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Stadt Offenbach

Der Weg des Wassers bis in unsere Leitungen

22.08.2023

ZWO-Geschäftsführer Bernd Petermann vor den Monitoren zur Überwachung des Wassers

An den Türen steht „HPLC/IC“, „GC/MS“, „Anorganik“, „Mikrobiologie“ und „Chemikalien“, dahinter surren Maschinen und hantieren Menschen in weißen Kitteln mit Kolben und Pipetten. Sie untersuchen den Stoff, den Menschen, Fauna und Flora außer der Luft zum Atmen zum Leben brauchen: Wasser. Und das in der gebotenen Qualität, heißt ohne krankmachende Keime oder chemische Verunreinigungen. Bis das kostbare Trinkwasser so selbstverständlich aus dem Hahn läuft, durchläuft es einige Kontrollen. Die Chemikerinnen und Chemiker im Labor des Zweckverbands Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) analysieren Roh- und Trinkwasser. Bis zu 100 Parameter werden geprüft, erklärt Geschäftsführer Bernd Petermann. „Und damit deutlich mehr als in der Trinkwasserordnung vorgesehen, diese gibt nur 40 vor.“

Bürgermeisterin Sabine Groß und ZWO-Geschäftsführer Bernd Petermann vor den Kaskaden.

Gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Groß hat er an seinen Arbeitsplatz nach Jügesheim geladen, es geht um den Weg des Trinkwassers und die aktuell damit verbundenen Herausforderungen. Nitratverbindungen zum Beispiel, die von Landwirten eingebracht werden und sich nur schwer wieder aus dem Wasser filtern lassen oder die Versorgung von 450.000 Einwohnern in der Stadt Offenbach und in den 13 Städten und Gemeinden im Kreis Offenbach. 20,21 Millionen Liter Wasser darf der ZWO pro Jahr entnehmen. Die Rechte werden auf dreißig Jahre vergeben und dann wieder neu geprüft. Dabei geht es um eine verträgliche Entnahme, einerseits, aber auch der Versorgungsgarantie bei wachsender Bevölkerung und Siedlungsdruck. Hinzu kommt der individuelle Verbrauch: 126 Liter Wasser spülen die Menschen in Stadt und Kreis täglich nach der Nutzung in den Abfluss. „Wir waschen unser Gemüse und das Auto, spülen das Geschirr, gießen die Blumen, duschen. Die große Aufgabe die vor uns liegt, besteht darin, Wasser zu sparen, wenn möglich Trinkwasser zu ersetzen und soweit möglich mehr Trinkwasser zu fördern“, sagt Bürgermeisterin Groß.

Ein Behälter mit dolomitischem Filtermaterial

Denn bis das Wasser beim Verbraucher landet, hat es schon einen langen Weg hinter sich: Es ist als Regen oder Schnee auf die Erde gefallen und ist mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Jahr versickert. Je nach Bodenbeschaffenheit sammelt sich das Wasser in einer Tiefe von 25 bis 75 Metern, von dort wird es über einen der 121 Brunnen in eines der sechs Wasserwerke des ZWO gepumpt. Dort rieselt es zunächst über die sogenannten Kaskaden, bevor es im nächsten Schritt durch dolomitisches Filtermaterial fließt. Von überschüssiger Kohlensäure und mit ausgeglichenem Kalkkohlensäuregleichgewicht befreit, gelangt das Wasser über Wasserspeicher in das Fernleitungsnetz. Das wird in der Leitstelle 24 Stunden an sieben Tagen auf einer Vielzahl von Monitoren überwacht und gesteuert. Hier laufen alle Fäden zusammen, neben der Qualität des Wassers sind dies auch der Druck in der Leitung und natürlich der Verbrauch. Verschiedenen Kurven zeigen den Mitarbeitern Entnahmen, Nachfluss und Nachspeisungen.

„Wir sehen, dass der Verbrauch insgesamt zunimmt“, sagt Ingenieur Joachim Heil, er überwacht die Monitore. „Wenn viel Wasser entnommen wird, beispielsweise an einem heißen Wochenende, sinkt der Druck und wir müssen nachsteuern. Manchmal auch, in dem wir noch Wasser aus einem anderen Brunnen nachspeisen.“ Allerdings sind auch dabei die Möglichkeiten endlich, denn die Grundwasserpegel sind vielerorts gesunken, die Reservoirs in der Erde sind nicht mehr so gut gefüllt und die Beschaffung wird schwieriger.

Die Herausforderungen der Zukunft: Siedlungsdruck, Klimawandel und sinkendes Grundwasser

„Der Klimawandel hat nicht angefangen“, sagt Bürgermeisterin Groß, „wir sind schon mittendrin. Wasser ist unsere kostbarste Ressource und wenn wir sehen, wie langwierig und aufwändig die Aufbereitung auf der einen Seite und wie zunehmend schwierig Prognosen zu Niederschlagsmengen sind, wissen wir, dass wir umsichtig damit umgehen müssen und auch prüfen müssen von wo wir noch mehr Wasser in die Region bekommen.“ Regen fällt inzwischen weniger oder er kommt öfter als Starkregenereignis vom Himmel – in beiden Fällen trifft das Wasser vor allem in der Stadt auf aufgeheizte, ausgetrocknete oder versiegelte Flächen, wo es entweder verdunstet oder nicht versickern kann.

Sauberes und gefiltertes Trinkwasser

Mit dem Integrierten Ressourcenmanagement Rhein-Main (IRRM) und dem Zukunftsplan Hessen sind kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen festgeschrieben, um die öffentliche Wasserversorgung zu sichern. Neben baulichen Maßnahmen wie Zisternen sind das Kooperationen mit anderen Versorgern sowie technische Umsetzungen wie Infiltrationsanlagen, die für einen konstanten Grundwasserspiegel sorgen sollen. Teil des Maßnahmenpakets ist auch die Wasserampel, sie informiert frühzeitig über Pegelstände und mahnt in drei Schritten zum bewussten Umgang mit Wasser – so dürfen im aktuellen Zustand „gelb“ Rasenflächen nicht mehr gesprengt und nur noch mehrjährige Pflanzen gegossen werden. Mit der Niederschlagssatzung hat Offenbach auf kommunalpolitischer Ebene bereits einen wassersensiblen Weg eingeschlagen und fördert Entsieglungen, Zisternenbau und Dachbegrünungen. „Ziel ist es, Wasser zu sparen, aber auch alternative Möglichkeiten aufzuzeigen“, erklärt Groß. Hier kann jeder Einzelne etwas tun, indem Regenwasser gesammelt und zum Gießen oder Spülwasser für Bodenreinigung genutzt wird. 



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