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Stadt Offenbach

Die unverpackte Wahrheit

20.07.2023 – Wer kennt diese Situation? Man steht im Supermarkt und sieht – mal wieder – ein Produkt, das fast aus mehr Verpackung als Inhalt besteht. Als Beispiel: ein Viertel des Gewichts von verpacktem Schinken ist reines Plastik. Bei bestimmten Fruchtquark-Produkten kommen bis zu 20 Prozent des Gesamtgewichts in den Verpackungsmüll. Und das ist leider die unverpackte Wahrheit des klassischen Supermarktes. Aber es muss nicht immer so sein.

Ein Blogbeitrag von Juliette Arnaud, Praktikantin in der Unternehmenskommunikation der Stadtwerke Offenbach

Seit etwa 2010 wächst die Anzahl an Unverpacktläden, also Geschäften, die unverpackte Lebensmittel verkaufen. Das Ziel hierbei ist es, sowohl Lebensmittelabfälle zu reduzieren durch die selbst zugeschnittenen Portionsgrößen der Kunden als auch den Verpackungsmüll zu vermeiden, der bei Produkten von klassischen Supermärkten schnell entsteht. Auch der Lebensmittelüberproduktion möchten solche Geschäfte entgegenwirken. Doch nicht nur in Sachen Abfall sind diese Läden vorbildlich unterwegs, denn die meisten befolgen die Standards von biologischen, also gesunden Produkten, einem regionalen Sortiment, das die lokalen Strukturen stützt und lange Transportwege meidet, als auch einem saisonalen und somit nachhaltigen Angebot.

Aber wie funktioniert das überhaupt, so ganz ohne Verpackung?

Die herkömmlichen Einwegverpackungsmethoden werden im Unverpacktladen durch selbst mitgebrachte Behälter wie Dosen oder Schraubgläser sowie Gemüse- beziehungsweise Obstnetze ersetzt, also Mehrwegalternativen. Außerdem werden meist in den Geschäften selbst wiederverwendbare Behälter zum Kauf oder Verleih gegen ein Pfand angeboten.

Die Aufbewahrung der Lebensmittel erfolgt durch verschiedene Systeme, zum Beispiel wird Mehl in verschließbaren Boxen oder Säcken aufbewahrt und Obst und Gemüse meist in Holzkisten. Wohl am bekanntesten sind jedoch die sogenannten „Gravity-Bins“, Behälter, meist noch aus Kunststoff, die vertikal an Wänden im Geschäft angebracht sind und das Entnehmen der gewünschten Menge unter der Wahrung von Hygienevorschriften erlauben; sie enthalten oft Nudeln, Süßigkeiten oder Müsli. Da Kunststoff jedoch dem Konzept der Unverpacktläden widerspricht, gibt es immer mehr Behälter aus Edelstahl, Holz und Glas.

Um in einem Unverpacktladen gut zurechtzukommen, gibt es vier Schritte zu befolgen:

  1. Zuerst wird das leere Gefäß gewogen und das Leergewicht wird mit einem Aufkleber oder einem Folienstift auf dem Gefäß notiert.

  2. Nun kann die gewünschte Menge eines Produkts in das Gefäß abgefüllt werden.

  3. Dann wird das gefüllte Gefäß erneut gewogen. Das kann je nach Laden entweder eigenverantwortlich oder an der Kasse erfolgen. So wird das Füllgewicht ermittelt.
  4. Schließlich wird die Ware nach Gewicht bezahlt.

Vorteile im Vergleich zu herkömmlichen Supermärkten

In Deutschland werden pro Jahr etwa 11 Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt - sieben Prozent davon, das entspricht 0,8 Millionen Tonnen, im Handel.

In Supermärkten und bei Discountern wird oft Ware aussortiert, die noch genießbar wäre - zum Beispiel, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist oder Obst und Gemüse weiche Stellen haben. Diese Produkte sind zwar in den meisten Fällen noch genießbar, im Handel können sie aber oft nicht weiterverarbeitet und so verwertet werden. Durch das Wegwerfen dieser Lebensmittel steigt jedoch nicht nur Bioabfall, der gut verwertet werden kann. Auch der Verpackungsmüll wird direkt mit entsorgt und zu oft landet beides zusammen direkt im Restabfall und wird verbrannt.

Durchschnittlich fielen im Jahr 2020 bei jedem von uns durch Einkäufe in Supermärkten und Co. 225,8 Kilogramm Verpackungsabfall an. Durch den Einkauf im Unverpacktladen kann jeder und jede dazu beitragen, diese Menge an Verpackungsabfall zu reduzieren. 


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