerne Haustür wurde fachgerecht restauriert und repariert und zum Schutz mit Leinöl behandelt. „Diese tradierte Technik hat sich in den vergangenen Jahren bereits gut bewährt“, so Lehmann. „Vorhandene, teilweise reich verzierte Metallgitter wurden aufgearbeitet, im Dachbereich des später ergänzten Erkers wurden Spenglerarbeiten in herausragender Qualität ausgeführt. So wurde die komplexe Dachform in Blech getrieben. Teilweise noch vorhandene bauzeitliche Fenster wurden aufgearbeitet und ertüchtigt, unpassende Kunststofffenster wurden durch denkmalgerechte Holzfenster mit sehr schlanken Rahmenprofilen ersetzt.“

Weiterhin wurde der Eingangsbereich mit seinen reich gestalteten farbigen bauzeitlichen Zementfliesen, hölzernen Wandverkleidungen und Deckenmalereien unter vollständigem Erhalt der Originalsubstanz restauriert. Die im Bereich der Wände entlang der Treppenläufe der hölzernen Treppe nicht mehr überall vorhandenen Lincrustaflächen (im allgemeinen Sprachgebrauch „Prägetapete“) wurden durch eigens hergestellte Nachfertigungen, für die vor Ort ein Abguss genommen wurde, ergänzt. Deckenmalereien im Bereich der Treppe wurden restauriert oder auch rekonstruiert.

Ein wichtiges Kriterium des Denkmalbeirats bei seiner Entscheidung für die Preisvergabe zugunsten der Liegenschaft Mainstraße 137 war die Tatsache, dass er hier ein Engagement auszeichnen kann, das weit über das übliche Maß hinausgeht. Dies trifft insbesondere auf die Arbeiten an der Straßenfassade und dem Eingangs- und Treppenbereich zu. „Dass der Treppenraum eines Wohngebäudes mit Mietwohnungen mit derartigem Aufwand und so großer Liebe zum Detail überarbeitet wird, ist außergewöhnlich“, urteilt Lehmann.

Alle Arbeiten wurden in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen und der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Offenbach von fachkundigen und erfahrenen Restauratoren und Handwerkern ausgeführt und von im Denkmalbereich erfahrenen Architekten wie auch von der Bauherrschaft selbst koordiniert. „Preiswürdig ist das insgesamt hohe persönliche Engagement – so wurden zahlreiche Arbeiten in Eigenleistung ausgeführt. Ebenfalls preiswürdig ist die große Identifikation mit der Liegenschaft und ihrer Historie.“

Laut dem Vorsitzenden des Denkmalbeirats der Stadt Offenbach, Dominik Mangelmann, kann dieses Objekt dank des vorbildlichen Umgangs mit der Substanz und dem erreichten Ergebnis für andere Eigentümer von Baudenkmälern ein Vorbild sein, sich in ähnlicher Weise für den Denkmalschutz einzusetzen. Das hohe Engagement der Kesslers für die Ziele des Denkmalschutzes und der durch die Arbeiten erreichte dauerhafte Erhalt eines wichtigen, im Stadtbild sehr präsenten und lokalhistorisch wichtigen Baudenkmals seien vorbildhaft.

  • Politik

    Denkmalschutzpreis

    Die Stadtverordnetenversammlung verleiht seit 2005 jährlich den Offenbacher Denkmalschutzpreis. Ausgezeichnet werden besonders gut gelungene Beispiele für die denkmalgerechte Sanierung von Bauwerken.

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