Tonangeber der ersten Stunde

Der Seidenweber Gilles André (1673-1748) kam als hugenottischer Glaubensflüchtling zunächst nach Frankfurt und zog 1709 nach Offenbach. Sein Enkel Johann beschloss, aus der florierenden handwerklichen Produktion auszusteigen und seiner Liebe zur Musik zu folgen: Er gründete 1774 die „Notenfabrique André“, um seinen Lebensunterhalt mit dem Druck und Verkauf von Musiknoten zu bestreiten ­ – und wagte damit ein Start-up der allerersten Stunde.  Johann André war befreundet mit Goethe und pflegte Kontakt zu Wolfgang Amadeus Mozart. 

Nach seinem Tod 1799 übernahm der Sohn Johann Anton den Betrieb. Mit seiner fundierten musikalischen Ausbildung komponierte er mehr als 100 Werke und schrieb ein Lehrbuch der Tonsetzkunst. Während einer Reise nach Wien kaufte Anton André von Mozarts Witwe Konstanze 1799 den handschriftlichen Nachlass ihres 1791 verstorbenen Mannes – darunter Noten von „Die Zauberflöte“ und „Eine kleine Nachtmusik“. 1800 erschien von Offenbach aus erstmals eine lithographierte Notenausgabe von Mozart. 1854 teilten seine Erben die 273 Originalmanuskripte in sieben Teile auf. Knapp die Hälfte davon erwarb 1873 die Königliche Bibliothek zu Berlin, der Restbestand wurde auf Auktionen versteigert. 1923 verlegte die Familie ihr Musikgeschäft an den heutigen Standort in der Frankfurter Straße. Seit 1992 leitet Hans-Jörg André in siebter Generation das Familienunternehmen mit seinem umfangreichen Musikarchiv.