Nach den Anschlägen in Christchurch und Utrecht herrscht in den muslimischen Gemeinden in Offenbach eine Unsicherheit in Bezug auf die Sicherheitslage vor. Im Ausländerbeirat wurde am 20. März 2019 beschlossen, diesen Sorgen in einem Schreiben an den Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Südosthessen Ausdruck zu verleihen. Am vorigen Dienstag fand ein Treffen des Polizeipräsidenten Roland Ullmann mit Vorsitzenden von 15 Offenbacher Moscheen im Rathaus statt.
Ausländerbeiratsvorsitzender Abdelkader Rafoud verwies einleitend auf die nicht unerhebliche Anzahl an Menschen, die bei den Freitagsgebeten und Feiertagen in den Moscheen anwesend seien. Bei den großen Moscheen in der Stadt könne man von 800 – 1.000 Besuchern ausgehen. „Der Ausländerbeirat steht für den interreligiösen Dialog und wendet sich gegen jedwede extremistischen Aktivitäten, wie beispielsweise dem Salafismus.“ so Abdelkader Rafoud. „Wir stehen voll und ganz auf dem Boden der freiheitlichen demokratischen Grundordnung.“ machte der Vorsitzende unmissverständlich deutlich. Der Bedarf nach einem Sicherheitsgefühl der muslimischen Gemeinden gerade an Tagen, an denen die Moscheen voll sind, müsse ernst genommen werden. Deshalb suche man jetzt das Gespräch mit der Polizei, um konkrete Handlungsoptionen auszuloten.
Polizeipräsident Roland Ullmann zeigte großes Verständnis für die Sorge, die gerade nach solch schrecklichen Anschlägen, gleich wo sie stattgefunden hätten, vorherrsche und bedankte sich für das klare Bekenntnis des Ausländerbeirats zur Gewaltfreiheit. Klar sei, dass es sich bei dem Attentat in Neuseeland um einen Einzeltäter gehandelt habe. „Gleichwohl haben wir die Sicherheitslage bei uns in Hessen sofort bewerten müssen.“ sagte der Behördenleiter. Die Leiterin Abteilungsstab Stefanie König ergänzte, dass man heute wisse, der überführte Täter habe vereinzelte Bezüge nach Europa und auch nach Deutschland gehabt. Diese seien jedoch äußerst undifferenziert. Man könne davon ausgehen, dass keine konkrete Gefahr für Hessen bestehe, bleibe jedoch immer hochsensibel bei der Thematik.
Michael Schmidt, Leiter des 1. Polizeireviers und Uwe Bennewitz, Leiter des 2. Polizeireviers in Offenbach führten aus, dass alle Moscheen im Offenbacher Stadtgebiet auf den regelmäßigen Touren der verschiedenen Streifendienste lägen. Seit Jahren seien der örtlichen Polizei die wichtigen Termine, bei denen viele Menschen die Moscheen besuchen, bekannt. Der jeweilige Dienstgruppenleiter habe diese in seiner täglichen Terminübersicht. Gut und richtig sei es, die Polizei über besondere Termine zu informieren, so Bennewitz. Im Übrigen könne und solle man die Leiter der Reviere oder die Kontaktbeamten bei Problemen oder Verdachtsmomenten jederzeit ansprechen. Man wünsche sich, dass hier keinerlei Scheu bei den muslimischen Gemeinden vorläge. „Uns ist es lieber, wenn einmal mehr als zu wenig angerufen wird. Schließlich ist die Sicherheit ein gemeinsames Anliegen von uns allen.“ erklärte Uwe Bennewitz. Wichtig sei auch zu erwähnen, dass Offenbach gemeinsam mit Heusenstamm als Schwerpunktdienststelle zur Abwehr von extremistischen Anschlägen als die ersten in Hessen ausgebildet worden wären. Dementsprechend gut sei man hier auch mit Gerät und diversen Möglichkeiten zur schnellen Beendung solcher Taten ausgerüstet, ergänzte der Polizeipräsident. Er wolle darüber hinaus nicht unerwähnt lassen, dass trotz keiner erkennbar erhöhten Bedrohungslage die Streifen zu Zeiten der Freitagsgebete eine erhöhte Aufmerksamkeit im Vergleich zur Vergangenheit aufbrächten.
Der Migrationsbeauftrage des Polizeipräsidiums Südosthessen, Hüsamettin Eryilmaz, verwies in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeiten einer kriminalpolizeilichen Beratung im Polizeiladen oder bei Bedarf vor Ort bei den verschiedenen Moscheen. So könne man sowohl sicherheitstechnische Aspekte in den jeweiligen Moscheen eingehend prüfen als auch angepasste Verhaltensempfehlungen entwickeln, sagte Eryilmaz.
Die Vertreter der Moscheen zeigten sich sehr zufrieden mit den Ausführungen des Polizeipräsidenten und seinen Kolleginnen und Kollegen und erklärten sich abschließend zu einer engen Zusammenarbeit mit den Behörden bereit.