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Stadt Offenbach

Konzept zur Einhaltung des beschlossenen Finanzierungsdeckels für den ÖPNV vorgelegt

30.03.2022 – Die Stadtverordnetenversammlung hat am 24. Juni 2021 die Deckelung der Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs der Stadt Offenbach auf 13 Millionen Euro jährlich, hiervon 5 Millionen aus dem städtischen Haushalt und weitere 8 Millionen von den Stadtwerken Offenbach, beschlossen. Der Magistrat wurde in dem Beschluss aufgefordert, ein Gesamtkonzept zur Einhaltung des Finanzierungsdeckels zu erstellen und den Stadtverordneten vorzulegen. Dieses Konzept liegt jetzt vor.

Zur Erstellung des Konzepts war ein Lenkungskreis eingerichtet worden. Der Lenkungskreis setzte sich zusammen aus der für den ÖPNV zuständigen Bürgermeisterin Sabine Groß, dem Stadtkämmerer Martin Wilhelm, den Geschäftsführungen der Stadtwerke-Unternehmen Offenbacher Verkehrs-Betriebe (OVB), Main Mobil Offenbach (MMO), Nahverkehr in Offenbach (NiO) und Stadtwerke Offenbach Holding (SOH) Anja Georgi, Heiko Linne und Peter Walther. Zusätzlich zu den Fachleuten aus den städtischen Unternehmen war mit kcw ein anerkanntes Beratungsunternehmen aus der Mobilitätsbranche beauftragt worden. Der Lenkungskreis tagte mehrfach und hat gemeinsam seit Herbst 2021 schrittweise das nun vorliegende Konzept erarbeitet.

Anpassung des Angebots: Nur 1,3 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer betroffen

Die wesentlichen Inhalte des nun vorgelegten Konzept bestehen in der Anpassung des Verkehrsangebots,  flankierende balancehaltende Maßnahmen, wie beispielsweise die Beschleunigung des ÖPNV durch eine entsprechende Ampel- und Verkehrssteuerung oder die Verbesserung der Zuwegung zu den Haltestellen, einer Reorganisation des Geschäftsfelds Mobilität der Stadtwerke Offenbach und der künftigen Steuerung der Mobilität.  Im Konzept werden als Rahmenbedingungen festgelegt, dass die Höhe des Budgets für die Stadt Offenbach und das Geschäftsfeld Mobilität verbindlich ist. Bei einer Übererfüllung des Budgets verbleibt das Geld im Geschäftsfeld Mobilität. Mehrkosten durch überplanmäßige Inflation müssen im Ausgleich berücksichtigt werden und das nun beschlossene Verkehrsangebot ist ein Mindestangebot.

Zur Einhaltung der Kostenvorgaben muss das aktuelle Verkehrsangebot um 550.000 Kilometer pro Jahr reduziert werden. Das entspricht etwa 14 Prozent der Fahrleistung. Dies kann so umgesetzt werden, dass von dieser Veränderung nur 1,3 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer unmittelbar betroffen sind.  Die Taktung in den Abendstunden kann sogar verbessert werden.

„Einsparungen im ÖPNV in diesem Umfang vorzunehmen war eine schwierige Aufgabe"

„Mir war es wichtig, dass das reduzierte Angebot als Mindestangebot in den Nahverkehrsplan aufgenommen wird und damit verbindliche Grundlage für die kommenden Jahre wird“, so Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß. „Der ÖPNV leistet einen wichtigen Beitrag für die Lebensqualität der Menschen in Offenbach, die Aufenthaltsqualität in unserer Stadt und den Klimaschutz hier vor Ort. Wir wollen im Rahmen der Verkehrswende langfristig ein ÖPNV-Angebot bereitstellen, dass eine attraktive Alternative zum Individualverkehr darstellt.“

„Einsparungen im ÖPNV in diesem Umfang vorzunehmen war eine schwierige Aufgabe. Es sollte dabei möglichst wenig an der Verkehrsleistung selbst eingespart werden und dort nur nach genauer Analyse der Auswirkungen auf die Fahrgäste. Das heißt nach einer genauen Betrachtung, auf welcher Linie fahren bisher wie viele Fahrgäste zu welchen Zeiten, wo können wir Parallelverkehre rausnehmen und wo können wir auch Verbesserungen und Beschleunigung des ÖPNV trotz der Einsparvorgaben erreichen. Besonderes Augenmerk haben wir darauf gelegt, dass wir eine Lösung finden bei der für uns nicht von Fahrpersonal trennen müssen und so wenige Fahrgäste wie möglich die Veränderungen negativ spüren“, erläutert Bürgermeisterin Sabine Groß.

 „Seit dem Beschluss im letzten Sommer hat die Welt sich verändert, die Inflation und die Treibstoff- und Energiekosten sind enorm gestiegen. Hierzu haben wir eine Lösung gefunden. Ebenso war wichtig, dass vereinbart wird, dass das verringerte Verkehrsangebot ein Mindestangebot ist und keine weiteren Einsparungen mehr erfolgen werden. Denn weitere Einsparungen bergen auch das große Risiko in eine Abwärtsspirale zu geraten, indem der ÖPNV weiter an Attraktivität einbüßt und wir dadurch Fahrgäste und damit Fahrgeldeinnahmen verlieren. Der ÖPNV ist für viele Menschen in unserer Stadt von enormer Bedeutung um zur Arbeit, zu Schule, zu Freunden, Vereinen, Kulturveranstaltungen usw. zu kommen. Er sichert Mobilität. Er ist ein wichtiger Baustein zur Einhaltung der Luftreinhaltewerte und zum Klimaschutz. Daher haben wir ein Gesamtkonzept erstellt und vereinbart, dass es balancehaltende Maßnahmen gibt. So soll geprüft werden, wie wir den Busverkehr beispielsweise durch weitere Busspuren oder andere Maßnahmen beschleunigen können und  vereinbart, dass für die Verbesserung der Zuwegung zu Haltestellen 500.000 € zur Verfügung gestellt werden“, sagt Bürgermeisterin Sabine Groß. „Wir haben auch alle Teile des Unternehmens genau unter die Lupe genommen und geschaut, wo es Potentiale für Einsparungen gibt, ohne die Kilometerleistung der Busse einschränken zu müssen“, so Groß und Stadtkämmerer Martin Wilhelm weiter.

Anpassungen der Verkehrsleistung nach genauer Analyse

„Da die Hauptkosten durch die Verkehrsleistung selbst entstehen, waren die Einsparvorgaben der Stadtverordneten aber nicht ohne Kürzungen im Angebot möglich. Durch die erforderlichen Einsparungen werden die Busse zukünftig zwar weniger Kilometer in der Stadt zurücklegen, jedoch ist für die meisten Menschen ohnehin wichtiger, wie oft die Busse fahren. Weniger wichtig erscheint die Entfernung zur Haltestelle. In Offenbach haben wir bisher auch im Vergleich zu anderen Kommunen ein sehr enges Netz an Haltestellen. Von diesen Grundsätzen ausgehend, wurden die Veränderungen vorgenommen“, erläutert Stadtkämmerer Martin Wilhelm.

„Die wesentlichen Schritte bestehen daher in der Angebotsanpassung des Verkehrs mit flankierenden balancehaltenden Maßnahmen und einer Reorganisation des Geschäftsfelds Mobilität der Stadtwerke Offenbach. Im Konzept werden als Rahmenbedingungen festgelegt, dass die Höhe des Budgets für die Stadt Offenbach und das Geschäftsfeld Mobilität verbindlich ist. Bei einer Übererfüllung des Deckels verbleibt das Geld im Geschäftsfeld Mobilität. Mehrkosten durch überplanmäßige Inflation müssen im Ausgleich berücksichtigt werden“, fasst Wilhelm zusammen.

 „Die Linienführung wird verbessert werden, indem wir parallele Verkehre zusammenlegen. Gerade in den Abendstunden können wir durch eine optimierte Linienführung den Takt verbessern. “, erläutert Anja Georgi, Geschäftsführerin der Offenbacher Verkehrs-Betriebe (OVB) aus dem Stadtwerke-Geschäftsfeld Mobilität. Durch die Anpassungen  werden rund 1,3 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden.

Auswirkungen auf den ÖPNV

  • Die Taktzeiten in den Abendstunden werden verbessert (15 Minutentakt bis ca. 21 Uhr, 30 Minutentakt bis 24 Uhr und 60 Minutentakt bis ca. 1 Uhr)
  • Bisher auf Teilstrecken parallel fahrende Verkehre werden gekürzt:  Beispielsweise verläuft die Linie 104 zukünftig nicht mehr parallel zum Linienweg der 101 in Bieber und Tempelsee.
  • Die Busse der Linie 106 waren bisher schwach in der Auslastung. Daher wird die Linie eingestellt – auch weil sie  in Teilen parallel zu anderen Linien durch das Stadtgebiet verläuft (Klinikum bis Marktplatz, Ketteler Krankenhaus bis OF-Ost). Teile des bisherigen Linienwegs  werden über eine geänderte Linienführung der Linie 108 zukünftig übernommen werden (Buchhügel nordwestlich der Rhönstraße / des Spessartrings). An der Sprendlinger Landstraße fahren mit den Regionalbuslinien  X 83 und 551 zwei Busse zum Marktplatz.
  • Die mit dem Fahrplanwechsel 2021/2022 vorgenommene Anbindung von Bürgel-Ost bleibt bestehen.

Keine Entlassungen im Fahrdienst

Aufgrund der Anpassung der Fahrleistungen müssen etwa 10 Prozent der Stellen im Fahrdienst der OVB und MMO gekürzt werden. Es wird davon ausgegangen, dass der Abbau im Rahmen der natürlichen Fluktuation, zum Beispiel Rente, bis zum Ende des Jahres erreicht wird.  Bereits in den letzten Wochen wurden freigewordene Stellen nicht mehr nachbesetzt. Alle fest beschäftigten Fahrerinnen und Fahrer können weiterhin beschäftigt werden. Auch die befristeten Verträge sollen fortgeführt werden.

Alle Kosten, Aufgaben und Strukturen kommen auf den Prüfstand

Der Reorganisationsprozess für das Geschäftsfeld Mobilität soll im Zeitraum von 2022 bis 2025 stattfinden Begleitet wird der Reorganisationsprozess durch die Dachgesellschaft SOH. Geschäftsführer Peter Walther ist Mitglied des Lenkungskreises. Die Finanzierung des Beratungsunternehmens, das diesen Prozess begleiten soll, erfolgte über die SOH GmbH.

„Wir haben die Aufgabe, sowohl die internen Prozesse als auch die angebotenen Dienstleistungen außerhalb der klassischen Leistungen des Busbetriebes (zusätzlich zum ÖPNV) auf den Prüfstand zu stellen“, so OVB-Geschäftsführer Heiko Linne. „In den nächsten drei Jahren werden wir alle Kosten, Aufgaben und Strukturen genau unter die Lupe nehmen. Der Prüfbericht von KCW zeigt eine Vielzahl an Einsparungspotenzialen auf, es gilt aber auch, die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Maßnahmen zu berücksichtigen.“

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