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Stadt Offenbach

Wohngebäude erhält Denkmalschutzpreis 2020

17.12.2020 – Für die fachgerechte Sanierung des Wohnhauses in der Frankfurter Straße 131 erhalten die Eigentümer Julia und Lutz Fröhmer den Offenbacher Denkmalschutzpreis 2020.

Das Haus gehörte zur ursprünglich auf dem Areal des benachbarten heutigen Wetterdienstes liegenden Villa Löwenruhe und diente als Gärtnerwohnung. Das kleine eineinhalbgeschossige Haus errichtete 1888 das Bauunternehmen Gebrüder Beck in Klinker und Fachwerkbauweise. Im Erdgeschoss wird die Horizontale durch in Streifen angelegtes zweifarbiges Klinkermauerwerk betont. Das in Fachwerk- und Klinkerbauweise errichtete Obergeschoss ist durch Andreaskreuze und profilierte Balkenköpfe geprägt. Auffallend ist der weite, an den holzverschindelten Giebelseiten, durch aufwendige Freigespärre hervorgehobene Dachüberstand. Auch die Einfriedung mit Eisenstaketenzaun ist erhalten.

Neben der baukünstlerischen Bedeutung stellt das Gebäude einen wichtigen Teil der Villa Löwenruhe dar und ist als Gärtnerhaus zudem von hoher bautypologischer Bedeutung.

Das Gebäude wurde 2014 von den derzeitigen Eigentümern erworben. Im Bestand verfügte das Gebäude über eine äußerst knapp bemessene Wohnfläche – zwei kleine Räume und eine kleine Küche im EG und eineinhalb Räume im Dachgeschoss mit Dachschrägen.

Bei der Erweiterung des Baudenkmals „Gärtnerhaus Löwenruhe“ handelt es sich um einen eingeschossigen, flachen, pavillonartigen Anbau in Holzständerbauweise, mit großen Glaselementen und extensiver Dachbegrünung. Ziel war, die Wohnfläche im seitlichen rückwärtigen Teil des Grundstücks um ein modernes Wohn-Esszimmer mit offener Küche zu erweitern, ohne jedoch den Solitärcharakter des Denkmals zur Straße hin zu zerstören.

Der Anbau ist von der Straßenseite aus kaum zu sehen, da er in Höhe und Breite zurückgenommen ist. Die eigentliche Ausdehnung erfolgt in den nicht einsehbaren rückwärtigen Teil des Gartens. Der Anbau dreht sich an der nordöstlichen Hausecke um 15 Grad nach Nordwesten und fügt sich mit seiner Farbgebung in Rost-Optik in die Natur des alten Baumbestands ein. Die Anschlüsse an das alte Gebäude erfolgen mit hohen Fensterflächen, so dass von außen weiterhin viel vom Denkmal zu sehen ist, ohne dass dadurch innen die Privatsphäre beeinträchtigt wird.

Der einzige bauliche Eingriff ins Denkmal erfolgte am ehemaligen Küchenfenster zum Garten hin. Hier wurde die Brüstung entfernt, die Laibung in Sandstein gefast und somit ein Durchgang in den Erweiterungsteil geschaffen. Die Außenfassade, die nun im Wohnraum liegt, wurde restauriert. Die Halterungen der Fensterläden und des früheren Regenfallrohrs liegen nun innen und blieben bestehen.

Mit dem Anbau konnte die Wohneinheit zeitgemäß erweitert werden, denn die geringe Wohnfläche im Gärtnerhaus war durch das Treppenhaus und die Dachschrägen stark eingeschränkt: im Erdgeschoss befinden sich nun ein Zimmer und ein Flur mit einem anstelle der Küche eingebauten Gäste-WC und einem Wandschrank, im Dachgeschoss zwei kleinere Zimmer und ein Bad.

Der Garten und sein alter Baumbestand konnten in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde weitgehend erhalten werden, lediglich drei Eiben mussten entfernt werden, wurden aber an anderer Stelle ersetzt.

Der Anbau stellt in seiner Klarheit und Reduziertheit einen deutlichen Kontrast zwischen Alt und Neu dar, was durch die leichte Verdrehung noch betont wird.

Den Grob-Entwurf des Eigentümer-Ehepaars hat das Planungsbüro „Raum 3“ in Offenbach realisiert. Gesamtkonzept und alle Arbeiten am Gebäude wurden umfänglich und einvernehmlich mit der Unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt.

Neben der Erweiterungsmaßnahme wurde der historische Bestand Zug um Zug denkmalgerecht saniert. So wurden zuletzt das Fachwerk und die gestalterisch prägenden Holzteile der Dachkonstruktion fachgerecht mit Unterstützung der Eigentümer durch den Malerbetrieb Jürgen Jobmann (Restaurator im Handwerk) aus Offenbach bearbeitet.

Ein wichtiges Kriterium des Denkmalbeirats bei seinem Vorschlag für die Preisvergabe zugunsten der Frankfurter Straße 131 war die Tatsache, dass hier ein privates Engagement ausgezeichnet werden kann, das weit über das übliche Maß hinausgeht. Besonders in Hinblick auf den Ausgangszustand und den vorbildlichen Umgang mit der Substanz und das erreichte Ergebnis, könne dieses Objekt für andere Eigentümer von Baudenkmälern ein Vorbild sein, sich in vergleichbarer Weise für den Denkmalschutz und den Erhalt historischer Bausubstanz einzusetzen. Hohes Engagement für die Ziele des Denkmalschutzes und die Schaffung zeitgemäßen Wohnraums trügen hier zum dauerhaften Erhalt eines wichtigen, im Stadtbild sehr präsenten und in Offenbach einmaligen, Baudenkmals bei.

Den Preis übergibt der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber am Montag, 21. Dezember unter Pandemie-Bedingungen im kleinsten Rahmen im Freien. Dotiert ist der Preis mit 3.000 Euro, die vom Rotaryclub zur Verfügung gestellt werden. Das Preisgeld wird vom Vorsitzenden der Rotaríer, Christian Steguweit, übergeben. Die Preisverleihung begleiten auch Stadtrat Paul-Gerhard Weiß und der Vorsitzende des Denkmalbeirats der Stadt Offenbach, Dominik Mangelmann.

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