Drehleitern - von 1903 bis heute
35 Stundenkilometer und eine Reichweite von 35 Kilometer, dazu ein Leiterpark mit einer Auszugslänge von 23 Metern, der mit einem Kohlensäuremotor angetrieben wurde: 1903 besaß die Offenbacher Feuerwehr die erste elektrische Automobil-Rettungsleiter der Welt. Sie war bis 1927 im Einsatz und steht heute im Deutschen Feuerwehrmuseum in Fulda.
1802 wurde die erste Drehleiter der Welt in Paris vorgestellt. Edouard Regnier hatte im Rahmen eines Konstruktionswettbewerbs die ausfahrbare Feuerleiter entworfen. Die Berufsfeuerwehr in Leipzig war 1877 die erste Feuerwehr in Deutschland, die mit einem dreiteiligen Leitersatz eine Höhe von 23 Metern erreichte.
1903 erwarb die Offenbacher Feuerwehr ein Elektro-Automobils, bis dahin hatten Pferde die Löschgerätschaften zum jeweiligen Einsatzort gezogen. Da die Offenbacher Feuerwehr keine eigenen Pferde hatte und im Alarmfall erst Pferde organisiert werden mussten, ging immer kostbare Zeit verloren.
Am 24. September 1915 konnte in der Feuerwache in der Herrnstraße 50 ein neues Fahrzeug in Empfang genommen werden. Dieses war bereits zwei Jahre zuvor bestellt worden, allerdings verzögerte sich die Indienststellung durch den Weltkrieg.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde im Zuge der erstmaligen Normung kommunaler Feuerwehrfahrzeuge die leichte Drehleiter (LDL) eingeführt. Handantrieb war bei Drehleitern dieser Größenordnung damals üblich. Die LDL wurden auf einem leichten Lkw-Fahrgestell mit einer Nutzlast von 1,5 Tonnen aufgebaut und hatten eine Leiterlänge von 17 m. 1943 wurde dieser Typ DL 17 genannt, diese Bezeichnung wurde zunächst auch nach dem Zweiten Weltkrieg beibehalten.
1951 präsentierte Magirus-Deutz auf der IAA die damals höchste Drehleiter der Welt, die eine Steighöhe von 52 plus 2 Metern hatte. 1953 brachte Magirus-Deutz dann die erste komplett hydraulisch bewegte Drehleiter auf den Markt.
In der ersten Nachkriegsnorm, der DIN 14701 aus dem Jahr 1957, waren eine DL 18 als Nachfolger der DL 17 und eine ebenfalls handangetriebene DL 12 vorgesehen. Die DL 18 war in dieser Zeit eine bei kleineren Feuerwehren weit verbreitete Bauart.
Seit den 1960er Jahren wurden aber auch dort, bedingt durch die zunehmende Errichtung höherer Gebäude, größere Drehleitern mit maschinellem Antrieb wie die DL 30 üblich.
1971 wurde die Norm aufgeteilt: DIN 14701 beschrieb nur noch maschinell angetriebene Typen, DIN 14702 die DL 18 mit Handantrieb; die selten gebaute DL 12 entfiel.
1985 wurde die DL 18 in DL 16/4 mit Handbetrieb umbenannt. Heute sind DL 16/4 nur noch bei Feuerwehren vorzufinden, in deren Einsatzgebiet entweder keine höhere Bebauung vorliegt oder enge Gassen, etwa in der Altstadt, den Einsatz einer größeren Drehleiter unmöglich machen. Sie entsprechen jedoch keiner aktuellen Norm und sind technisch gesehen mangels hydraulischen Hubs keine Hubrettungsfahrzeuge. Ersetzt werden sie, wenn enge Bebauung dies erfordert, durch genormte DLK 12-9.
Durch die Verwendung von Frontlenkern statt Haubenwagen wuchsen Drehleitern in die Höhe, Schwerpunkt und Durchfahrtshöhe veränderten sich nachteilig. 1980 lieferte Magirus-Deutz die erste DLK 23-12 n. B. (n. B. = niedere Bauart). Mit Hilfe eines Fahrerhauses vor statt über dem Motor konnte wieder eine Bauhöhe im Bereich von drei Metern erreicht werden.